pixabay_chairs-58475 Im Mittelpunkt aller Guttempler-Aktivitäten steht die Hilfe für suchtkranke Menschen und ihre Angehörigen. Abhängigkeit ist kein Ausdruck persönlicher Schwäche, sondern eine erfolgreich behandelbare Erkrankung. Eine Abhängigkeit betrifft jedoch nicht allein den suchtkranken Menschen, sondern beeinträchtigt immer auch die Entwicklung und den Zusammenhalt seiner sozialen Beziehungen, besonders der Familie.

Die Guttempler richten ihre Hilfe darum nicht nur an die Abhängigen, sondern an die ganze Familie. Diese Hilfe geschieht vor allem in den Selbsthilfegruppen. Die Angehörigen leiden mit – darum benötigen auch sie Hilfe.

Auch für die Angehörigen gibt es verschiedene Phasen im Verlauf der Krankheit des Partners/der Partnerin. Wird zum Anfang erhöhter Alkoholkonsum noch verharmlost und entschuldigt, folgt eine Phase, in der Alkoholkonsum zum Konfliktstoff in der Partnerschaft wird. Dem Alkoholkranken wird mehr und mehr Verantwortung für den gemeinsamen Haushalt und die Kindererziehung abgenommen. Angst und Unsicherheit nehmen zu und auch Partner/innnen haben zunehmend psychosomatische Beschwerden. Nach außen wird oft die häusliche Situation verheimlicht und „heile Welt“ gespielt – aber Existenzängste machen sich breit und in vielen Fällen beginnt häusliche Gewalt, deren Auswirkungen nicht mehr zu verheimlichen sind. Verzweiflung über die Hilflosigkeit und oftmals auch Geldsorgen lassen Angehörigen zu Drohungen übergehen. „Ich verlasse dich!“ Nur werden diese Drohungen meist nicht wahr gemacht und verlieren den Druck, der damit erzeugt werden soll. Hier hilft nur konsequentes Handeln. Kein Verschweigen mehr, sondern Hilfe holen bei Beratungsstellen, Hausärzten oder in Selbsthilfegruppen, die sich mit diesem Thema auskennen.

Oft wird vergessen, wie sehr auch die Kinder und Jugendlichen unter der häuslichen Situation leiden. Sie sind verunsichert durch die schwankenden Erziehungsmaßnahmen, mal liebevoll und mit Geschenken bedacht, mal mit überzogenen Strenge. Oft haben die Kinder die Vorstellung, sie selbst seien an der für sie unerklärlichen Situation schuld. Meist zeigen sich die Auswirkungen des häuslichen Desasters in schlechten schulischen Leistungen und Aufmerksamkeitsdefiziten. Das Vertrauen zu den Eltern geht verloren, weil keine Verlässlichkeit in der Beziehung da ist. Das Kind, der Jugendliche, beginnt sich zu isolieren. Freunde werden nicht mehr eingeladen, weil man nicht weiß, wie man die Eltern nach der Schule zu Hause vorfindet: freundlich oder aggressiv, fürsorglich oder total betrunken. Es werden andere Bezugspersonen gesucht, manchmal die falschen. Kinder und Jugendliche breiten einen Mantel der Verschwiegenheit über die häusliche Situation. Der Alkoholismus eines oder beider Elternteile wird zum Familiengeheimnis. Und nicht selten übernehmen ältere Geschwister die Fürsorge für die kleineren Geschwister. Eine Aufgabe, die sie überfordert und ihnen ihre Jugend raubt. Kinder und Jugendliche aus einem suchtbelasteten Elternhaus werden im Erwachsenenalter sehr häufig selbst alkoholkrank oder greifen zu anderen Drogen.

Diesen Suchtkreislauf zu durchbrechen bemühen sich die Guttempler, durch Aufklärungsarbeit und Hilfe in den Guttempler Gemeinschaften. Hier treffen sich Menschen mit vergleichbaren Problemen, um sich gegenseitig zu unterstützen und zu helfen. Von der Erfahrung des anderen lernen, in der Gewissheit, dass man nicht der einzige Mensch mit einem suchtmittel-abhängigen Angehörigen ist. Gemeinsam können Lösungen für Probleme gefunden werden. Gespräche helfen dabei, einen neuen Lebensweg zu gehen.

logo_guttemplerDie Guttempler-Gemeinschaft in ihrer Nähe finden Sie unter www.guttempler.de

Die Guttempler-Gemeinschaft Steglitz finden Sie im Gutshaus Lichterfelde, Hindenburgdamm 28, 12203 Berlin, jeden Montag ab 19.00 Uhr zum Einzelgespräch, ab 19.30 Uhr beginnt der Gemeinschaftsabend mit den verschieden Themen über Alkohol und andere Drogen aber auch über das Leben im allgemeinen. Für jeden steht die Tür offen.

Es besteht die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme unter Telefon 030 8 33 31 81.

Petra Krause
Mitglied der Gemeinschaft Steglitz
Bundesvorsitzende der Guttempler in Deutschland

szs_mittelpunkt_november-2016_titelEin Beitrag aus dem Magazin „Im Mittelpunkt“ November/Dezember 2016 mit dem Leitthema „Sucht“
Das ganze Magazin können Sie als eBook oder interaktives Pdf herunterladen, die gedruckte Version, einschließlich dem Einleger mit allen Veranstaltungen des SzS, finden Sie in unseren Einrichtungen.