Mit einem Koffer voll Demokratie durch Berlin fahren und Jugendliche für den Inhalt begeistern? Schwer vorstellbar? Nicht, wenn es künftig nach der mobilen Lernwerkstatt Demokratie des Stadtteilzentrums Steglitz geht. Dann werden es sogar sieben Lernerlebniskoffer in vier Modulen sein, die ihren Weg zu den Jugendlichen suchen. Die ursprüngliche Idee war, ein Lernwerkstatt an einem festen Ort zu gründen. Bis ein passender Ort gefunden und Unterstützer*innen für die Idee gewonnen sind, soll nun aber zunächst eine mobile Lernwerkstatt entstehen. So feilten die Beteiligten weiter an ihrer Vorstellung, Demokratieförderung mit Kreativität und Spaß stattfinden zu lassen und dies mit Lernerlebniskoffern direkt zu den Jugendlichen zu bringen. In drei Workshop-Tagen wurde es immer konkreter.

Sechs Kolleg*innen des Stadtteilzentrums, die Bezirksstadträtin Carolina Böhm und ein Moderatorenteam der Weltenerbauer konkretisierten Schritt für Schritt den Plan, Demokratie für Jugendliche erlebbar zu machen. Am ersten Workshop-Tag in einer Bestandsaufnahme der Vorstellungen und Erfordernisse. Am zweiten Tag gemeinsam mit Jugendlichen aus dem Kinder- und Jugendhaus Immenweg, die zu ihren Eindrücken und Wünschen befragt wurden. Am Ende des dritten Tages schließlich stand die Zusammenfassung, wie das Projekt Bestand und Tragweite haben kann.

Die »Mobile Lernwerkstatt Demokratie« soll aus vier Paketen mit insgesamt sieben Lernerlebnis-Koffern bestehen. Es ist ein innovatives Format, mit dem Jugendliche vor Ort Demokratie erleben und erlernen können. Dazu greift sie Teilaspekte der definierten Lernerlebnisräume auf: »Politische Prozesse und Systeme verstehen lernen«, »Beteiligung erfahren in der eigenen Lebenswelt« und »Mit Gleichheit und Vielfalt umgehen«. Alle Pakete können einzeln für die Arbeit mit Jugendlichen gebucht werden und kommen in Form von »Koffern« flexibel an jeden Ort. Die Besonderheit der »Mobilen Lernwerkstatt Demokratie« ist das vierte Paket bzw. der vierte Koffer, mit dem die Jugendlichen nach Durchlauf der ersten drei Pakete eine eigene »Demokratieform« selbst gestalten sollen.

In den ersten drei Paketen geht es insbesondere darum, dass die Jugendlichen politische Prozesse und Systeme verstehen lernen, Erfahrungen machen, selber gehört zu werden und lernen mit Gleichheit und Vielfalt umzugehen. Hier soll das Verständnis für die Sache aufgebaut werden. Paket 1 beinhaltet Themen wie: Engagement in der Freizeit, Wege zu Gesetzen, Gespräche mit Politiker*innen, Rechte und Pflichten. Paket 2 besetzt Schlagworte wie den öffentlichen Raum, Schule, Familie, Individualität und Gemeinschaft. Paket 3 fordert einen Perspektivwechsel, Toleranz, Akzeptanz, Ungerechtigkeit erkennen und umgehen. Diese ersten drei Pakete sind untereinander austauschbar und können dem individuellen Wissenstand, Alter und Laune der entsprechenden Gruppe angepasst werden. Für ein umfassendes Lernerlebnis und als Voraussetzung für Paket 4 sollten alle drei Pakete durchlaufen werden.

Im vierten Paket, das „Endgegner“ genannt wird, geht es um Freiheit und Rahmen, in denen die Jugendlichen sich ihre eigene ideale Demokratie zusammen stellen können, also selber aktiv werden und gestalten. Dieses Paket bedarf eines gewissen Vorwissens der vorherigen Pakete. Das große Ziel ist es, den Jugendlichen Demokratie als gelebte Staatsform näher zu bringen. Sie soll erlebbar in Form von Beteiligung und Gestaltungsräumen be- und ergreifbar gemacht werden. Die Jugendlichen sollen verinnerlichen, dass sie demokratische Prozesse beeinflussen und lenken können. Mit der mobilen Lernwerkstatt sollen sie Demokratie als festes Element ihrer eigenen Erlebniswelt verstehen lernen. Demokratie soll nicht auf die politische Ebene reduziert, sondern als alle Lebensbereiche betreffende Lebensform verstanden und angenommen werden.

Das Pilotprojekt wird weiterentwickelt und verwirklicht werden. Finanzierungsmöglichkeiten und Sponsoren werden gesucht, die sich ebenso begeistern lassen wie das Team in den drei Workshop-Tagen. Am Ende soll eine buchbare Auswahl an Koffern bereitstehen, die selbsterklärend für Multiplikatoren, Erzieher*innen, Pädagog*innen durchzuführen sind. Demokratie und ihre Prozesse werden so in Koffer gepackt, zu den Jugendlichen an ihre Lebensorte gebracht und erlebbar gemacht.


Für Informationen zum Projekt und zur weiteren Projektentwicklung steht Ihnen Jonas Haupt, Projektleiter KiJuNa – Kinder-, Jugend- und Nachbarschaftszentrum, gerne zur Verfügung. E-Mail: haupt[at]sz-s.de, Telefon Mobil 0172 7 93 36 70 oder Festnetz 030 75 51 67 39.

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