Ein Ehrenamt beim Stadtteilzentrum Es gibt sie in nahezu jedem Bereich des gesellschaftlichen Lebens. Ob es sich um Briefmarkensammeln, Vogelkunde, den Sportverein oder schulische Elternarbeit handelt – sie sind überall unverzichtbar. Auch Feuerwehr, der Sanitätsdienst oder die Sozialarbeit sind auf sie angewiesen, um ihr großes Angebot in der Zivilgesellschaft aufrecht zu erhalten. Die Sprache ist von Millionen Menschen, die sich in Deutschland unentgeltlich und freiwillig in nahezu alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens einbringen und sich ehrenamtlich betätigen. Sie stellen ihre private Zeit in den Dienst einer Sache ihrer Wahl und lassen persönliche Belange dabei in den Hintergrund treten. Ob sie damit dem Staat seine Aufgaben abnehmen oder Gemeinschaft lebenswerter machen, ist viel diskutiert, aber letztlich unerheblich, denn – sie werden gebraucht!

Renate Vela gehört zu einem Team von ehrenamtlichen Helferinnen im Gutshaus Lichterfelde. Das Nachbarschaftshaus, in dessen oberen Etage eine Kindertagesstätte zu finden ist, dient im unteren Bereich als Begegnungsstätte für alle AnwohnerInnen und Gäste. Das Nachbarschaftscafé ist nur durch die Hilfe von Ehrenamtlichen aufrecht zu erhalten. Für Kaffee kochen, Brötchen schmieren oder Kuchen backen hat der Staat natürlich kein Geld zur Verfügung. So ist es den ehrenamtlichen Damen zu verdanken, dass das Café ein Insidertipp geworden ist und gerade in den Sommermonaten gerne besucht wird. Renate Vela sagt zu ihrem Engagement: „Seit Jahren arbeite ich ehrenamtlich in unterschiedlichen Einrichtungen. Angefangen habe ich bereits, als ich noch berufstätig war. Ich kann mein Wissen, meine Energie, meine Kompetenz und positive, lebensbejahende Einstellung in ganz unterschiedlicher Weise weitergeben und sie auch selber nutzen. Es erfüllt mich und macht mir Freude. Ehrenamt bedeutet auch, gebraucht zu werden, seine über viele Jahre erworbenen Fähigkeiten und  auch Lebenserfahrung einsetzen zu können. Also im besten Fall eine für beide Seiten bereichernde Situation. Ob es das Kinderlachen,  das „Danke“ für eine Hilfeleistung oder ein freundlicher Blick ist. Gleichzeitig ist es eine bedenkliche Entwicklung, dass soviel durch ehrenamtliche HelferInnen abgedeckt wird – werden muss. Kann der Staat überhaupt noch ohne uns? Reguläre Arbeitsstellen, die früher besetzt wurden, werden wegrationalisiert und heute teilweise mit ehrenamtlichen HelfernInnen besetzt.“ Natürlich ist ihr ehrenamtliches Engagement nicht in Zahlen messbar, das Nachbarschaftscafé stellt für den Träger der Einrichtung jedoch eine sehr wertvolle Bereicherung in der Nachbarschaftsarbeit dar. Die Projektleiterin des Hauses, Manuela Kolinski, tut daher viel für ihr ehrenamtliches Team, lädt regelmäßig zu Teamsitzungen ein und hat immer ein offenes Ohr für ihre HelferInnen.

Eva Gericke betätigt sich in einem anderen Bereich der ehrenamtlichen Arbeit für den sozialen Träger, dem Stadtteilzentrum Steglitz e.V. Hier kommt der frühere Beruf der Ehrenamtlichen zum Tragen und im Berufsleben gemachte Erfahrungen werden weiterhin genutzt: „Seit dem 4.11.2015 gebe ich einmal wöchentlich Deutschunterricht für Flüchtlingsfrauen im KiJuNa – Kinder-, Jugend- und Nachbarschaftszentrum des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. In den ersten Monaten teilte ich mir die Arbeit mit einer pensionierten Lehrerin aus Neukölln, die mehr Erfahrung mit nicht deutschsprachigen SchülerInnen hatte als ich. Ich hatte lange Jahre in Lichtenrade im selben Beruf gearbeitet. Die Arbeit zu zweit hatte den großen Vorteil, dass wir bei Bedarf die jungen lernbereiten Frauen in zwei Gruppen unterschiedlichen Niveaus einteilen konnten. Das war und ist oft nötig, da die bei uns unterrichteten Frauen einen sehr unterschiedlichen Bildungsstand mitbrachten. Einige sprachen sogar etwas Englisch und waren mit unseren lateinischen Buchstaben vertraut. Andere dagegen hatten noch Schwierigkeiten, einen Bleistift zu halten. Aber faszinierend und mitreißend sind die Freude und die Wissbegier, mit der alle beteiligten Frauen kommen, um zu lernen. Wenn die Sprache nicht ausreicht, um mich verständlich zu machen, arbeiten wir mit Bildern, Mimik und Gestik. Die Ergebnisse sind manchmal sehr lustig. Wir lachen viel gemeinsam. Was mir innerlich manchmal Schwierigkeiten bereitet, ist die Tatsache, dass ich nichts oder extrem wenig über die Vorgeschichte weiß und auch sehr wenig über ihr jetziges Leben. Das kann ich aber erst erfahren, wenn sie sich auf Deutsch verständlich machen können. Und genau deshalb unterrichte ich mit Freude weiter!“

Die Freude an der ehrenamtlichen Arbeit ist bei beiden Frauen ein entscheidender Faktor und Motivation dabei zu bleiben. Wie entscheidend die Freude am Ehrenamt ist, weiß Veronika Mampel, zu deren Arbeitsbereichen innerhalb des Stadtteilzentrums die Koordination der ehrenamtlichen HelferInnen gehört. So unterschiedlich Menschen sind, so unterschiedlich sind auch die Motive, ein Ehrenamt anzutreten. Hier gilt es, gut einzuschätzen, wie der Bedarf eines Trägers am Ehrenamt mit den Vorstellungen und Wünschen des Ehrenamtlichen in Einklang zu bringen sind. Der Ehrenamtliche übernimmt in der Regel keine Verantwortung und muss sich den Vorgaben des jeweiligen Trägers unterordnen. Die Persönlichkeit und das Menschenbild muss zu dem des Trägers passen. Um hier die richtige Waage zu finden, muss die ehrenamtliche Arbeit gut betreut sein. Veronika Mampel führt die ersten Gespräche, um die interessierten Ehrenamtlichen kennenzulernen, stimmt ihre Vorstellungen, Wünsche und Fähigkeiten mit dem zeitlich aktuellen Bedarf ab und betreut auch weiterhin. Ist das Ehrenamt eine zeitlang gelaufen, werden Bilanzgespräche geführt, um zu sehen, ob der ehrenamtliche Helfer sich wohl fühlt, was der Träger dazu beitragen kann oder ob es Verbesserungsvorschläge oder -möglichkeiten gibt. Nicht nur das Ehrenamt selber, auch die Arbeit um die Ehrenamtlichen herum muss gut organisiert und fundiert vonstatten laufen. So wird beispielsweise die ehrenamtliche Hilfe in der Flüchtlingsarbeit innerhalb des Stadtteilzentrums mit einem E-Mailverteiler und einer wöchentlichen Doodle-Liste gepflegt und koordiniert. Es kommt vor, dass die Vorstellung des ehrenamtlichen Helfers nicht zu den Erfordernissen des Trägers passt. Dann muss man den Mut und die Ehrlichkeit besitzen, sich einvernehmlich zu trennen. In der Regel ist der Träger jedoch in der schönen Position sich zum Beispiel mit einem Dankeschönkonzert oder einem gemeinsamen Grillabend bei seinen Ehrenamtlichen bedanken!

Interessieren Sie sich für ein Ehrenamt beim Stadtteilzentrum Steglitz e.V. treten Sie in Kontakt mit Manuela Kolinski, die Ihnen gerne Auskunft und Informationen dazu gibt. Telefon 030 84 4110 40 oder per E-Mail: kolinski@stadtteilzentrum-steglitz.de. Ob in der Nachbarschaftsarbeit oder in der Flüchtlingshilfe, bei der Hausaufgabenhilfe im schulischen Bereich … wir hätten da viele Ideen!

Anna Schmidt
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

szs_mittelpunkt_september-2016_titelEin Beitrag aus dem Magazin „Im Mittelpunkt“ September/Oktober 2016 mit dem Leitthema „Bürgerschaftliches Engagement“
Das ganze Magazin können Sie als eBook oder interaktives Pdf herunterladen, die gedruckte Version, einschließlich dem Einleger mit allen Veranstaltungen des SzS, finden Sie in unseren Einrichtungen.