easter-1238845__340Ich verzweifle manchmal an meinen Landsleuten. Ich höre sie jammern und schimpfen. Sie haben Ängste vor Fremden und vor allem, was sie potenziell für gefährlich oder riskant halten. Sie pflegen ihre dicken Bäuche und befürchten, nicht genug zu essen zu bekommen, wenn sie mal für ein paar Feiertage im Voraus einkaufen müssen. Sie haben Angst, dass Menschen, die ärmer sind als sie, etwas von ihrem Geld abhaben wollen. Wenn an der Grenze zur EU Menschen drauf gehen, schauen sie weg – sie sind ja nicht betroffen. Wenn in ihrer Stadt Nazis demonstrieren, schauen sie weg – der Mob richtet seinen Hass ja gegen andere.

Wenn der Nachbar sein Frau und seine Kinder schlägt, drehen sie sich weg, es sind ja nicht ihre Kinder, nicht ihre Frauen, die da misshandelt werden. Wenn die Hilfeschreie anderer Menschen zu laut werden, drehen sie den Fernseher lauter. Ihre größte Sorge gilt der nächsten Gehaltserhöhung oder dem diesjährigen Urlaubsziel – denn man kann ja nicht mehr überall hinfahren, weil die Welt „da draussen“ so schlecht ist.

Wenn „Gutmenschen“ anderen Menschen helfen, schütteln sie ahnungslos und arrogant den Kopf. Und zu Weihnachten gehen sie in die Kirche.

All diesen Leuten möchte ich ins Hirn hämmern: Schämt Euch. Wir leben in einem Land ohne Sorgen. Es gibt hier keine Hungersnöte, keinen Krieg, keine staatliche Willkür, die uns ins Arbeitslager verbannt, weil wir das Falsche (oder besser: das Richtige) denken. Fast alle haben Arbeit. Unsere Kinder gehen in Schulen, können studieren – und das nahezu kostenlos. Wir haben von allem im Überfluss. Wir leben in einem der reichsten Länder der Welt. Es mangelt uns an nichts. Wir haben keine Sorgen. Und die paar Probleme und Problemchen, die wir in unserem Land haben, lösen wir mit den Politikern, die wir frei und ohne Zwang wählen dürfen. Da wäre ein bisschen Demut und Dankbarkeit angesagt, oder?

Liebe Leute – eine Osterbotschaft, die mir gefallen könnte: Seht zu, dass Ihr Euren Arsch hochkriegt, öffnet Eure Augen, öffnet Eure Herzen. Sucht in Euch nach den Resten von Mitgefühl und Gerechtigkeitssinn (beides hattet Ihr im Überfluss, als Ihr noch Kinder wart). Mischt Euch ein. Teilt. Gebt etwas von dem ab, was Ihr im Überfluss habt. Engagiert Euch für Menschen, denen es nicht gut geht. Reisst Grenzen nieder. Die in Euch – und alle anderen.

Die Welt kann nur so schlecht sein, weil wir es zulassen. Sie kann so gut werden, wie wir es wollen. Wir müssen nur wollen. Dann könnte es allen Menschen besser gehen. Das wär doch was, oder?

Frohe Ostern.

Thomas Mampel
Geschäftsführer Stadtteilzentrum Steglitz e.V.