10_iss_72Als wir uns im Juli gegenseitig schöne Sommerferien wünschten, war klar, dass danach – mal wieder – alles anders sein würde. Zukünftig sollte die gesamte Ganztagsbetreuung an der Helene-Lange-Schule (ehem. 10.ISS) in Form von Arbeitsgemeinschaften (AGs) stattfinden. Wir wussten, dass dies eine Riesenaufgabe werden würde.

Heute können wir sagen, dass es geschafft ist. Die Helene-Lange-Schule ist nunmehr eine Sekundarschule im „teilgebundenen Ganztag“ mit einer Vielzahl von verschiedenen AG-Angeboten und einer Ergänzenden Förderung und Betreuung, die den Wünschen und Bedürfnissen unserer Schüler*innen gerecht wird. Insgesamt sind es derzeit 45 AGs, in denen unsere Kids ihre Ganztagsangebote wahrnehmen. Die Angebote reichen von „A“ wie „Argumentieren und Debattieren“ bis „Y“ für „Yoga“. Selbstverständlich gehören auch verschiedene sportliche Aktivitäten (z.B. Fußball, Basketball, Mini-Trampolin) zu unseren AGs. Malerei, Comic-Zeichnen, Graffiti, Töpfern sind Beispiele unserer Kreativ-AGs. Eine Holzwerkstatt, unterschiedliche Theater-AGs, eine Rhythmus-Gruppe, mehrere Koch- sowie tägliche Hausaufgaben-Gruppen runden unsere Angebotspalette schließlich ab.

Sicher klingt das nach sehr, sehr viel. Allerdings haben wir auch etwa 650 Schülerinnen und Schüler, denen wir die bestmögliche Ganztagsbetreuung bieten möchten.

Dahin zu kommen, heute all diese tollen AGs zu haben, war alles andere als einfach. Vor den letzten Sommerferien wussten wir ungefähr, wie viele Schüler*innen zu betreuen sein würden. Auch war absehbar, dass pro Wochentag jeweils eine Klassenstufe ihre zwei Ganztagsstunden haben würde. Anhand der verschiedenen Schülerzahlen konnten wir leicht herleiten, für welche Jahrgangsstufen besonders viele AGs gebraucht würden, um die einzelnen Gruppen nicht zu groß machen zu müssen. Allerdings war auch klar, dass unser kleines, vierköpfiges Team fester Mitarbeiter*innen in der EFöB (Ergänzende Förderung und Betreuung) diese Herkulesaufgabe nicht ohne weiteres Personal stemmen können würde.

Welche Räume – Schulküche, Sporthalle, Aula mit Theaterbühne, Werkstatt, usw. – uns für unsere pädagogische Arbeit zur Verfügung stehen würde, war erstmal eher unsicher.

Aber bevor wir uns mit solchen „Kleinigkeiten“ zu sehr aufhalten, suchten wir lieber das entsprechende Personal für dieses große Vorhaben!

10_iss_74 Gesucht wurden daher kreative Köpfe – Menschen mit besonderen Neigungen in den Bereichen Sport, Kultur oder Bildung. Erfahrungen in der Arbeit mit Jugendlichen erwünscht; Begeisterung für die eigene Sache sowie ein besonders hohes Maß an Flexibilität unbedingt erforderlich!

Bewusst wollten wir uns auch davon überraschen lassen, welche Projekt- bzw. AG-Ideen unsere Bewerber*innen so mitbringen würden. Ich hatte dann am Ende der Sommerferien und am Beginn des neuen Schuljahres das große Vergnügen, eine große Zahl äußerst interessanter Bewerber*innen einladen und kennenlernen zu dürfen. Ich traf auf Künstler, Forscher, weit gereiste und stets spannende Menschen. Kein einziges dieser Gespräche war ein „Bewerbungsgespräch“ im klassischen Sinne. Wir saßen meist zu zweit unter der Eiche auf unserem Schulhof und plauderten über Erlebtes, über Wünsche und Ziele sowie natürlich über die jeweils denkbaren AGs die ein Bewerber anbieten könnte und möchte.

Wenngleich nicht jede Idee und jeder Bewerber immer der oder die Richtige sein kann, hatten wir unglaubliches Glück, denn wir fanden (wie man heute sagen kann!) tolle neue Kolleginnen und Kollegen, die unser Team fortan als Honorarkräfte bei der Ganztags- und AG-Gestaltung verstärken.

Ein gedanklicher Blick auf die Check-liste verriet uns nun, dass wir die Schüler, die AGs, die richtigen AG-Leiterinnen und -leiter und sogar alle nötigen Räume hatten, um mit der Ganztgasbetreuung zu starten.

Lediglich eine winzige Kleinigkeit war noch zu erledigen – 650 Jugendliche in die für sie richtigen AGs zu bringen. Im ersten Schritt galt es, sie über die angebotenen AGs ausführlich zu informieren. Zu diesem Zweck wurde für jede Klassenstufe eine Angebotsbroschüre entwickelt, in der sich die jeweils für einen Jahrgang angebotenen AGs schriftlich vorstellten. Parallel dazu veröffentlichten wir alle AG-Beschreibungen auch auf der Homepage der Helene-Lange-Schule. Kurz darauf begannen wir eine gigantische „Briefwahlaktion“. Alle Schüler*innen der Schule waren nun aufgerufen, auf vorbereiteten Wahlzetteln ihre Erst-, Zweit- und Drittwünsche für ihre AGs abzugeben.

10_iss_71 Binnen weniger Tage waren diese Wahlzettel auch bereits vollständig ausgewertet und in Excel-Tabellen übertragen, sodass wir jahrgangsweise überblicken konnten, wer in welche AGs möchte. Der folgende Schritt war nun besonders knifflig! Einerseits wollte wir natürlich so viele Erstwünsche erfüllen wie irgend möglich. Andererseits wollten wir auch einzelne AGs nicht komplett überfüllen. So hätten wir sicher Fußball-AGs bilden können mit über 40 Teilnehmenden, aber der Spaß am Spiel wäre wohl auf der Strecke geblieben. Und daher waren wir froh, dass mittels der Zweit- und Drittwünsche uns immer noch Ausweichoptionen gegeben waren, in welche AGs wir Schüler*innen alternativ schicken konnten.

Trotz aller Bemühungen gab es auch Unzufriedenheiten, Reibungen und Missverständnisse. Deshalb gibt es auch bis heute noch Kids, die einen – eigens entwickelten – AG-Wechsel-Antrag ausfüllen, um in die für sie bessere Gruppe oder auch zu den von ihnen gemochteren Mitschülern zu kommen.

Auch sind die Arbeits- und Verwaltungsabläufe noch immer Neuland für alle Beteiligten und insofern ein Feld, auf dem wir uns stetig verbessern werden. Schließlich wollen wir, dass allen die AGs Freude bereiten, alle Kids in ihren Talenten gefördert oder neue entdeckt werden, aber auch dass am Ende einer Woche alle Klassenlehrer wissen und nachvollziehen können, falls mal jemand an seiner AG nicht oder nicht gut teilgenommen hat.

Allein diese Verwaltungsschritte (Anwesenheit erfassen und an Klassenleitungen melden) stellen ein enorm großes und in der heutigen Form neues Aufgabenfeld für unser Team dar, in das wir mit der Unterstützung der Schulleitung und in ständiger Rücksprache mit den Klassenleitungen immer besser hineinwachsen.

10_iss_73Es macht mich ausgesprochen glücklich, wenn dann am ende eines Schultages AG-Leiter*innen zu mir kommen und von „ihren Kids“ berichten oder wenn sie erzählen, dass einzelne Gruppe alsbald etwas aus den AGs vorführen möchten. Ebenso freue ich mich über das gegenseitige Vertrauen, wenn wir uns gegenseitig von den Herausforderungen und Problemen in den AGs berichten und gemeinsam nach Lösungen suchen.

Ich denke es ist nicht zu früh, um zu sagen, dass unsere Helene-Lange-Schule in diesem Jahr einen riesigen Schritt nach vorn gemacht hat und dass der „Ganztag“ mit seinen AGs und den AG-Leitenden seinen Beitrag dazu leistet und voller Freude und Tatendrang weiterhin leisten wird.

Mit dieser Mischung aus besinnlichem Blick zurück und Vorfreude auf Kommendes wünschen wir Ihnen und Euch eine schöne Adventszeit, fröhliche Weihnachten und einen guten Start in ein hoffentlich wunderschönes und spannendes neues Jahr 2016.

Sebastian Unger
Projektleiter der EFöB an der Helene-Lange-Schule