Die Idee war ganz einfach: Wir möchten den geflüchteten Kindern, die mit ihren Familien zu uns gekommen sind, schöne Herbstferien bieten. Wie macht man das? Ganz klar, viel erleben, neue Freunde finden, eine schöne, anregende Umgebung gestalten und natürlich sollen sie auch noch spielerisch Deutsch dabei lernen. Voller Tatendrang und Vorfreude wurde geplant. Einen Zoobesuch sollte es geben, eine Schatzsuche in der näheren Umgebung, einen Ausflug in den Britzer Garten und eine Schnitzeljagd durch ansässige Kinder- und Jugendeinrichtungen. Vormittags Deutschunterricht, nachmittags anregendes Programm oder freies Spielen, außerdem sollte jedem Ferienschulkind ein Patenkind an die Hand gegeben werden. So der Plan.

Zwölf Kinder im Grundschulalter wurden ausgesucht, die Familien besucht und auch die Eltern wurden zum gemeinsamen Frühstück eingeladen. Da an der Mercator-Grundschule in den Ferien Bauarbeiten stattfanden, wurde als Ort des Geschehens die EFöB der Giesensdorfer Schule ausgesucht, auch weil sie für die Kinder der Unterkunft am Ostpreußendamm fußläufig zu erreichen ist. Ein netter Deutschlehrer wurde kurzerhand eingestellt und es konnte losgehen mit der ersten Ferienschule des Stadtteilzentrums Steglitz e.V.

Am ersten Tag noch etwas verhalten, machten wir bereits am zweiten und dritten Tag die Erfahrung, dass alles anders kommen sollte und sich eben doch nichts so richtig planen lässt, wenn man sich auf etwas Neues einlassen möchte.

Die Kinder zeigten kein großes Interesse an einem Zoobesuch – vielmehr am Kennenlernen der Möglichkeiten innerhalb der Einrichtung. Als Ausflug reichte der Gang zum Supermarkt um die Ecke. Statt Schatzsuche lies Kekse backen und dekorieren die Herzen der Kinder höher schlagen und statt Schnitzeljagd sorgten Bügelbilder für helle Aufregung. Die kleineren Kinder wollten permanent Deutschunterricht machen („Ist endlich wieder Schule?“), während sich die Größeren, nach anfänglichen Schwierigkeiten, hauptsächlich für Fußball und die Mädchen interessierten. Harmonische Ruhe kehrte beim Perlen-Aufstecken ein und heilloses Durcheinander bei den Essenssituationen.

Wir alle (sowohl die Kinder als auch die Erwachsenen) standen vor neuen Herausforderungen:

Die Erzieher mussten damit umgehen, dass nicht immer die selben Kinder anwesend waren und diejenigen, die da waren, Probleme aus der Unterkunft mit in die Ferienschule brachten.

Auf die Ferienschulkinder kamen viele neue Erzieher, Lehrer und Regeln sowie ein Zusammentreffen mit anderen Kindern, die diese Regeln bereits beherrschten, zu.

Und die Kinder in der Giesensdorfer EFöB hatten auf einmal Besuch von Altersgenossen mit denen sie nicht so richtig umzugehen wussten.

Kurzerhand wurde umgeplant, angepasst und reflektiert, sodass doch in der zweiten Woche jeder seinen Platz in der Ferienschule finden konnte.

Beim gemeinsamen Pizza backen, Stockbrot-Grillen und Drachensteigen wurden deutsche Vokabeln wie von Zauberhand erlernt und der Kontakt zwischen den Kindern untereinander war schnell hergestellt.

Manchmal sind es eben nicht die großen Dinge … Das war wohl die Haupterfahrung dieser Tage. Im Kleinen müssen wir ansetzen, um die großen Dinge zu erreichen.

Julia Hörcher