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– eine Aufgabe für Stadtteilzentren und Nachbarschaftseinrichtungen

Die Zahl der Flüchtlinge, die Berlin aufnimmt, wird auf absehbarer Zeit steigen. Ihre Integration ist eine gesellschaftspolitische Aufgabe für alle Berlinerinnen und Berliner. Die Flüchtlinge, die zu uns kommen, werden zum größten Teil hier bleiben können. An dieser Stelle ist nicht mehr Unterbringung und Erstversorgung gefragt, sondern die Integration unsere neuen Mitbürgerinnen und Mitbürger vom ersten Tag an.

Stadteilzentren und Nachbarschaftseinrichtungen übernehmen diese Aufgabe bereits heute, denn sie sind Träger der sozialraum- und gemeinwesenorientierten Kinder-, Jugend-, Familien- und Seniorenarbeit. Sie sind von Beginn an in der Arbeit mit Flüchtlingen aktiv. Sie betreuen zahlreiche Ehrenamtliche, die die Arbeit der Projekte und Einrichtungen – Kindertagesstätten, Schulkooperationen, Jugendfreizeiteinrichtungen, Nachbarschafts- und Seniorenzentren – auf vielfältige Weise unterstützen. Sie begleiten und unterstützen Flüchtlingsinitiativen und Willkommensbündnisse. In den nächsten Wochen und Monaten werden sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Aktivitäten in Projekten für Flüchtlinge weiter ausbauen.

Und das ist mehr als notwendig! Denn Integration gelingt nicht von heute auf morgen, Integration braucht einen Rahmen und muss dann beginnen, wenn unsere neuen Mitbürgerinnen und Mitbürger uns erreichen – nicht erst, wenn sie anerkannte Flüchtlinge sind.

Stadtteilzentren und Nachbarschaftseinrichtungen leisten einen Beitrag dazu, dass ein authentischer Dialog zwischen Berlinerinnen und Berliner entsteht, dass Menschen vernetzt werden und gemeinsam ihren Sozialraum gestalten. Sie zeigen Menschen, die zu uns geflüchtet sind, Wege der beruflichen Integration auf, sie organisieren eigene innovative Maßnahmen und Programme.

Der Paritätische Berlin unterstützt die Stadtteilzentren und Nachbarschaftseinrichtungen, die heute und zukünftig als Betreiber von Flüchtlingsunterkünften tätig sind. Die Betreuung aus „einer Hand“ durch Organisationen, die im Kiez verankert und vernetzt sind, bringt zahlreiche Synergien und Vorteile für die Geflüchteten mit sich. Die enge Verzahnung von „Basisversorgung“, Bereitstellung von Wohnraum, soziale Begleitung, ehrenamtliches Engagement und Integration im Kiez durch einen Träger ist ein weiterer wichtiger Baustein für die Integration vom ersten Tag an.

Es sind Nachbarschaftseinrichtungen und ihre Projekte und Initiativen, die überall dort präsent sind, wo es gilt, rechtsextreme Aktivitäten im Bezirk zu verhindern und sich ihnen entgegenzustellen.

Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, brauchen Stadtteilzentren entsprechende

Rahmenbedingungen:

  • schnelle Informationen über Standorte von Unterkünften und frühzeitige Einbindung in die Planung
  • nicht nur kurzfristige, sondern zumindest mittelfristige Unterkunft von Flüchtlingen an einem Ort
  • eine konstruktive Zusammenarbeit mit den Betreibern von Unterkünften, u.a. Zugänge zu Räumen und Kontaktmöglichkeiten zu den Bewohnerinnen und Bewohnern
  • Beauftragung für ein bestimmtes Aufgabenfeld mit klarer Rollenverteilung
  • Finanzierung von zusätzlichem strukturellen und professionellen Arbeitsaufwand

Die besondere Kompetenz von Stadtteilzentren und Nachbarschaftseinrichtungen liegt darin, die Selbstorganisation von Menschen zu fördern und Begegnung zu ermöglichen. Sie fördern Integration, indem sie Begegnungsorte schaffen, Ehrenamtliche begleiten und Partizipation unterstützen. Dies erfolgt unter anderem durch:

Die Schaffung von Begegnungsorten

  • offene Treffpunkte für Menschen mit und ohne Fluchterfahrung (Grillabende, Kaffeenachmittage)
  • Willkommensfeste / Interkulturelle Feste
  • interkulturelle Gärten
  • Freizeitaktivitäten für Kinder und Erwachsenen (Sport, Spiel)
  • Kulturarbeit mit Menschen mit sehr verschiedenen Erfahrungen als Begegnungsange-bot
  • Räume für Ausstellungen, Theater, Konzerte von Hobby- und Profikünstlern
  • Fahrradwerkstätten, Repair-Cafés
  • Patenprojekte, Vermittlung und Begleitung von Patenschaften zwischen Flüchtlingen und Nachbarn

Ehrenamtskoordination

  • schulen, begleiten und beraten
  • in Konfliktfällen moderieren
  • Supervision und Mediation vermitteln / anbieten

Partizipation und Beteiligung

  • Prozesse gestalten und moderieren, z.B. Einwohnerversammlungen, Aufbau von Unterstützerkreisen
  • Beteiligungsstrukturen für Anwohnerinnen und Anwohner sowie Flüchtlinge aufbauen
  • Netzwerke knüpfen, d.h. Kontakte vermitteln zwischen unterschiedlichen Themen- und Arbeitsfeldern, zwischen Politik, Verwaltung, Bewohnern, Flüchtlingen, Initiativen
  • „Zivilgesellschaftliche Kontrolle“ ermöglichen, z.B. im Dialog mit Heimbetreibern

Der Paritätische Berlin Geschäftsstelle Bezirke in Zusammenarbeit mit Verband für sozial-kulturelle Arbeit e.V.