TUSCH „Oh, ich bin noch gar nicht aufgeregt.“ Fast traurig darüber beschwerte sich ein Mädchen der 10.Integrierten Sekundarschule Steglitz ungefähr zwei Stunden vor unserem Auftritt beim Theater und Schule Festival (TUSCH FESTIVAL) am 4. März. Sie ist eine von fünf Teilnehmer_innen der Theater AG des 8. Jahrgangs und wie ein paar andere von ihnen schon ein „alter Hase“ im Theaterspiel. Bereits seit dem Schuljahr 2013/14 gibt es eine TUSCH Kooperation der Schule mit der Berliner Bühne Sophiensaele. Und bereits zwei Mal standen die Schüler_innen schon vor Publikum. Letztes Jahr im Juni zur Abschlusspräsentation in den Sophiensaelen und anschließend zum Schuljahresbeginn mit Auszügen aus ihrer Aufführung vor den neuen 7. Klassen der eigenen Schule. Das dritte Mal, mit einem neuen Stück, sollte nun im Rahmen des Festival Programmes im Podewil stattfinden. Hier präsentierten sie sich vor berlinweitem Publikum und anderen Partnerschaften.

Das Kooperationsmodell TUSCH gibt es bereits seit 1998 in Berlin. Es wurde mit dem Ziel gegründet, kulturelle Bildung in den Schulprogrammen zu verankern und eine Begegnung zwischen Schule und Theater zu erleichtern. Hierbei verbindet sich eine Schule mit einer Berliner Bühne für drei Jahre. Jedes Jahr wird gemeinsam ein Kernprojekt umgesetzt, aber auch Theaterbesuche, Workshops, Führungen und andere Aktivitäten können in die Partnerschaft einfließen. TUSCH betreut und fördert diese Partnerschaften und bietet Fortbildungen, als auch das große Festival einmal im Jahr im Podewil. Mittlerweile wurden insgesamt 170 Schulen mit über 40 Berliner Theatern in Partnerschaften zusammengebracht und alles entwickelt sich weiter. Seit letztem Jahr kann eine Schule sich auch über die drei Jahre hinaus auf eine Partnerschaft bewerben und die Nachfrage ist groß. Von Januar bis Ende März gehen viele Bewerbungen von Schulen ein und vielfach bleibt der Wunsch nach einer Kooperation mit einer Bühne unerfüllt.

Die 10. Integrierte Sekundarschule Steglitz hatte jedoch Glück und freut sich schon auf ihren Auftritt, zu dem auch eine siebte Klasse aus der Schule gekommen ist. Noch ist etwas Zeit bis zum Auftritt und die Schüler_innen sitzen in ihrer Garderobe und Essen die letzten Bissen ihres Pausenbrotes. Es wird darüber geredet, wie die andere Gruppe wohl so ist, denn zunächst wird das Stück der Robert-Jungk-Oberschule angesehen. Es sind ältere Schüler_innen und dazu noch eine ganze Menge davon. Die Neugier wächst und Fragen nach dem Inhalt des Stückes fallen. Doch dann geht es auch schon wieder um andere Dinge. Entspannt aber auch neugierig gehen die Schüler_innen in die Vorstellung der Anderen. Es geht um Datenkraken und Berufsleben, aber die Schüler_innen lassen sich darauf ein. Zur Umbaupause fängt die Unruhe dann doch an aufzusteigen. Diese fünfzehn Minuten vor dem Auftritt füllen sich mit aufgeregtem umher rennen und schnell noch auf die Toilette huschen. „Jetzt bin ich doch aufgeregt“, sagt die Schülerin plötzlich und alle stimmen mit ein. Ein kurzes „In-uns-gehen“ im Kreis hilft weiter und es kann losgehen.

Die Schüler_innen der Theater AG der 10. Integrierten Sekundarschule haben sich mit Grenzen befasst. Es geht um Fragen wie: Welche Grenzen kennen wir? Welche Grenzen möchten wir überschreiten? Wo stoßen wir an Grenzen? Es wird herausgefordert („Seilspringen, das ganze Stück lang? Kein Problem.“), experimentiert (Wie stelle ich das Gefühl von Freiheit her?), in die Unendlichkeit gewandert und Reisepässe kontrolliert. Der Auftritt ist nur eine Zwischenpräsentation und deshalb nach nur 13 Minuten auch schon wieder vorbei, aber gelohnt hat sich dieses erste Vorführen des neuen Stückes dennoch. Das zeigt auch das Gespräch danach. Denn im Anschluss an die Aufführungen findet ein Treffen der beiden Theatergruppen statt. Hier wird sich ausgetauscht, über das was man gesehen hat und wie man gearbeitet hat. Die „Großen“ fanden die Performance der „Kleinen“ ganz „cool“ und hätten gern auch so etwas gemacht. Die „Kleinen“ waren beeindruckt von der Schauspielkunst, dem Improvisieren und dem Textauswendiglernen der „Großen“ und so wurde nachgefragt, Tipps gegeben („Ey, wenn du den Text vergisst, dann darfst du das nicht zeigen.“) und ausgetauscht. Zwei Expertengruppen auf ihrem Gebiet sind sich näher gekommen. Und obwohl der Altersunterschied so groß schien und auch die Stücke so verschieden, ist hier etwas entstanden, dass ich noch nicht ganz beschreiben kann. Denn auch nach Ende der Gesprächsrunde standen die zwei Gruppen beieinander und haben weitergeredet ohne das eine Moderatorin etwas leiten musste.

Und so war das TUSCH Festival nicht nur ein weiteres oder erstes Aufführen, wie die anderen Male, sondern auch ein Treffen zwischen zwei Gruppen, die etwas erfahren hatten, worüber sie sich austauschen konnten. Denn es geht nicht um die Aufregung, das Aufführen und das Zeigen.

Katharina Zehner – EFöB an der 10. ISS