Foto: © Gilbert Gulben - Fotolia.com

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Wie war es damals eigentlich als ich eingeschult wurde? Ich erinnere mich an ein Foto. Darauf bin ich zu sehen mit Topfhaarschnitt, zu großem Pullover und einer Schultüte, deren Größe nur durch ihr Gewicht zu toppen schien. Ich weiß noch, dass ich eine Aufregung empfand, die ich so nicht kannte. Nach der Begrüßung durch die Rektorin ging’s mit der ersten Klassenlehrerin und den Mitschülern, die mich dann also bis auf wenige Ausnahmen in den folgenden sechs Jahren in meiner Schulkarriere begleiten sollten, in den ersten Klassenraum.

Genau so oder wenigstens so ähnlich ging es in der vergangen Woche wohl auch zahlreichen Kindern in ganz Berlin. Mama hat das, ihrer Meinung nach, beste Dress für Junior zu diesem Anlass ausgewählt und Papa hat den Akku der Kamera aufgeladen. Ein großer Tag für die ganze Familie.

Jetzt ist die erste Schulwoche geschafft. Davon folgen noch einige mehr. Aber was erwartet die ABC-Schützen von heute auf ihrem Weg zum Schulabschluss? Die Erfahrungen, die sie im Laufe ihrer Schulzeit sammeln, werden so zahlreich wie vielfältig sein. Kann man nun eher Rechnen oder Schreiben, besser Malen oder Singen, am Reck turnen oder weit springen? Wird man Klassenclown, Klassensprecher oder einfach stillschweigend das Wunderkind, dass Mama und Papa sich so wünschen? Eines ist sicher, man wird und entwickelt das, was man eben ist.

Ganz entscheidend auf unserem Weg durch die Schulzeit sind die Menschen, die uns hierdurch begleiten. Allen voran die Mitschüler, die in den Jahren zu Freunden, Blutsbrüdern, Geliebten oder Feinden werden können. Mit ihnen wird gelacht, geweint, gespielt, gebüffelt und Hausaufgaben ausgetauscht. Sie werden der Grund, warum man gerne zur Schule geht.

Außerdem sind da die Lehrerinnen und Lehrer. Auch hier werden die Erfahrungen, die man mit ihnen macht, sehr vielfältig. Es wird Lehrerinnen geben, die Mentorinnen werden, die einen begeistern und lehren, das eigene Potential zu erkennen und zu nutzen. Aber es wird auch diese geben, mit denen der Umgang eher schwer fällt. Egal ob begeisternd, langweilig, lustig oder streng, sie gehören zur Schule dazu und werden die Schulzeit des Kindes auf besondere Weise begleiten und beeinflussen.

Zu Hause gibt es dann noch die Familie. Der großen Bruder, der vielleicht zwei Jahre älter und der absolute Überflieger ist. Die Mutter, die stets besorgt vielleicht in Sachen Peinlichkeiten manchmal über’s Ziel hinaus schießt. Den Vater, der lobt bei einer eins und tadelt bei einer fünf und trotz seines immensen Wissens um die Mathematik einfach nicht erklären kann, warum man ab der Oberschule plötzlich mit Buchstaben rechnen muss.

Die ganze Schulzeit wird geprägt von Menschen und Begegnung und das ist es glaube ich, was uns manches Mal mit etwas Wehmut an diese Zeit zurückdenken lässt. Für jeden wird die Schulzeit anders aussehen und trotzdem machen alle auf diesem Weg auf die eine oder andere Weise das gleiche durch.

Ich weiß noch, wie mir die Leute früher sagten, wie gut man es als Schüler doch hätte, und dass man diese Zeit genießen solle. Mir fiel das immer schwer. Obwohl ich viele Erinnerungen an meine Schulzeit lieber nicht hätte, war sie etwas ganz besonderes. Menschen haben mich begeistert, verärgert, zum Lachen gebracht und vor allem haben sie mich dorthin geführt, wo ich heute bin. Wenn auch auf Umwegen.

Ich wünsche jedem Schüler und vor allem den Schulanfängern viel Spaß, Geduld und viele tolle Begegnungen auf ihrem Weg durch das Gefühls-Chaos Schulzeit.

Kristoffer Baumann
Projektleiter KiJuNa