Manchmal liest man Beiträge und Artikel, die einen nicht mehr loslassen. Schon nach den ersten Sätzen spürte ich eine tiefe Betroffenheit, die Geschichte berührte mich. Das ist jetzt nicht diese typische “Sozialarbeiterbetroffenheit”, sondern eine tief empfundene Traurigkeit darüber, was Kindern in unserer Nachbarschaft passiert. Mitten unter uns.

Eine tiefe Trauer über unser aller Unvermögen, Kinder vor ihren überforderten Eltern zu schützen. Eine tiefe Traurigkeit darüber, dass professionelles, ehrliches und wahrhaftiges sozialarbeiterisches Engagement oft nicht ausreicht um Leben zu retten. Und die Frage: Was braucht es, damit es besser wird? Was braucht es, damit kleine Kinder aus unserer Nachbarschaft angstfrei und geliebt aufwachsen können? Was braucht es, damit wir uns stärker dafür verantwortlich fühlen, Eltern in ihrer Erziehungsverantwortung und ihrer Erziehungskompetenz zu stärken?  Diese Frage berühren mich als Vater, als Großvater, als Sozialarbeiter. Als Mensch.

Zeit etwas zu ändern. Oder?

Aus dem Artikel:  “Vor ein paar Wochen, im Winter, hat sie sich neben das Grab ihres toten Kindes gelegt und auf den Schlaf gewartet. Sie will jetzt oft einfach nur einschlafen und nicht mehr aufwachen. Wenn sie schläft, träumt sie von ihrem Sohn. Wenn sie aufwacht, weiß sie, er ist tot. Die Kälte soll ihr Leben einfrieren in diesem Moment auf dem Berliner Domfriedhof, neben sich das weiße Kreuz mit dem Namen ihres Kindes darauf: Daniel. Da kommt ein Passant und fragt: Ist alles okay? Die Mutter steht auf.

Als Sanitäter den Zweieinhalbjährigen ins Krankenhaus bringen, hat Patricia F. noch Hoffnung. Es ist Dienstag, der 3. September 2013, am späten Nachmittag. Das Kind ist bewusstlos, es hat blaue Flecken und Blutungen am Kopf und an der Stirn, Hämatome über den gesamten Bauch und auch am Penis blaue Flecken. Der Bauch sei hart wie ein Brett gewesen, wird sich ein Sanitäter später erinnern. Die Mutter steht unter Schock. Auf die Frage, was passiert sei, sagt die 20-Jährige immer wieder, ihr Sohn sei vom Klettergerüst gefallen. Mehr ist aus ihr nicht herauszubekommen.” (….)  “Im Klinikum Friedrichshain wird Daniel sofort operiert. Als sie den Bauchraum öffnen, stellen die Ärzte eine Zerreißung des Darms fest. Auch nach der OP geht es dem kleinen Jungen immer schlechter, er wird wieder operiert, ihm werden künstliche Ausgänge am Dünn- und am Dickdarm gelegt. Zwei Tage vergehen, in denen sich die Ärzte fragen, woher diese schweren Verletzungen stammen. Sie zweifeln an der Geschichte vom Klettergerüst. Das Krankenhaus alarmiert die Polizei. In der Vernehmung bleibt die Mutter bei ihrer Geschichte: Sie sei mit ihrem Jungen auf dem Spielplatz gewesen, dann sei er plötzlich vom Klettergerüst gestürzt und habe im Sand gelegen. Kein Wort davon, dass sie doch in Wahrheit einkaufen war und sich die Augenbrauen zupfen ließ. Ihren Sohn hat sie für etwa anderthalb Stunden bei ihrem 26 Jahre alten Freund Mirko B. gelassen, mit dem sie seit vier Monaten zusammenwohnte. Einen Tag später, am 7. September, um kurz vor 6 Uhr morgens stirbt Daniel.“

Den ganzen Artikel können Sie hier lesen.

Vor ein paar Tagen meldeten sich Jugendamtsmitarbeiter(innen) zu Wort. Bis zu 80 Fälle muss ein Sozialarbeiter durchschnittlich betreuen. Die KollegInnen brauchen Verstärkung …. – und die solidarische Unterstützung der Gesellschaft für ihre Arbeit.
Sehen Sie hierzu den Beitrag im rbb-Fernsehen.

Mirko B. ist zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt worden.

Mein Beitrag  “Er nannte ihn Papa”  wurde ungefähr 1000 mal in meinem Blog gelesen. Ein deutliches Zeichen dafür, dass das Thema Kinderschutz viele Menschen berührt und beschäftigt … In vielen Mails an mich wurde gefragt: “Was kann ich tun, wenn ich in meinem Umfeld mitbekomme, dass es den Kindern nicht gut geht – oder sie sogar misshandelt oder anderweitig missbraucht werden?“

In der folgenden Linkliste möchte ich daher auf ein paar Anlaufstellen aufmerksam machen … Erste und wichtigste Anlaufstelle bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung sind immer die örtlichen Jugendämter. Die Adressen und Kontaktdaten des regional zuständigen Jugendamtes finden Sie sehr schnell und unkompliziert im Internet.

Die Jugendämter haben eine schöne Website geschaltet. Titel: “Jugendamt. Unterstützung, die ankommt”. Unbedingt angucken – besonders, wenn Sie aus irgendwelchen Gründen noch irgendwelche Vorbehalte gegen das Amt haben sollten …

www.unterstuetzung-die-ankommt.de

Eine Anlauf- und vor allem Informationsstelle ist auch die Adresse kinderschutz-zentren.org. Die Initiatoren über sich selbst: “Die Kinderschutz-Zentren setzen sich für eine Kultur des Miteinanders ein. Nur ein Alltag ohne Gewalt schafft die Voraussetzung dafür, dass Kinder die Fähigkeit erlangen, emotionale Bindungen mit Menschen einzugehen und eigene Gefühle zu entwickeln. Alle Menschen haben das Recht ihr Leben in Eigenverantwortung und Selbständigkeit führen zu können. Der Schutz vor Gewaltanwendung, die Verhinderung von sozialer Isolation durch Armut und fehlende Bildung, die Gefährdung der Gesundheit sowie die Vermeidung von Arbeitslosigkeit und die aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben bilden hierfür die Grundlagen.”

www.kinderschutz-zentren.org

Wenn sexuelle Gewalt im Spiel ist braucht es spezielle Beratungskompetenz. Hier möchte ich Wildwasser e.V. als erste Anlaufstelle empfehlen. Tolle Menschen, die einen ganz besonders herausfordernden Job machen. An dieser Stelle – meine Hochachtung!

www.wildwasser.de

Einen sehr interessanten Blick auf das Thema “Jugendamt und Öffentlichkeit” liefert Detlef Schade, Geschäftsführer von FAB e.V.,  in einem Beitrag für das Blog Jugendhilfe-bewegt-Berlin. Prädikat “lesenswert” …

www.jugendhilfe-bewegt-berlin.de

Und als Letztes ein Tipp, wenn Sie nicht wissen, wie Sie sich verhalten sollen, wenn Sie in ihrem Umfeld eine Mißhandlung mitbekommen: Im Zweifelsfall bitte immer lieber einmal zuviel als einmal zuwenig die Polizei rufen. Telefon 110.

Thomas Mampel
Geschäftsführer Stadtteilzentrum Steglitz e.V.