„Zum 1. Januar 2011 ist das Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) in Kraft getreten. Mit diesem Paket soll bedürftigen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine bessere Chance auf Bildung und Teilhabe am kulturellen Leben gegeben werden.“

So steht es in der Erklärung der Bundesregierung – meine Bilanz der letzten 3 Jahre ist eher ernüchternd. Seit 2011 ist unser Verein Kooperationspartner für Lernförderung an Grundschulen in Steglitz-Zehlendorf. Wir starteten sehr optimistisch an drei Grundschulen und in der Hoffnung, dass die notwendigen Informationen zeitnahe und umfangreich an die Eltern verteilt werden. Mengen von Informationsblättern (mehrsprachig) wurden von Seiten der Schulen an die Eltern verteilt. Der Berliner Senat richtet eine Internetseite (https://www.berlin.de/sen/bjw/bildungspaket/) für das BuT (Bildungs-und Teilhabepaket) ein. Die Schulen selbst benötigten Monate, um sich mit dem Antragsverfahren zu engagieren und die Mehrzahl der Lehrerinnen und Lehrer sah gar keinen Bedarf für Ihre Schülerinnen und Schüler. Das Antragsverfahren überforderte zudem auch die Jobcenter, Wohnungsämter und Co., so dauerte es bis zur Bewilligung eines notwendigen Berlinpasses bis zu drei Monate … … … … …

Nicht aufgeben, lautete meine Devise und durch die kontinuierliche Information der Eltern und Lehrkräfte sowie durch eine Vielzahl von Teilnahmen an schulischen Gremien und Elternabenden gelang es an einer unserer Kooperationsschulen zwei Lerngruppen einzurichten – ein Erfolg dachte ich. Nun, nach einem Zeitsprung von drei Jahren meine eher traurige Bilanz. Insgesamt konnten wir an 4 Grundschulen 8 Lerngruppen einrichten – die Zielgruppe (bedürftige Kinder und Jugendliche) erreichten wir nur temporär. Die Anzahl der leistungsberechtigten Kinder- und Jugendlichen liegt bei ca. 30 %. Da im BuT verankert wurde, dass Eltern diese Leistung auch selbst bezahlen können, wird die Lernförderung von ca. 70% selbstzahlenden Eltern in Anspruch genommen. Eine Vielzahl von Berichten aus allen Bundesländern zeigen ähnliche Werte auf.

Woran liegt das? Behördenangst, sozial gebrandmarkt, mangelndes Interesse von Eltern und Lehrkräften – es gibt sicherlich viele Gründe für das (aus meiner Sicht) Scheitern der Lernförderung. Leider hat sich meiner Kenntnis nach noch niemand die Mühe gemacht zu evaluieren, welche Gründe dafür verantwortlich gemacht werden können. Fast scheint es so, als wenn „Politik“ nur nachweisen möchte, dass dieses Geld (Milliarden) nicht benötigt wird.

Aber nun mal zum Wesentlichen – was ist eigentlich Lernförderung?

„Durch die Lernförderung wird Schülern leistungsberechtigter Familien darin geholfen, das Klassenziel zu erreichen und wieder den Anschluss zu finden..“ (Quelle: www.lernförderung-berlin.de)

Das klingt doch gut – oder? Stellen Sie sich vor – Sie sind Schülerin oder Schüler und Sie habe bereits schon 6-7 Stunden Unterricht (Arbeitstag) hinter sich gebracht. Ihnen wird ständig vorgehalten, dass Sie der „Looser“  sind – Sie wissen, dass Sie nichts können – mit welcher Motivation und mit welchem Gefühl kommen Sie in die Lernförderung? Die Situation ist tatsächlich für die meisten Schülerinnen und Schüler sehr schwierig und für die unterrichtenden Fachkräfte bedeutet dies, dass sie erst einmal Vertrauen schaffen und die Kinder pädagogisch begleiten und fördern müssen, um so zu erreichen, ihr Selbstwertgefühl wieder wachsen zu lassen. Durchaus keine einfache Aufgabe, zumal viele Eltern und Lehrkräfte die Lernförderung eher als Nachhilfe oder Hausaufgabenbetreuung verstehen. Leistungsorientierung steht an oberster Stelle, selten wurde ernsthaft versucht die Gründe für die Schuldistanz herauszufinden.

Wir haben uns mit unseren Fachkräften aufgemacht und beschlossen „neu“ anzufangen. Nach den eher hinderlichen Erfahrungen wird es Zeit diese Herausforderung erneut anzunehmen und deshalb möchten wir mit unseren Lernförderungsangeboten bewegen – ein Modellprojekt wurde konzipiert und das geht so ☺ :

„Spaß und Freude am Lernen – das ist das Ziel. Wir fördern und begleiten Kinder, wir erarbeiten mit ihnen Projekte, die ihre Stärken und Kompetenzen fördern.“

Malen, Filmen, Musik, Theater, Kunst, Gestalten, Experimentieren, Diskutieren, Ausprobieren, Singen, Spielen, Tanzen, Forschen, Fragen, Beschreiben, Erleben, Vorstellen, Erkunden, Zuschauen, Verstehen, Verwirklichen, Greifen, Tasten, Riechen, Hören, Schmecken, Vergleichen, Fühlen, Handeln, Nachdenken, Kochen

Mit allen Sinnen lernen, mit Projekten nachhaltig Lernen lernen und vor allen Dingen Spaß und Freude am Lernen wollen wir vermitteln. Mit unserem Modellprojekt „Lernwelt“ (KONZEPT LERNWELT) starteten wir im Februar 2014 neu durch. In der Kooperation und mit der Unterstützung von zwei Grundschulen und dem Kinder-, Jugend- und Nachbarschaftszentrum (KiJuNa) kann es nun gelingen, dass Lernförderung ankommt und Spaß macht. An dieser Stelle möchte ich mich sehr herzlich bei den Schulleiterinnen Frau Friedrich (Mercator-Grundschule), Frau Kiesner (Giesensdorfer-Grundschule) sowie bei meinen KollegenIn Frau Mampel und Herrn Baumann bedanken, die meine Idee von Anfang an tatkräftig unterstützten.

Mit vielfältigen Angeboten und Projekten sollen die Kinder Selbstvertrauen tanken, um so wieder Spaß am Entdecken und Experimentieren zu haben, welches letztendlich dazu führt (Annahme), dass die Kinder Schuldistanz überwinden, und dass sich ihre schulischen Leistungen verbessern. An einem schönen (außerschulischen) Ort, dem  KiJuNa, entsteht eine Lernwelt, die Kinder dazu einlädt mitzumachen, kreativ zu sein und mit Freude zu lernen. Eltern erhalten bei Bedarf Unterstützung bei der Antragstellung und zu allen Fragen rund um das Thema BuT/Lernförderung.

Wir freuen uns mit diesem Modellprojekt neue Wege zu gehen und wir hoffen, dass dieses Angebot von vielen Eltern und Lehrkräften angenommen wird. Ende dieses Jahres werde ich wieder berichten.

Bei Rückfragen zum Konzept oder zur Anmeldung wenden Sie sich bitte per E-Mail an Herrn Oesinghaus: a.oesinghaus@sz-s.de

Andreas Oesinghaus
Arbeitsbereichsleiter für schulbezogene Kinder-und Jugendarbeit