kita_szs Ein Anruf, mein Handy vibriert, es ist auf Leise gestellt, denn ich bin gerade in einer Sitzung. Nach einer Stunde ist die Sitzung zu Ende. Inzwischen sind weitere Anrufe eingegangen und fünf Mails, die ich bei Aktivierung des Mail-Programmes auf meinem Handy kurz überfliege. Ich schließe mein Büro auf und setze mich an meinen Schreibtisch. Die Rückrufe erledigt und die Beantwortung der Mails auf der To-Do-Liste festgehalten, hole ich mir einen Kaffee. Dann schließe ich die Türe meines Büros, dass ich vor einem knappen Jahr bezogen habe, mit dem festen Vorsatz heute endlich den Bericht für unsere nächste Stadtteilzeitung zu schreiben.

Das Stadtteilzentrum Steglitz e.V. wird 20 Jahre alt und so sind wir, alle Mitarbeiter_innen gefragt, wenn es darum geht etwas zu diesen vergangene Jahren zu sagen. Ich sitze vor dem Computer, schreibe ein paar Worte, lösche sie wieder, beginn von vorne, lösche wieder. Mein Kaffee ist inzwischen leer. Mit einer heißen Tasse Tee starte ich neu. Wo genau kann ich bloß anfangen, anfangen etwas über die letzten 16,5 Jahre zu erzählen, so lange bin ich nun dabei. Ich blicke zurück, im Sommer 1999 habe ich die Leitung der Kita am Hindenburgdamm übernommen. Es war die erste Kita in der Trägerschaft des Stadtteilzentrum Steglitz e.V., damals hieß der Verein noch Nachbarschaftsverein Lankwitz.

Eine kleine Einrichtung mit 45 Plätzen. Diese Kita hatte zunächst halbtags geöffnet und kein eigenes Außengelände. In den vergangenen 16 Jahren kamen zwei weitere Kitas hinzu. Eins, zwei, drei im Sauseschritt brachte die Zeit drei Kitas mit. Inzwischen gibt es 228 Plätze für Kinder im Alter zwischen dem 1. Lebensjahr bis zur Einschulung in den bestehenden Einrichtungen. Die Öffnungszeiten haben wir in der Zeit, orientiert an den Bedarfen der Eltern erweitert. Geöffnet haben alle Kitas mindesten 9 Stunden, eine 12 Stunden und die dritte, bei Bedarf bis zu 14 Stunden. Alle drei Einrichtungen, auch unsere erste, verfügen über ein eigenes Außengelände. Die Kita (1) Schlosskobolde konnte die Eröffnung ihres eigenen Außengeländes im November 2003 feiern.

Viele weitere Ausstattungsmaßnahmen, Instandhaltungs-, Bau-, und Erweiterungsarbeiten, die dazugehörigen Vorschriften aber auch das Thema Denkmalschutz in und um die Kitas, haben uns in all den Jahren begleitet. In diesem Zusammenhang kann ich mich an ein Geschenk, dass eine meiner zentralen Aufgaben der letzten Jahre passend symbolisiert, gut erinnern. Ein weißer Bauhelm …

Die Zahl der in den Kitas beschäftigten Mitarbeiter ist von 5, dem Starterteam, auf inzwischen 53 angewachsen. In dem Wachstum haben sich für einige Mitarbeiterinnen die Arbeitsinhalte verändert. So sind manche durch das Wachstum in eine andere Funktion gewechselt oder haben ihren Schwerpunkt nach Fort- und Weiterbildungen verlagert. Die Teams haben in ihren Reihen Kollegen_innen mit Zusatzqualifikationen als FacherzieherInnen im Bereich der Sprachförderung, der Integration, der Rhythmik, Psychomotorik oder Kollegen_Innen mit einer heilpädagogischen Zusatzausbildung. Einzelfortbildungen, Teamfortbildungen, Workshops, Supervision und die Teilnahme an Fachtagen und Arbeitsgemeinschaften, aber auch „Team-Betriebsausflugstage oder Abende“ gehörten in all den Jahren dazu.

So war „Bildung“ stehts ein Thema nicht nur in Bezug auf die Kinder. Schau ich auf das Bildungsverständnis im Sinne des Berliner Bildungsprogramms (BBP) findet sich dies dort genau so wieder, es macht keinen Unterschied ob wir von jüngeren oder älteren Menschen reden.

Dem BBP liegt ein Bildungsverständnis zu Grunde, dass

  • Bildung als Aneignungstätigkeit versteht! „Bildung ist Aneignung und Gestaltung von Welt“ (Aneignung … mit der sich der Mensch ein Bild von der Welt macht … in diesem Verständnis ist Bildung ein lebenslanger und von Irritationen und Widersprüchlichkeiten begleiteter Prozess.)
  • Bildung wird verstanden als aktiver, sinnlicher, sozialer und lustvoller
    Prozess … (dieses Bildungsverständnis ist Grundlage der Orientierungsqualität im aktualisierten BBP)

Und was braucht Bildung noch?

Bildung braucht:

  • Bindung und Beziehung
  • Bildung braucht Sprache und
  • Werteorientierung … (ethische und religiöse Werte)
  • Bildung ist Beteiligung und Leistung … und es 
gehören zusammen:
  • Bildung und Gesundheit und:
  • Da alle Kinder bei noch so unterschiedlichen Voraussetzungen das Recht auf gleiche Bildungschancen und aktive Beteiligung haben, gehört zum Thema Bildung die Forderung nach:
  • Inklusiver Bildung

An jedem einzelnen Punkt erkennen Sie bestimmt schnell wie viele Details es zu beachten gilt um gute Voraussetzungen für Bildung zu schaffen.

Seit Sommer 
2014 liegt die aktualisierte Neuauflage des BBP vor.
Vieles wurde beibehalten und insgesamt wurde das BBP durch die bildungspolitische Entwicklung der letzten Jahre um einige Schwerpunkte ergänzt und in manchen vertieft: Arbeit mit den Jüngsten, Inklusion, Alltagsintegrierte sprachliche Bildung, Bildung und Gesundheit, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Übergänge, Rolle und Aufgabe der
Leitung, Qualitätsentwicklung im Team;

Zu den vielfältigen pädagogisch methodischen Aufgaben der Pädagogen und Pädagoginnen die im BBP alle umfänglich erläutert sind und im Rahmen der internen und externen Evaluation betrachtet werden, gehören: Vielseitige Bildungsprozesse während des gesamten Tages ermöglichen – Bildungs- und Entwicklungsprozesse beobachten und dokumentieren – Das alltägliche Leben mit den Kindern gestalten– Erlebnisreiche und erfüllende Spiele anregen – Projekte planen und gestalten – anregungsreiche Räume gestalten – Integration von Kindern mit Behinderung und Frühförderung – Bildungs- und Erziehungspartnerschaft mit Eltern – Übergange gestalten – Demokratische Teilhabe-Anforderungen an Zusammenarbeit und Kommunikation im Team; Leitung und Träger.

Nicht immer wird es den PädagogenInnen, Teams und Eltern gelingen die Bedingungen und vielfältigen Aufgaben durchgängig und gleichermaßen zu gestalten und zu leben. Dazu braucht es neben der Entwicklung jedes Einzelnen, der Teams und der Eltern, auch endlich die Verbesserung der Rahmenbedingungen. Welche Verbesserungen ein erster Schritt in die richtige Richtung wären, findet man unter www.berliner-kitabuendnis.de/index.html . Das Kitabündnis ist ein Zusammenschluss verschiedener Organisationen (Eltern, Gewerkschaften, Träger, Verbände, Wissenschaft), die in Ihrer Breite den gesamten Berliner Kitabereich präsentieren. Ich würde mich freuen, wenn Sie sich diese Seite mal ansehen und das Kitabündnis mit dem Leitsatz >Auf die Kleinen kommt es an!“<, unterstützen.

Mich berührt dieser Satz, mit Blick auf die vergangenen 16,5 Jahre Kitas im Stadtteilzentrum Steglitz. Denn, welche Herausforderungen, Konflikte, Schwierigkeiten in dieser Zeit auch immer aufgetreten sind und zu bewältigen waren, genau dieser Gedanke, dass es auf die Kleinen ankommt, hat mich immer wieder neu motiviert dran zu bleiben und in manchem Wirbel der Prozesse die Beine wieder in festen Stand zu bekommen.

Und weiter geht’s im Sauseschritt, … eins, zwei, drei … vielleicht ist Kita vier schon bald dabei … Bücken, Strecken, rund um drehn – Viermal klatschen, stampfen, stehn.

Anke Eichner
Kindertagesstätten und
Elternlotsin Frühe Hilfen Region B