Ich war stets auf der Suche nach mehr Wissen, mehr Herausforderung und mehr Kenntnissen, wollte mich schulen und im breiten Feld der Pädagogik entwickeln. Fachzeitschriften und Bücher von großen TheoretikerInnen sowie kleinen, innovativen Ideen zählten stets zu meinen Lektüren. Das änderte sich auch nicht durch die Beendigung der Ausbildung zur Erzieherin 2007. Ich hatte bereits in einem Kinderhaus, in Jugendeinrichtungen und in einer Kindertagesstätte gearbeitet, aber mich oft unwohl und unterfordert gefühlt. Mir fehlte etwas.

Im Sommer 2009 ging ich auf die Suche. Ich entdeckte im Internet eine Stellenanzeige für eine Grundschule mit Musikbetonung. Kurzer Hand entschloss ich mich, eine Bewerbung abzuschicken und hatte Glück. Nach dem normierten Prozess der Einstellung begann ich am 1. August 2009 mit einigen anderen neuen Kollegen mitten in den Sommerferien meine Arbeit für das Stadtteilzentrum Steglitz e.V.

Eine spannende Zeit lag vor mir und ein Weg mit dem ich selbst manchmal nicht gerechnet hatte. Die Grundschule, von der ich spreche, ist die Grundschule am Insulaner, an der das Stadtteilzentrum Steglitz e.V. als Träger die offene Ganztagsbetreuung zwei Jahre zuvor übernommen hat. Vieles war neu in meinem ersten Jahr. Eine neue Projektleitung, die Kollegen, die Kinder und sogar die Räumlichkeiten sorgten für frischen Wind im Alltag. Ich übernahm stolz eine erste Klasse und begleitete sie teils im Unterricht und am Nachmittag. Die Mitarbeiter, meine Kollegen und auch die Geschäftsführung des Stadtteilzentrums sind mir mit der Zeit ans Herz gewachsen. Ich konnte mich mit der Zeit immer mehr mit der Einstellung und dem Leitbild des Vereins identifizieren. Eine offene, ehrliche und herzliche Atmosphäre begegnete mir, getragen von dem Wunsch nach intrinsischem Interesse und Mitarbeit an der Entwicklung der Gesamtheit des Trägers. In dieser Form war mir noch kein Arbeitsverhältnis begegnet.

Sehr bald nach meinem Arbeitsbeginn kristallisierte sich eine zunehmende Tendenz personeller Erfordernisse heraus: Die Betreuung und Unterstützung von Kindern mit besonderem Bedarf im integrativen Bereich. Die Kollegin, welche dieses Feld bediente, konnte aus einer Krankheit heraus diese Arbeit nicht mehr wahrnehmen. So entschied ich mich „kurzzeitig“ zu übernehmen. Dieser für mich neue Bereich erwies sich als die Herausforderung, welche ich in meiner alten Arbeit vergeblich gesucht hatte. Das Managen von schwierigen Elterngesprächen, Telefonate und Beantragungshilfe in behördlichen Auseinandersetzungen und die Kooperation mit der Schule zur ganzheitlichen Unterstützung. Alles Wissen, das ich mir nach und nach selbst aneignete und 2012 in einer Fortbildung zur Facherzieherin für Integration und Inklusion vertiefen konnte. Durch Arbeitgeber und MitarbeiterInnen erfuhr ich dankbar große Unterstützung auf diesem Wege. So wurde die gedachte kurzeitige Übernahme zu meiner Aufgabe im Team für die Einrichtung in der ich arbeitete.

Mein privates Glück bescherte mir zur gleichen Zeit eine wunderbare Tochter und nach der Elternzeit kehrte ich freudig an meine Arbeitsstelle zurück. Der Standort Schule und der Bereich der Integration hatten sich in meiner Abwesenheit weiterentwickelt und ich konnte mich wieder neu in diese Aufgabe verlieben.

In der Zeit entwickelte sich in unserem Arbeitsumfeld eine Idee und ein Projekt, von dem ich erst im Frühjahr 2014 hörte. Die Sozialraumorientierung nach Hans Thiersch und Wolfgang Hinte sollte in einem Teilbereich Steglitz Zehlendorfs nach langer Vorbereitung umgesetzt werden. Die sozialen Träger suchten in den eigenen Reihen nach Mitarbeitern, welche sich diese innovative und gleichzeitig zukunftsfokussierte Arbeit vorstellen konnten. Nach dem ich das Konzept gelesen hatte, war ich sprachlos und begeistert. Darin sah ich erneut die Möglichkeit für mich eine Herausforderung zu schaffen.

In Absprache mit dem Geschäftsführer Thomas Mampel stieg ich zur Geburtsstunde im Juli 2014 in das SRL-Innovationsteam (Sozialraumorientiertes Leistungs-Projekt) ein. Seither bin ich Mitglied dieser großartigen Arbeit. Ich erlebe neue Situationen und Ereignisse, welche mir am Standort Schule verborgen geblieben wären. Wir versuchen die problembelasteten oder krisenhaften Situationen in Familien so früh wie möglich zu begleiten, als auch eine ressourcenorientierte Unterstützung herauszubilden. Damit sich die Eltern, Jugendlichen oder Kinder perspektivisch, eigenständig und autonom mit solchen Situationen auseinandersetzen können. Im besten Fall tauchen wir also lange Zeit vor der staatlichen Unterstützung durch das Jugendamt in den Familien auf. Unsere Hilfe reicht von Wohnungssuche über Kitaplatzvermittlung hinzu Freizeitgestaltung und Zeitmanagement innerhalb der Familie. Aber auch dazwischen gab es schon Momente und Situationen, die wir gemeinsam bearbeiten konnten.

So füllt sich mein Erkenntnisbereich und ich bin dankbar für diese Möglichkeit. Um den hohen Anforderungen und Belastungen dieser Arbeit gerecht zu werden, nahm ich im April 2015 mein berufsbegleitetes Studium zur Sozialen Arbeit auf. Dies ist dann wohl vorerst Herausforderung genug für meinen Hunger nach Entwicklung. Wir werden weiter sehen – mein Träger ist noch für so manche Überraschung gut!

Katja Krause