Inspiriert durch einen Aushang im Lehrerzimmer, fanden sich die Klassenlehrerin Frau Werner und ich sehr unkompliziert und schnell zusammen. Wir entschlossen uns, Hörspiele in der Klasse 9.4 während der Deutschstunden zu produzieren. Wir wollten die SchülerInnen so an etwas Neues heranführen, ein neues Genre, welches sie nicht oder nur kaum kannten und ihnen quasi „nebenbei“ Tontechnik und Dramaturgie von Geschichten näher bringen. Was wir nicht vorhersehen konnten, war der Enthusiasmus, der plötzlich in einigen Kleingruppen kleine Funken schlug sowie den Perfektionismus, den viele bei den ersten Aufnahmen entwickelten.
Die ersten Unterrichtstunden begannen noch mit wenig Verständnis gegenüber der Projektidee. Die Jugendlichen kannten Hörspiele nur aus ihren Kindertagen, als sie noch Benjamin Blümchen oder Bibi Blocksberg hörten. Einen „Tatort“ mal hören oder Stimmungen in und Unterschiedlichkeiten von Hörspielen erkennen und beschreiben können, waren unsere ersten Schritte. Schließlich wurde auch eine Art „Live-Hörspiel-Kulisse“ im Klassenzimmer ausprobiert. Dazu durfte sich jede/r Schüler_in ein Geräusch ausdenken und es live wiedergeben, sodass innerhalb von Sekunden ein dunkler Wald mit rufenden Eulen, knarrenden Bäumen, leisen Klopfen, Rascheln und Schritten im Laub in dem Klassenzimmer der 9.4 entstehen konnte.
Dann ging es schon an die eigene Idee. In Kleingruppen fanden sich die SchülerInnen zusammen und bastelten an ihrem ersten Hörspielskript. Eine Themenvorgabe gab es nicht, lediglich Hinweise, über geräuschvolle Orte zu Ideen zu kommen. Anfangs war das schwer und der Freiraum überforderte die Jugendlichen, sodass die Geschichten sich ähnelten. Doch dann sprang plötzlich der Funke über.
Überrascht haben uns die SchülerInnen einer Gruppe, die selbstständig das Thema „Sekten“ aus dem Ethikunterricht bei einer anderen Lehrerin zum Hörspiel machten. Andere wiederum ließen sich durch unsere Live-Hörspielkulisse inspirieren und schrieben ein Stück, welches im Wald spielte.
Erste Tonaufnahmen mit einem kostenlosen Programm auf den Schullaptops begeisterte wiederum andere SchülerInnen. Es wurde ausprobiert, mit Effekten rumgespielt und erste Sätze gleich 15 Mal ins Mikrofon gesprochen, bis sie die gewünschte Ausdrucksweise hatten. Doch wie so oft, schleicht sich auch hier der Fehlerteufel ein, so dass diese Aufnahmen leider auf den Schullaptops verloren gingen. Ein herber Rückschlag für einige Gruppen, die nun auch ihr Skript vernachlässigten. Aber schließlich fanden sich doch sechs Jugendliche Anfang Februar im Tonstudio „tuned“ e.V. im Kinder- und Jugendhaus Immenweg wieder. Teilweise sogar aus verschiedenen Gruppen. Außerhalb ihrer Schulzeit – ohne Zeitausgleich – wurde aufgenommen, gesprochen, geschnitten, wiederholt bis nach acht (!) Stunden Arbeit eine erste Rohfassung fertig war. Ein Schüler der Gruppe nahm das erste Ergebnis mit nach Hause und feilte und schliff noch weiter solange daran herum, bis auch er zufrieden war.
Doch was nun? Ab an die Öffentlichkeit! Das Ergebnis kann sich hören lassen, deshalb sandten wir es zum Kinder- und Jugendhörspielwettbewerb des Hörspielsommers nach Leipzig. Keiner der SchülerInnen hat daran geglaubt, aber hier ist das Stück „The Shadow“ nun unter den sechs nominierten Stücken gelandet. Wir sind alle unglaublich stolz! Die nominierten Stücke werden voraussichtlich am 14.6.2014 in einer Sondersendung von 16.00 bis 18.00 Uhr auf Radio BLAU (bundesweit im Live-Stream unter www.radioblau.de) präsentiert. Danach stehen sie online auf www.hoerspielsommer.de/online-voting bis zum 6.7., 21.00 Uhr zur Wahl. Jeder kann abstimmen – Und wir fiebern der Abstimmung entgegen! Wir freuen uns über alle, die sich unser Stück – aber natürlich auch die anderen – anhören und auch an der Abstimmung teilnehmen.
Drückt uns die Daumen, denn die Jugendlichen haben es sich verdient.
Katharina Zehner – EFöB an der 10. ISS
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