giesensdorfer_15 Die gemeinsame Mahlzeit ist in vielen Familien ein regelmäßiges Ritual. Alle Familienmitglieder kommen einmal am Tag zusammen um gemeinsam zu essen und einander austauschen zu können. Gespräche werden geführt: Wie war der Tag, was habt ihr erlebt, was muss geplant werden und welche Probleme bestehen vielleicht. Besonders heute, wo viele Termine, lange Arbeits- und Schulzeiten oder Freizeitaktivitäten wenig gemeinsame Familienzeit übrig lassen, ist dies besonders wichtig.

Auch in unserer kleinen „EFöB-Familie“ sind die Essenszeiten sehr wichtig. In der Ergänzenden Förderung- und Betreuung an der Giesensdorfer Schule wird sehr viel Wert darauf gelegt, dass sich die Kinder beim Essen in der Mensa wohlfühlen – so wie „fast Zuhause“. Bei uns gibt es zwar nicht die Möglichkeit, dass alle Kinder auf einmal zusammen essen können, jedoch immer ein paar Klassen im Verband. So können unsere Erst- und Zweitklässler gemeinsam in Zwei- und Dreiklassengruppen zusammenkommen und ihr Mittag genießen.

giesensdorfer_16Schaut man während des Essens in die Mensa herein, wuseln immer ein paar Kinder herum, manche sitzen, manche laufen herum und andere holen sich einen Stuhl, Trinken oder Nachtisch. Das wirkt manchmal etwas durcheinander und laut, und doch ist es von uns irgendwie gewollt. Wir wollen unseren Kindern ermöglichen, dass sie ähnlich eines Familienessens gemeinsam sitzen, sich unterhalten und einander unterstützen können. Dabei können und sollen sich immer wieder neue Essenspartner zusammen finden. Sie können den Tag Revue passieren lassen oder etwas für den Nachmittag besprechen. Unsere Kinder dürfen sich in einer normalen Lautstärke miteinander unterhalten und müssen lediglich bei der Anmeldung für ein paar Minuten leise sein. Das klappt meistens sehr gut und wird von ihnen dankend angenommen. Eine Essensatmosphäre, bei der alle Kinder schweigend nebeneinander sitzen, können wir uns einfach nicht vorstellen. Gemeinsam in der Unterhaltung schmeckt das Essen einfach besser.

Auch das gemeinsame Decken, Abräumen und Auftuen des Essens halten wir in einem sehr familiären Rahmen. Kommen unsere Kinder in der Mensa an, ist der Tisch gedeckt. Es wird ihnen vorm Eintreten erzählt, was heute auf der Speisekarte steht und gefragt, ob sie sich die Hände gewaschen haben. Dann kommen alle hinein und jeder sucht sich seinen Platz und Sitzpartner. Danach beobachten wir etwas, was einfach wundervoll zu sehen ist: Manche Kinder gehen los und holen sich und ihren Tischnachbarn etwas zu trinken. Andere besorgen die Teller, das Besteck oder tun nach Wunsch auf. Sie helfen einander und unterstützen, wo es geht.

giesensdorfer_17 Was wollen wir damit eigentlich sagen? Das Essen bei uns in der EFöB wirkt für Außenstehende gewiss etwas chaotisch, laut und unkoordiniert. Schaut man sich jedoch eine Großfamilie beim Essen an, sieht das gewiss ähnlich aus. Wir wollen, dass sich in unserer „Extremgroßfamilie“ jeder Einzelne wohl fühlen kann. Gerade beim Mittagessen kommen verschiedene Kinder einmal am Tag für 20 Minuten zusammen, finden ein wenig Aufmerksamkeit und ein paar Minuten Ruhe. Dort keine Kommunikation zu erlauben und keine Möglichkeit zu bieten frei zu entscheiden, wann ich abräume und mir etwas hole, fänden wir nicht nur schade, sondern sogar verschenkte Zeit für die Kinder. Deshalb nehmen unsere Kinder das Essen zwar nicht in absoluter Stille und Ordnung ein, aber dafür haben sie Spaß und kommen gerne zum Essen. Hin und wieder geht auch mal etwas kaputt oder es fällt etwas um. Das nehmen wir jedoch gerne in Kauf und ist meistens mit wenigen Handgriffen und helfenden Händen behoben.

Mit einem guten Gefühl können wir so die Kinder wieder in ihren spannenden Nachmittag schicken … bis zur nächsten Essen-Runde in der EFöB-Großfamilie.

Katja Reinhardt
Ergänzende Förderung-und Betreuung an der Giesensdorfer Schule