In der ergänzenden Förderung und Betreuung an der Giesensdorfer Schule haben sich die Erzieher*innen gemeinsam mit einigen Drittklässlern auf den Weg gemacht, um den Hort und seine Umgebung genauer unter die Lupe zu nehmen. Ausgestattet mit einem Fotoapparat, Blatt und Stift gingen sie durch alle Räume und durch das Außengelände. Sie sollten sich mit der Frage: „Was gefällt euch an unserer EFöB gut und was weniger gut?“ umschauen.

Da es oftmals für Kinder schwer ist, die eigene Meinung und Erkenntnisse frei zu äußern, versuchten sie es mit Bildern, die sie selbst fotografiert hatten. Zu jedem gemachten Foto musste eine keine Begründung geschrieben werden. Interessant war zu beobachten, dass Kinder, die meist schüchtern und zurückhaltend sind, jetzt Mut gezeigt haben und anderen erklärten, warum sie bestimmte Dinge bei uns gut oder schlecht finden.

Im Anschluss wurden die geknipsten Bilder ausgedruckt und zu einer großen Collage zusammengestellt, die ihren Platz im Flur fand. Vor dieser Ausstellung entstand ein kleines Forum, das andere Kinder zum Anschauen und Diskutieren einlud.

Der Hintergrund der ganzen Aktion war das Kinderrecht auf Information und freie Meinungsäußerung. Die Kinder sollten erfahren, dass sie das Recht haben zu fragen, zu hinterfragen und ihre Meinung dazu frei äußern zu dürfen. Ganz egal wie alt sie sind.

Das ganze Jahr 2023 haben sich alle Kinder- und Jugendeinrichtungen des Stadtteilzentrums Steglitz e.V. sehr intensiv mit Kinderrechten auseinandergesetzt, die wir in zwölf Überschriften zusammengefasst haben. Die UN-Kinderrechtskonvention im Wortlaut, die am 5. April 1992 für Deutschland in Kraft getreten ist, liest sich etwas länger und wäre für die Arbeit mit den Jüngsten schwieriger zu vermitteln. So wurden 12 Plakate erstellt, die je ein Kinderrecht vorstellen und Monat für Monat in unseren Einrichtungen ausgehängt und mit den Kindern und Jugendlichen besprochen.

Beispielsweise das Recht auf Gleichbehandlung wurde in der Kita Schlosskobolde in wöchentlichen Projekttagen behandelt. Angefangen bei der Frage, was überhaupt ein Recht ist bis hin zum Besuch der Puppe Fatima, dem Lied „Das eine Kind ist so – das andere Kind ist so“ von Rolf Zuckowski, bis zu sich ergebenden Alltagssituationen bezüglich Gleichbehandlung, ein arbeitsintensiver Monat für die Kitakinder.

Ein anderes Beispiel ist das Recht auf besonderen Schutz im Krieg und auf der Flucht. Ein schwieriges Thema in der Arbeit mit Kindern, dem sich das Team der Erzieher*innen aus dem KiJuNa stellten. Gerade vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine zeigte sich ein großer Gesprächsbedarf der Kinder und Jugendlichen sowie eine große Sensibilität zu den betroffenen Kindern.

Das Kinderrecht auf Gesundheit und Versorgung wurde in der Kita Kleckerbande zu Thema gemacht. Und hier zeigte sich, dass die Kinder durchaus schon kleine Experten sind und ein gutes Gefühl für Gesundheit und Ernährung haben. Mit Yoga, der Ernährungspyramide und im Gespräch, was alles zum Wohlbefinden gehört, wurde die Kitakinder zu kleinen Rechtsexperten.

Dies sind vier Beispiele, wie die Kinderrechte in unseren Einrichtungen über das ganze Jahr besprochen und vermittelt wurden. Hier kann man sich alle Plakate ansehen. Auch nach diesem Jahr sind Kinderrechte, die ein wichtiger Bestandteil des Kinderschutzes sind, ein zentrales Thema und damit Teil unserer Arbeit im Stadtteilzentrum Steglitz e.V. Selbstverständlich gehören auch Erwachsene, ältere Menschen, Menschen mit Beeinträchtigungen, zugezogene Menschen, Menschen mit verschiedensten Interessen und Lebensphilosophien zu unseren Besucher*innen, deren Rechte genauso wichtig sind und Beachtung finden. Kinder können jedoch, im Gegensatz zu Erwachsenen, ihre Rechte oft noch nicht selbständig geltend machen und bedürfen so immer wieder der Stärkung und Unterstützung.

Kinder sollen unbeschwert und glücklich aufwachsen können. Sie sollen sich sicher fühlen und lernen für sich selbst und ihre Meinung eintreten zu können. Sie müssen gehört und ernst genommen werden. Nur so kann es gelingen, dass sie sich zu selbstbewussten, selbständigen Menschen entwickeln und ein Demokratieverständnis entwickeln.

Deshalb setzen wir uns in unseren Einrichtungen und Angeboten im Stadtteilzentrum Steglitz e.V. dafür ein, dass die Interessen und Meinungen von Kindern und Jugendlichen jeder Altersstufe gehört und berücksichtigt werden. Wir unterstützen aber auch ihre Eltern, Familien, unsere Kolleg*innen und alle anderen Beteiligten Kinderrechte und deren Bedeutung immer wieder in den Fokus zu rücken und so deren Selbstbewusstsein für das spätere Leben zu stärken – nicht nur in diesem Jahr.