Am 14. März lud Zeina Zaghal, Ansprechpartnerin der Mobilen Kontaktstelle Integration des Stadtteilzentrums Steglitz e.V., in den Nachbarschaftsladen Leonie ein. Bei der Veranstaltung ging es darum zusammen zu kommen, um nach Sonnenuntergang gemeinsam das Fasten zu brechen und dabei sowohl realen Geschichten als auch traditionellen Märchen zu lauschen.

In den Geschichten ging es, anlässlich der Wochen gegen Rassismus, auch um das Thema Ausgrenzung und Diskriminierung. Etwa siebenundzwanzig Gäste aus Syrien, dem Irak, dem Jemen und aus Deutschland, darunter auch Mitarbeiter*innen vom Mittelhof, der Reha Steglitz gGmbH und des Willkommensbündnisses für Flüchtlinge in Steglitz-Zehlendorf waren der Einladung gefolgt.

Das Essen wie auch die Dekoration vor Ort waren ein Gemeinschaftsprojekt. Die meisten Teilnehmer*innen brachten selbstgemachte Speisen oder Getränke mit. Nicht verwunderlich, dass das Buffett bunt und vielfältig war: Es gab Linsensuppe, verschiedene arabische Vorspeisen, Reis mit Hühnchen und viele unterschiedliche Süßigkeiten.

 

Linsensuppe, landestypische Vorspeisen und allerlei mehr: Das Buffet war ein Gemeinschaftsprojekt.

 

Vielen Menschen mit Migrationsbiographie ist es wichtig, das kulturelle Erbe ihrer Heimat zu wahren. So auch Bassam Dawood, der an diesem Tag in den Nachbarschaftsladen Leonie gekommen war, um anderen seine Geschichten darzubieten. Er ist syrischer Regisseur und Schauspieler und lebt seit 2015 in Berlin. Als so genannter Al-Hakawati führt Dawood mit der Überlieferung seiner Geschichten eine alte syrisch-arabische Tradition fort.

Al-Hakawati ist ein Ausdruck für Dichter, Schauspieler, Komödiant, Geschichtenerzähler. Seine Wurzeln sind „haka“ (eine Geschichte erzählen) und „wati“ (die Beherrschung einer populären Straßenkunst). Heutige Geschichtenerzähler folgen dabei einer bekannten Figur der syrisch-arabischen Geschichte. Traditionell trägt der Al-Hakawati ein besonderes Gewand sowie einen roten Fez auf dem Kopf. Der Fez (auch Fes) ist eine früher im Orient und auf dem Balkan weit verbreitete Kopfbedeckung in der Form eines Kegelstumpfes aus rotem Filz mit flachem Deckel. Meist schmückt ihn eine schwarze, blaue oder goldene Quaste.

Der Fez ist benannt nach der Stadt Fès in Marokko, in der er seinen Ursprung hat. Ein Al-Hakawati sammelte regelmäßig Menschen um sich, um ihnen seine Geschichten zu erzählen. Das Besondere daran: Sie können Monate oder sogar ein Jahr lang dauern. In den Erzählungen von Bassam Dawood im Haus Leonie am 14. März ging es um die Ursprünge populärer syrischer Sprichwörter und Geschichten über Menschen, die sich gegen Rassismus einsetzen. Neben der Erhaltung des kulturellen Erbes seiner Heimat auch in der Diaspora, sieht er seine Geschichten als Möglichkeit, Kontakt- und Kommunikationspunkte zwischen Vergangenheit und Gegenwart für seine Zuhörer*innen zu schaffen. Viele der Gäste blieben an diesem Abend bis 23 Uhr, um den Erzählungen zu lauschen und sich auszutauschen.

Der Nachbarschaftsladen Leonie ist Teil des Stadtteilzentrums SüdOst, einem Kooperationsprojekt zwischen dem Stadtteilzentrum Steglitz e.V. und dem Mittelhof e.V.. Es besteht aus zwei Standorten: Dem Nachbarschaftsladen Leonie in der Leonorenstraße 85 und dem Nachbarschaftshaus Lilienthal in der Schütte-Lanz-Straße 43. Den Standort in der Leonorenstraße verantwortet das Stadtteilzentrum Steglitz e.V. mit Katja Krause als Ansprechpartnerin, das Nachbarschaftshaus Lilienthal wird von Hanno Giese vom Mittelhof e.V. geleitet.