Das Stadtteilzentrum Steglitz will langfristig Energie sparen – braucht dafür aber eine auskömmliche Finanzierung
Ein Beitrag aus dem Paritätischer Rundbrief 1/2023
Wenn Bundesministerinnen und Bundesminister, Senatorinnen und Senatoren, Stadträtinnen und Stadträte sowie die Vorsitzenden der Wohlfahrtsverbände wie aus einem Mund sprechen und von einem möglichen Zusammenbruch sozialer Infrastruktur reden, scheint etwas schwer im Argen zu liegen. Und ja, das tut es! Steigende Energiekosten und Lebensmittelpreise, Inflation und die Aus- und Nachwirkungen von Pandemie und Krieg betreffen uns alle. Gerade jetzt braucht es die Hilfe- und Unterstützungssysteme, die zu einem wesentlichen Anteil durch freie gemeinnützige Organisationen aufgebaut, nachhaltig verstetigt und ständig weiterentwickelt und ausgebaut werden. Besonders in Zeiten der Krise sind die Programme und Angebote freier sozialer Organisationen von erheblicher Relevanz für die Menschen, die Hilfe und Unterstützung benötigen.
Vor diesem Hintergrund müssen die Warnungen vor einem Zusammenbruch dieser Hilfe- und Unterstützungsstruktur besonders ernst genommen werden. Als Geschäftsführer des Stadtteilzentrums Steglitz e. V., einer Organisation, die Bestandteil der sozialen Infrastruktur Berlins ist, nehme ich das sehr ernst. Ich beobachte, wie die Ausgaben für Heizung, Strom, Wasser, Lebensmittel, Mieten etc. steigen und die ohnehin knapp bemessenen Budgets unserer Projekte und Einrichtungen immer stärker belasten. Hier ein paar praktische Beispiele zur Entwicklung in einigen unserer Einrichtungen:
- Die Gaskostenabschläge in einer unserer Kitas wurde von bisher 358 Euro Anfang des Jahres auf nun 930 Euro monatlich erhöht.
- Die Miete inklusive Betriebskosten eines unserer Nachbarschaftshäuser wurde von 1.493 Euro auf nun 1.831 Euro monatlich erhöht.
- Und die Betriebskostenabschläge für die Geschäftsstelle wurden um ganze 750 Euro monatlich erhöht.
Hinzu kommt eine Betriebskostennachzahlung von rund 9.000 Euro für eine weitere Kita. Bisher wissen wir noch nicht, welche weiteren Nachzahlungen sich aus noch ausstehenden Betriebskostenabrechnungen ergeben werden.
Insbesondere für unsere zuwendungsfinanzierten Projekte resultieren aus den gestiegenen Kosten entsprechend hohe Mehrbedarfe zur auskömmlichen Finanzierung, die gerade im Rahmen von Fehlbedarfsfinanzierungen nur durch eine Steigerung der einzubringenden Eigenmittel kompensiert werden können. Doch woher sollen diese Mittel kommen, wenn die ohnehin eingeschränkten Möglichkeiten zur Rücklagenbildung bei gemeinnützigen Organisationen sich durch die Mehrausgaben in allen Projekten und Einrichtungen gleichzeitig drastisch reduzieren?
Im Stadtteilzentrum Steglitz tun wir alles dafür, die Bedarfe der Menschen stetig zu eruieren, zu erkennen und Angebote zu schaffen, die den Menschen gerade die Unterstützung bieten, die sie so nötig brauchen. Gleichzeitig suchen wir stets und in all unseren Projekten und Einrichtungen nach Möglichkeiten, um Energie zu sparen.
Eine Drosselung der Raumtemperaturen, der Einsatz von Energiesparlampen oder der Verzicht auf den Einsatz von Geräten mit hohem Energieverbrauch sind nur einige Beispiele hierfür. Durch den immer gewährleisteten wirtschaftlichen Umgang mit öffentlichen Finanzmitteln aus unseren Förderungen sind weitere Kosteneinsparungen kaum mehr möglich, ohne dass die Qualität unserer Leistungen leidet.
Um langfristig energiesparender wirken zu können, achten wir bei Sanierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen auf energetische Nachhaltigkeit. Dies ist allerdings nur für die Einrichtungen möglich, in denen wir in eigentumsähnlichen Verhältnissen arbeiten. Und auch nur in dem Maß, in dem es durch die jeweiligen Förderungen ref inanzierbar ist. Der Einfluss auf das Sparen von Energie oder gar die Umstellung auf die Nutzung regenerativer Energiequellen ist gerade an den Stellen deutlich einschränkt, wo wir öffentliche Räumlichkeiten, wie Schulräume, nutzen.
Seit Langem merken wir in Gesprächen mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Verwaltung an, dass soziale Arbeit auskömmlich finanziert werden muss. Diese Auskömmlichkeit braucht es heute mehr denn je. Investitionen in die soziale Infrastruktur Berlins verstehen wir nicht als Kosten, sondern als Investition in den Erhalt und die Entwicklung einer solidarischen Hauptstadtgesellschaft. Und genau die braucht es jetzt!
Kristoffer Baumann
Geschäftsführung
Stadtteilzentrum Steglitz e.V.
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