Es sind nun schon mehrere Wochen vergangen, seitdem die Ukraine, die dort lebenden Menschen und deren Existenz von russischen Soldaten zerstört wird. Das Schlimmste daran ist, dass kein Ende in Sicht ist. In der Social-Media-Welt sehen wir Bilder. Bilder voller Leid, Trauer und Zerstörung.

Eines ist jedem und jeder von uns klar: Die Menschen dort brauchen Hilfe. Und zwar jede, die sie kriegen können.

Mein Name ist Ewelina. Und nachdem ich die vielen Aufrufe auf Facebook gelesen habe, habe auch ich gehandelt. Meine Kollegin aus der Kita Marienfelder Kiezhopser und Freundin Heike und ich haben einen Plan gemacht. Wir besprachen erst einmal unsere Vorgehensweise und was es braucht, damit alles gut gelingen kann. Unsere Kitaleitung Sandra Dehmel haben wir mit einbezogen. Wir haben sie gefragt, ob es in Ordnung wäre, so eine Aktion zu starten und die Spenden in der Kita und unserem Umfeld zu sammeln. Auch sie fand diese Idee großartig und es stand nichts mehr im Wege, weitere Schritte zu gehen.

Ich rief meinen Papa an. Er und meine ganze Familie leben in einem kleinen Dorf in Polen. Mein Papa, dieser wundervolle Mensch, bereitet Unterkünfte in meinem Dorf und in den Nachbardörfern für die Geflüchteten aus der Ukraine vor. Mein Vater, mein Engel und mein Held. Er hat alles ins Laufen gebracht. Dank ihm schrieb ich die Bürgermeisterin meines Dorfes an und fragte, ob sie Unterstützung bräuchten bei der Aktion „Hilfe für die kämpfende Ukraine“. Diese Aktion sammelt Spenden in meinem Heimatland, der Region, aus der ich komme, wo weniger als 8000 Menschen leben. Die Bürgermeisterin antwortete: „Hey Ewelina, es wäre einfach großartig“. Alles ging auf einmal schnell. Sie schickte mir auf unseren Wunsch eine Liste, was wirklich gebraucht wird und wir machten uns an die Umsetzung. Wir bastelten als Erstes ein Plakat mit allen Informationen und einer Auflistung, was genau benötigt wird und bis wann wir Spenden entgegennehmen. Das Plakat hingen wir an unsere Eingangstür.

Das, was dann geschah, hat Heike, Sandra und mich zu Tränen gerührt. Die Eltern fingen an zu sammeln und brachten uns tütenweise all die Dinge, die in Polen vor Ort benötigt wurden. Sie kauften ein und selbst die zu erwartenden Spritkosten wurden bezuschusst. Sie zeigten so viel Liebe, Mitgefühl und Fürsorge, womit von uns keiner in diesem Ausmaß gerechnet hat.

Sogar ehemalige Kita-Eltern, zukünftige Kita-Eltern und unsere Cateringfirma beteiligten sich. Uns war dann schnell klar, das große Sammeln hat begonnen und ein Auto, wenn auch groß, wird kaum reichen. Die Sachen fingen an sich hochzustapeln und der Keller wurde immer voller. Jeden Mittwoch und Samstag saßen wir nach unserer Arbeit in der Kita und haben alles ordentlich sortiert und beschriftet. Um den Helfern vor Ort alles so leicht wie möglich zu machen, bekam alles eine polnische Aufschrift.

Das ganze Kiezhopser Team ist und war uns in den letzten Wochen eine unglaubliche Stütze. Sie hatten Verständnis, sie halfen mit, sie spendeten und packten alles mit ein und sind ein Teil des Unglaublichen, was wir gemeinsam erreicht haben.

Der 1. April 2022, der letzte Tag vor der Abreise: Dank der Geschäftsführung des Stadtteilzentrums haben wir den Sprinter von unseren Hausmeistern zur Verfügung gestellt bekommen. So konnten wir mit zwei Autos fahren und diese große Flut an Spenden nach Polen bringen. Alle halfen mit und wir packten beide Wagen voll. An dieser Stelle noch einmal einen Riesendank an alle Eltern, Kinder, Kollegen, Freunde und Bekannte, die all dies erst möglich gemacht haben.

Der 2. April 2022, 10.00 Uhr: Wir haben uns auf den Weg gemacht. In einem Auto Heike und ich und in dem großen Auto immer hinter uns, Sandra mit unserem Kollegen Daniel. Die Reise nach Polen war relativ entspannt. Mit drei Stopps sind wir um 13.45 Uhr an der Sammelstelle, wo wir schon erwartet wurden, gut angekommen. Die Bürgermeisterin Karolina Piętek, ihr Mann und ihr Sohn, ein freiwilliger Feuerwehrmann und mein wundervoller Vater haben uns herzlich begrüßt und gleich mitgeholfen abzuladen. Keine 30 Minuten hat es gedauert und beide Autos waren wieder leer.

Sie waren begeistert über die Menge, die wir mitgebracht haben, denn mit so vielem hatten sie nicht gerechnet. Als Dankeschön wurden wir von der Bürgermeisterin zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Sie übergab uns im Anschluss ein Dankesbrief für all das, was wir gemeinsam mit unseren Eltern, Freunden, Familien, Kollegen und Kolleginnen und vielen anderen wunderbaren Menschen geschafft haben. Danach ging es weiter in mein Elternhaus.

Meine liebe Mamusia (Mutti) hatte den ganzen Vormittag nur für uns ein tolles Mittagessen gezaubert. Ihr könnt uns glauben, es war sooooo lecker. Bei Mama schmeckt immer alles am besten. Nach dem Essen und vielen Gesprächen mussten wir uns langsam verabschieden und machten uns auf dem Heimweg. Um 20.10 Uhr sind wir in Berlin angekommen. Geschafft, müde, aber voller Stolz. Stolz auf uns alle.

Ich danke jedem von euch für diese unbeschreibliche Unterstützung. Ich bin voller Emotionen und gerührt über so vieles, was jeder und jede von euch gegeben hat und wie viel Liebe da drinsteckt. Heike, Sandra und Daniel – danke für alles. Nicht umsonst sage ich, dass wir wie eine kleine Familie sind. Wenn aus Kollegen und Kolleginnen Freunde werden und Freunde sich wie Familie anfühlen, dann hat man alles richtig gemacht. Ihr seid alle unglaublich. Das Gute kommt immer zurück!

Ich danke euch, dass ihr uns auf dieser Reise begleitet habt.

Mit Sonne im Herzen,
eure Ewelina

aus der Kita Marienfelder Kiezhopser