Letzte Woche war ein junger Afrikaner bei mir, der dringend nach Arbeit sucht. Solche Anfragen kommen in letzter Zeit vermehrt, da viele Corona-bedingt ihre Jobs verloren haben und es generell schwieriger geworden ist, Jobs in dieser herausfordernden Zeit zu finden.
In seiner Heimat war er schon immer Fischer und auch Kapitän eines Fischerbootes. Noch nicht lange in Berlin oder in Deutschland, konnte er fast gar kein Deutsch verstehen. Dafür ist sein Englisch sehr gut. Ich schickte ihn mit seinem Lebenslauf los, so wie ich es mit vielen Kunden mache, obwohl mir klar war, dass es mit so geringen Deutschkenntnissen eine riesige Hürde ist, einfach auf die Arbeitgeber direkt loszugehen. Für Begleitungen reichen meine Kapazitäten allerdings leider nicht aus.
Ich war also höchst erstaunt über eine E-Mail, die ich eine Woche später in meinem Postfach fand, in der es hieß: „Sehr geehrter Herr X. wie am Telefon vereinbart, bestätige ich Ihnen unseren Termin für ein Vorstellungsgespräch morgen um 10.00 Uhr“.
Ich war verwirrt. Ich konnte mich nicht erinnern, mit dem Personaler telefoniert zu haben. Ich rief meinen Kunden an, um ihm die freudige Botschaft zu übermitteln. Es stellte sich heraus, er hatte selbst mit dem Personaler telefoniert und weiß schon von dem Termin morgen. Er war gerade auf dem Weg zu der angegebenen Adresse, damit er am nächsten Tag nicht so lange suchen muss. Ich dachte mir, wow – der Mann ist wirklich motiviert!
Solange ich in der Kontaktstelle Integration arbeite, habe ich noch nicht von so einer tollen Vorbereitung gehört. Außerdem hatte er selber am Telefon mit dem Personaler gesprochen, in einem fremden Land, in einer fremden Sprache. Nach einigen eigenen Auslandsaufenthalten (wo ich die Sprache manchmal konnte und manchmal nicht) bin ich über den Mut meiner Kunden immer sehr begeistert und zutiefst beeindruckt!
Noch toller war, dass der Personaler sogar noch im Büro war und sich die beiden somit kurz getroffen haben. Der Personaler schrieb mir am Abend dann noch eine E-Mail, wie toll er das Engagement meines Kunden findet und dass er alle Hebel in Bewegung setzten wird, um dem jungen Mann zu helfen eine Arbeit zu finden! Ich freue mich über die Anerkennung des Personalers, denn das Engagement meiner Kunden wird nicht immer so empathisch wertgeschätzt, wie es sein sollte.
Das ist wirklich ganz vorbildlich abgelaufen und ich erzähle davon, in der Hoffnung, auch anderen Arbeitssuchenden einen guten Tipp zu geben.
Christiane Butler
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