„Wir verstehen das Kind als selbstständiges Individuum, welches aktiv seine Umwelt gestalten kann. … “ liest man auf der Internetseite der Ergänzenden Förderung und Betreuung (EFöB) an der Grundschule am Insulaner in Steglitz-Zehlendorf. Nach diesem Verständnis arbeitet ein Team aus zurzeit 14 Mitgliedern und betreut 260 Kinder. Angefangen hat die Kooperation zwischen der Schule und dem freien Träger, dem Stadtteilzentrum Steglitz e.V., im Sommer 2005. Wie alles andere unterlag auch diese EFöB, anfänglich Hort „Antares“ genannt, einem ständigen Wandel entsprechend sich ändernder Kooperationsbedingungen, gesetzlichen Vorgaben der Schulpolitik und der Konstellation des Teams. Heute blickt die EFöB, nun namentlich „Die Happylaner“ auf 15 Jahre erfolgreiche Schulsozialarbeit.
 
 
Genauso lange wie es die Happylaner gibt, arbeitet Katrin Seifert beim Stadtteilzentrum Steglitz e.V.. Angefangen hat sie als Erzieherin in der damaligen EFöB an der Ludwig-Bechstein-Grundschule. Nach vier Jahren wechselte sie zu den Happylanern und blieb schließlich mit einer kurzen Auszeit den Happylanern treu. Erst als stellvertretende Projektleiterin, seit 2019 als Leitung. Durch ihre wechselnden Tätigkeiten innerhalb des Trägers konnte sie sich ausprobieren und mit Begleitung weiterentwickeln. Dadurch konnte sie die Verantwortung als Projektleiterin aus vollem Herzen übernehmen. Ihr Reiz darin liegt in einer guten Mischung aus Büroarbeit, Teamleitung und – sofern Zeit da ist – die eigentliche Arbeit mit den Kindern.
 
Den Fokus legt Katrin Seifert dabei auf die Teamarbeit. Wenn die gut funktioniert, ergibt sich alles andere. Aber auch gute Teamarbeit muss erarbeitet werden, wobei sie ihre Rolle hier in der Begleitung der einzelnen Mitglieder sieht. Sie gibt Denkanstöße, hinterfragt und entwickelt gemeinsam Ideen entsprechend der individuellen Fertigkeiten der Kolleg*innen. Sie ist Kummerkasten und unterstützt wo immer möglich. Was sie besonders an ihrem Team schätzt, ist die starke Orientierung an den Kindern. Stets wird erst geschaut, wie sich Prozesse aus Kindersicht anfühlen und gestalten können. Das läuft nicht immer konfliktfrei ab. So unterschiedlich die Kolleg*innen sind, sind manchmal auch ihre Sichtweisen zu verschiedenen Themen. Das muss in den Teamsitzungen ausdiskutiert werden und dabei zeigt sich der zweite Punkt, den Katrin Seifert an ihrem Team sehr schätzt: eine teils gnadenlose Offenheit und Ehrlichkeit. Manch unbequemer Satz fällt dabei und Gesagtes gefällt nicht allen, am Ende steht dennoch immer ein Konsens und eine Erleichterung. Katrin Seifert tut nicht so, als ob alles rund läuft. Sie sagt, dass die Streitigkeiten immer einen Grund haben, aber jederzeit gut für die Kinder ausgehen.
 
Aber wer gut Streiten kann, kann auch gut Lachen und gemeinsam Spaß bei der Arbeit und mit den Kindern haben. Hier ist der Name „Happylaner“ tatsächlich Programm. Die den Kindern gebotenen Möglichkeiten orientieren sich nicht nur individuell am Alter der Kinder, sondern auch nach den Interessen in vielfältigster Hinsicht. Ob in der Hobbybude, dem Fantasia-Raum, im Turm, der bunten Kiste oder dem Abenteuerland … spielen, forschen, kreativ sein, Sport, Bewegung, Tanzen und Musik … es ist alles dabei. Dabei kommen immer wieder neue Angebote hinzu, die einer Idee der Kolleg*innen entspringen und ausprobiert werden dürfen. Dann wird der Dienstplan umgestellt und ein Zeitfenster gefunden. Ob es Bestand hat, entscheiden die Kinder.
 
Es gibt auch Ideen, die der Projektleitung nicht so sehr gefallen. Hier sieht sich Katrin Seifert manchmal im Konflikt als Mutter. Ein Kollege spielte beispielsweise in der privaten Zeit mit Kindern ein Onlinespiel auf der Playstation. Das gefiel ihr nicht, jedoch konnte der Kollege es gut begründen. Sie suchte das Gespräch mit einem anderen Projektleiter einer Kinder- und Jugendeinrichtung, der ihr den pädagogischen Hintergrund bestens erklären konnte. Kinder, die sonst schwer zu erreichen sind, kommen dabei wieder mit Pädagogen in Kontakt, es kann ein Bezug hergestellt werden und die Kinder wieder in den Einrichtungen integriert werden. Wichtig, ob eine Idee gefällt oder nicht, ist für Katrin der pädagogische Mehrwert für die Kinder.
 
Die digitale Welt ist aus der Kinder- und Jugendarbeit und der Schulsozialarbeit nicht mehr wegzudenken. Das hat das Team spätestens mit der Coronazeit erfahren. Was tun, wenn man die Kinder nicht mehr direkt erreicht? Auch hier zeigte sich die Vielfältigkeit im Team: Der Instagram-Account der Happylaner boomte. Nach einem kleinen Tief am Anfang der Schließung setzten die Kolleg*innen ihre Ideen um: Eine RAP-Projekt via Skype, eine Rätselstrecke über Harry-Potter, Bastelanleitungen als Videofilm, Tanzschritte und Musik über die digitalen Geräte. TikTock war schon dort bei den Happylanern in aller Munde. Und das Schöne dabei waren die positiven Rückmeldungen der Eltern. So schwierig die Schließung wegen Corona für das Team war, so sehr hat es doch die Ideenvielfalt gefordert und gefördert.
 
Nach der Besonderheit ihrer Einrichtung gefragt, antwortet Katrin spontan mit ihrem Team, das sie als Teil ihrer Familie bezeichnet. Ihre Liste der besonderen Fähigkeiten der einzelnen Mitglieder lässt die Bandbreite erahnen, die hier geboten wird: Frau H. ist Facherzieherin für Integration mit russischen Wurzeln, wo sie Musiklehrerin war. Sie ist immer bemüht, dass es allen gut geht und wird deshalb unter der Hand gern als Mutti bezeichnet. Frau L. mit dem Talent, die aller längsten Sätze, die du je gehört hast, zu reden. Sie tanzt eigentlich immer, außer wenn sie grade wieder Kinder frisiert, was sie hervorragend kann. Tatsächlich kombiniert sie manchmal auch beides. Herr L. ist ausgebildeter Landschaftsgärtner und ein leidenschaftlicher Optimierer. Frau F. ist immer für klare Regeln, so lange sie sich nicht dran halten muss (immer im Sinn ihrer Kinder!). Frau K. ist die Professionelle. Bei ihr muss immer alles klar strukturiert, vorbereitet und organisiert sein. Sie schreibt im Handumdrehen bilderbuchhafte Konzepte. Herr V. und Herr C. sind die jungen Wilden. Extrem beliebt bei den Kindern, weil sie cool sind und auch fast jeden „Blödsinn“ mitmachen. Herr d. P. ist unfassbar kreativ. Ich sehe nur eine Schaukel. Er sieht einen Jet, mit welchen er mit den Kindern die Welt bereist – ZACK – sind sie auf Hawaii und tanzen ne Runde Hula. Er sitzt mit seiner Gitarre auf dem Hof und lässt jeden Tag gemeinsam ein völlig neues Lied mit den Kindern entstehen. Frau C. möchte „gefüttert“ werden. Egal welche Aufgabe ich für sie habe, sie nimmt sie an, fummelt sich da durch und macht was draus. Frau P. achtet viel auf Details und kann gut beobachten. Sie ist auch in der Lage, Kindern Dinge beizubringen, für die andre nicht die Ruhe haben. Außerdem kann sie schöne Videos erstellen und bei der musikalischen Untermalung kommt ihr ihre Liebe zum Detail nur zu Gute. Herr Ks. Talent ist sein unfassbar ansteckendes und herzliches Lachen. Egal wie doof dein Tag war, wer Herrn K.s Lachen hörst, dem geht es gleich wieder besser! Er is a waschechte bayrische Frohnatur. Herr Z. ist immer bei den Kindern! Er hat immer ein offenes Ohr für sie. Egal mit welchen Anliegen die Kinder zu ihm kommen, er ist für sie da und gibt ihnen das Gefühl zu 100% ernst genommen zu werden. Frau S. ist die mitfühlende sensible Seele. Sie hat ein Radar für Kinder, denen was auf dem Herzen liegt. Ein ganz bezauberndes Wesen, mit dem die Kinder auch jede Menge Spaß haben können.
 
Die besondere Fähigkeit der Projektleiterin kann daher nur sein, dass sie diese vielfältigen Aufgaben, Anforderungen und gelungene Teamarbeit mit Erfolg unter einen Hut bringt. Wir wünschen den Happylanern alles Gute für den 15. Geburtstag, den Kindern in der EFöB viel Spaß und dem Team weiterhin viele gute Ideen!
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