Geflüchtete machen „Wohnführerschein“ in Steglitz
Ursprünglich erschienen: 8. Januar 2018 | StadtrandNachrichten | www.stadtrand-nachrichten.de
Müll trennen, kleine Reparaturen selbst ausführen, regelmäßig lüften, Ruhezeiten beachten – wer zum ersten Mal alleine wohnt, muss viel Neues lernen, um Schwierigkeiten mit dem Vermieter und der Nachbarschaft zu vermeiden. Oft sind junge Menschen mit der neuen Situation überfordert. Ganz besonders schwierig wird es, wenn man neu in Deutschland ist. Um sich auf das selbstständige Wohnen in einer Wohnung vorzubereiten, haben sieben junge Geflüchtete jetzt einen sogenannten „Wohnführerschein“ gemacht.
Angeboten wurde der Wohnführerschein-Kurs vom SRL Projekt. SRL steht für SozialRaumorientierte Leistungen in der Kinder- und Jugendhilfe. Es ist ein Kooperationsprojekt des Jugendamtes Steglitz-Zehlendorf (Region Südost) und den Trägern der freien Jugendhilfe FSD Famos gGmbH, Mittelhof e.V. und dem Stadtteilzentrum Steglitz e.V. Unterstützt wurde das Wohnführerschein-Programm von der Wohnungsgesellschaft Deutsche Wohnen.
Das Konzept des Wohnführerscheins gibt es bereits seit einigen Jahren. Ins Leben gerufen wurde das Projekt von den Berliner Wohnungsunternehmen allod, degewo und Marzahner Tor sowie dem Quartiersmanagement Mehrower Allee. Mit dem Programm sollen junge Menschen fit für die erste eigene Wohnung gemacht werden. Der Verein JaKuS, ein Berliner Träger der Jugendhilfe, war von Anfang an maßgeblich an der Entwicklung des Führerscheins beteiligt und bietet Schulungen für Wohnführerschein-Trainer an.
Martina Riester vom SRL Projekt hat die Schulung zur Wohnführerschein-Trainerin abgeschlossen und leitete nun ihren ersten Kurs: „Das Projekt richtet sich nicht ausschließlich an Flüchtlinge“, erzählt Riester. „Jeder junge Mensch, der Interesse daran hat, kann an dem Kurs teilnehmen“. Für den vom SRL Projekt angebotenen Kurs hätten sich jedoch nur junge Menschen mit Fluchterfahrung angemeldet, berichtet sie. Im November und Dezember besuchten sie das Angebot in Lankwitz und Steglitz und lernten alles über Rechte und Pflichten, die mit der Anmietung einer Wohnung einhergehen. Dazu zählten handwerkliche Anleitungen, Regeln zu nachbarschaftlichem Zusammenleben und Wohnungsbewerbungsgespräche. Diese wurden von Fachkräften der Deutsche Wohnen geführt. Außerdem bekamen die Teilnehmer eine Einführung in richtiges Heizen und Lüften für effizientes Energiesparen.
Am Ende des Kurses legen die Kursteilnehmer eine Prüfung ab und bekommen bei erfolgreichem Abschluss ein Zertifikat – einen „Wohnführerschein“. Dieses wird von vielen Wohnungsunternehmen anerkannt und ist bei der Suche nach einem dauerhaften Mietverhältnis hilfreich. „Unsere Teilnehmer waren zwischen 18 und 19 Jahre alt und alle haben die Prüfung bestanden“, berichtet Martina Riester. Das Angebot sei von den Teilnehmern gut angenommen worden und es gäbe bereits jetzt viele weitere Interessenten, erzählt sie. Ein weiterer Kurs sei daher schon in Planung.
(eb)
Guten Tag,
mein Name ist Anke Jahns und ich arbeite im Integrationsreferat der Stadt Wolfsburg. Derzeit beschäftigen wir uns verstärkt mit dem Thema “eigene Wohnung”.
Aus dem Internet habe ich erfahren, dass Sie bereits seit einigen Monaten mit dem “Wohnführerschein” versuchen, den Flüchtlingen einen guten Start auf dem Wohnungsmarkt zu verschaffen.
Da wir uns in einer Arbeitsgruppe mit ähnlichen Gedanken tragen, wende ich mich an Sie.
Könnten Sie mir bitte mitteilen, welche Erfahrungen Sie mit dem Wohnführerschein gemacht haben? Ggf. wäre ich auch an etwaigen Unterlagen zu dem Thema interessiert.
In der Hoffnung, dass Sie mich unterstützen können, verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen
Anke Jahns
Stadt Wolfsburg
Integrationsreferat
Porschestr. 49
38440 Wolfsburg
Sehr geehrte Frau Jahns,
vielen Dank für Ihre Mail/Anfrage.
Wir sind ein sozialraumorientiertes Projekt und arbeiten mit Familien auf freiwilliger Basis. Unser Schwerpunkt ist die Vernetzung im Sozialraum, aber auch die Bedarfe zu ermitteln und ggf. zu decken.
In diesem Zusammenhang haben wir den WFS angeboten.
Der Kurs war offen für jeden, es hatten sich jedoch nur geflüchtete junge Männer angemeldet. Im Allgemeinen ist das nicht unsere Zielgruppe.
Wir haben noch keine ausreichenden Erfahrungen mit dem Wohnführerschein(WFS) gemacht, da es erst zwei Durchläufe gab. Von Teilnehmern haben wir bisher keine Rückmeldungen erhalten.
Ich würde Sie gerne an JaKus e.V verweisen. Der Verein hat den WFS in Zusammenarbeit mit einigen Wohnungsgesellschaften entwickelt und gute Erfolge in einigen Bezirken.
https://www.jakus.org/wohnfuehrerschein.html
Viel Erfolg!
Beste Grüße
Martina Riester