Zwingend notwendig, oft hilfreich, aber manchmal auch ernüchternd
Als Sozialpädagoge in einer Grundschule tätig zu sein, hat viele unterschiedliche Facetten in der Arbeit mit Adressaten und ist abwechslungsreich, aber manchmal auch herausfordernd. Von Einzelkompetenzförderung über das Konzentrationstraining bis hin zum Sozialen Lernen im Klassenrat sind die Unterstützungsformen mannigfaltig.
Wenn es aufgrund einer sozialpädagogischen Unterstützung notwendig ist, die Eltern miteinzubeziehen, gibt es folgende Beobachtungen: Die Eltern, die willens sind, ihr Kind zu fördern und diejenigen, denen es schwer oder kaum möglich ist, die nötigen Maßnahmen zu ergreifen, um ihr Kind aus einer nachteiligen Situation zu bringen. Man kann es sich so vorstellen, dass alle Involvierten des Prozesses auf die Sache blicken. Je nachdem, wo man hinschaut und aus welchem Blickwinkel man es betrachtet, sieht das Thema immer anders aus. Wichtig dabei ist den Blick aus der gleichen Richtung zu bringen, dabei zu beachten, dass die Beteiligten auf Augenhöhe kommunizieren.
Ohne den Fokus auf das Negative zu richten, ist es doch sinnvoll trotz Vorwürfen, mit den ich als Sozialpädagoge hin und wieder umzugehen habe, das Kind im Zentrum des Auftrags zu sehen. Letztendlich geht es in der Schulsozialarbeit darum, Kompetenzen zu fördern und das problematische Verhalten, welches eine Schülerin oder ein Schüler hat, in eine Fähigkeit zu wandeln.
Ich bin ein Verfechter des lösungsorientierten Ansatzes in der sozialpädagogischen Arbeit und das bedeutet trotz des Mangels den ein System, d.h. Familie, mit sich bringen kann, Möglichkeiten anzubieten die Probleme zu benennen, aber die Lösung auch parat zu haben: Der Blick in die Zukunft mit alternativen Optionen, damit das erwünschte Verhalten eintritt und das unerwünschte Verhalten ersetzt wird. Die Programme funktionieren am Besten, wenn Eltern ihre Kinder unterstützen und motivieren.
Ein Beispiel für gelingende Kooperation in der Familie ist das „Ich schaff‘s!“ Kompetenztraining. An den vielen Trainingsangeboten, die ich mit Adressaten durchgeführt habe, war die Erfolgsquote bei den Schüler*innen weitaus höher, die durch ihre Eltern unterstützt und dementsprechend motiviert worden sind, als diejenigen, die wenig oder so gut wie keinen Ansporn bekommen haben. Kinder mit fürsorglichen Eltern absolvieren ein Training in der Hälfte der Zeit.
Ein Beispiel hierfür wäre eine Familie, die samt aller Mitglieder dem Teilnehmenden positiv zusprechen. Sie haben die richtigen Worte das Kind anzusprechen und machen ihm keine Vorwürfe, selbst wenn es nur kleine Schritte macht oder Rückschläge erleidet. Die Eltern begleiten ihn vom ersten bis zum letzten Schritt des 15 Ziele umfassenden Trainings und haben vor allem Verständnis, aber auch die notwendige bestimmte Konsequenz, damit das Kind Erfolge feiern kann.
Nun ist die interessante Frage zu stellen, wie man genau die Eltern dazu bringt, ihre Kinder dementsprechend zu fördern. In dem man sie einlädt und in den Prozess mit einbezieht. Das erfolgt in Gesprächen und regelmäßigen Terminen, um klein gesteckte Ziele zu setzen und diese dann in Abständen zu verifizieren.
Abschließend möchte ich betonen, dass die Arbeit mit Eltern gelingt, wenn sie gewillt sind, den Weg mit ihrem Kind gemeinsam gehen und in kleinen Schritten auf das Ziel zu steuern. Manchmal kostet es den Beteiligten Überwindung, manchmal ist es schwierig, aber umso erfreulicher ist es dann mitanzusehen, wenn die Familie gestärkt aus einer misslichen Lage kommt und mit der Kraft eigener Ressourcen, mittels Unterstützung und Motivation des Schulsozialpädagogen dazu befähigt – sich selbst zu helfen.
Ein Beispiel hierfür ist ein Schüler, der durch seine aufbrausende und grenzüber- schreitende Art auffällig war. Hat er am Training teilgenommen und lernt er welche Vorteile es hätte, wenn er sich schon vorstellt, dass er die Fähigkeit, die er erlernen möchte, schon kann. Die Imagination kann schon ein Motivationsschub sein, damit der Teilnehmer selbständig an sich und seinen Themen arbeitet. Wenn nun auch die Unterstützung seitens der Eltern
vorhanden ist und diese ihr Kind positiv stärken, kann das Training gelingen und der Erfolg des Erlernten trägt bald Früchte: Er hat es „geschafft“!
Engin Vergili
Schulsozialpädagoge
Giesensdorfer Schule
Ein Beitrag aus dem Magazin „Im Mittelpunkt“ Januar/Februar 2017 mit dem Leitthema „Eltern“
Das ganze Magazin können Sie als eBook oder interaktives Pdf herunterladen, die gedruckte Version, einschließlich dem Einleger mit allen Veranstaltungen des SzS, finden Sie in unseren Einrichtungen.
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