Ich gebe zu, ich habe mich am Anfang etwas schwer getan mit dem Begriff “Inklusion”… – hatte ich doch gerade erst verstanden, wie wichtig Integration ist – und wie oft sie im Alltag scheitert. Ich fand es richtig, dass  wir “Behinderte”, Migranten oder andere “Randgruppen” in die Welt der Mehrheitsgesellschaft integrieren müssen. Schließlich haben alle Menschen ein Recht darauf, anständig zu leben und anständig behandelt zu werden. Doch irgendwann dämmerte auch mir, dass da was mit meinem Menschenbild, mit meiner Haltung nicht stimmte. Wieso reden wir von “uns” und von “denen”… Wieso müssen wir Menschen so formen, dass sie in bestehende Strukturen integriert werden können – wieso müssen wir Menschen  in integrationswillig, integrationsfähig oder -unwillig, -unfähig aufteilen. “Wir” und die “anderen” – das ist eine heftige Abgrenzung,  fast wie eine undurchlässige  Mauer … Und Mauern sind out. Mindestens seit 25 Jahren.

Mir gefällt ein anderes Menschenbild besser: Alle Menschen sind anders. Jeder auf irgendeine besondere Art. Und es ist gut, wenn unterschiedliche Menschen zusammen leben, lernen, arbeiten, Gegenwart und Zukunft gestalten und – sich ihrer eignen Andersartigkeit bewusst – die Andersartigkeit des anderen als Bereicherung des eigenen Lebens wertschätzen und geniessen. Alle sollten alles zusammen machen können: Behinderte Kinder und Jugendliche  lernen mit nicht-behinderten Schülern, deutsche Arbeiter arbeiten zusammen mit nicht-deutschen Arbeitern, Flüchtlinge leben selbstverständlich mit den Ur-Einwohnern zusammen im Kiez und sind Teil des gemeinsamen sozial-kulturellen Lebens….. Zusammenleben “all inclusive”!

Auf dem Weg in eine inklusive Gesellschaft warten noch ziemlich viele Aufgaben und Jobs auf uns – und viele Chancen, Möglichkeiten und Geschäftsideen für Sozialprojekte aber auch und vor allem für pfiffige Gründerinnen und Gründer. Beispiele?

  • Eine inklusive Gesellschaft hält natürlich Gesetze und Verordnungen auch in “leichter Sprache” bereit. Arbeitsverträge, Mietverträge, Gebrauchsanweisungen, Zeitungen sowieso. Schreibt bzw. “übersetzt” sie!
  • Mitarbeitende in Ämtern, Schulen, Dienstleistungsunternehmen, Geschäften sind natürlich in der Lage “barrierearm” zu kommunizieren, weil sie “Inklusionskompetenz” entwickelt haben – schult sie, bildet die Leute aus!
  • neue Läden, die auch die Anforderungen und Bedürfnisse “besonderer Kundengruppen” ernst nehmen, werden einen Wettbewerbsvorteil haben – eröffnet sie!

Soziale Projekte und Initiativen und Sozialunternehmer  können hier der Motor sein für eine  Entwicklung, die jeden mitnimmt und niemanden ausgrenzt.

Mich würden Eure Gedanken dazu  interessieren. Welche Ideen habt Ihr, wie man bestehende Angebote mittels kleiner Anpassungen und Veränderungen inklusiv gestalten kann? An welcher Schraube würdet ihr drehen, um Euer Arbeits- oder Lebensumfeld so zu gestalten, dass niemand von der Teilnahme und Mitwirkung ausgeschlossen ist? Was machst Du, damit Inklusion funktioniert? Denn: Inklusion ist das, was DU daraus machst!

Thomas Mampel
Geschäftsführer Stadtteilzentrum Steglitz e.V.

Erschienen am 30. November auf dem Blog „mampel’s welt


Dieser Beitrag ist Teil einer Blogparade von jugendhilfe-bewegt-berlin.de, dem Jugendhilfeblog des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin. Die Blogparade läuft vom 1.-7.12.2014

Weitere Beiträge findet Ihr hier:

www.zollondz-kommunikation.de

https://inklusionsfakten.de/

www.sozialvernetzer.de

https://blog.inklusive-entwicklung.de/

https://www.aktion-mensch.de/blog/beitraege.html

https://www.einmischen.com