Lockdown in Deutschland: Alles ist geschlossen, außer den Geschäften mit Artikel des täglichen Bedarfs. Auch das wohl ungewöhnlichste Kaufhaus im Bezirk ist zu. Der Rumpelbasar Zehlendorf, ein Sozialkaufhaus, das Profit macht, diesen anderen sozialen Projekten weitergibt und so zum Gewinn für alle wird. Doch damit könnte bald Schluss sein, wenn nicht diejenigen, die über Jahrzehnte immer geholfen haben, selber schnelle Hilfe bekommen!

Im Frühjahr 2020 konnte das Team des Rumpelbasars einigen Projekten noch finanziell unter die Arme greifen. Wie so oft konnte ein Gewinn erwirtschaftet werden, der nun anderen zugutekam. Was zu dem Zeitpunkt keiner wusste, war der bevorstehende Lockdown. Das Sozialkaufhaus musste im Frühjahr die Türen schließen. Im Sommer konnte wieder geöffnet werden, aber die Pandemie forderte im Dezember erneut einen Lockdown. Wie allen Gewerbetreibenden geht es auch dem Rumpelbasar nicht anders: Miete, Lohnkosten, Steuern, Strom, Benzin, Kommunikation und anderes muss weiter bezahlt werden, aber Gewinne bleiben aus. Die Rücklagen sind verbraucht. Der Vermieter wurde um Mietminderung gebeten, die er aber ablehnte. Nun droht das endgültige Aus, was für diejenigen, die den Rumpelbasar über die Jahre kennen und schätzen gelernt haben, nur schwer zu akzeptieren ist.

Die Geschichte begann mit einem Aufruf im Gemeindebrief 1970. „Nichts wegzuwerfen, was andere noch gebrauchen können.“, war der Grundgedanke des Projektes in Zehlendorf. Es entwickelte sich immer weiter und wurde im Jahr 2001 der gemeinnützige Verein „Rumpelbasar e.V.“. Heute arbeiten 45 ehrenamtlichen Helfern mit. Zehn davon sind Mitglieder des Vereins und drei Männer sind fest angestellt. Arbeit ist reichlich vorhanden, denn tatsächlich alles, was verkauft wird, ist gespendet. Die Spenden, die gebracht oder abgeholt werden, müssen gesichtet, sortiert und gelagert werden. Schaut man sich im Rumpelbasar um, wird einem sofort klar, welch logistische Aufgabe es ist, bei so vielen Sachen die Übersicht zu behalten. Buchhaltung, Verwaltung, Kommunikation, Administration sind weitere Anforderungen, die neben dem reinen Verkauf erledigt werden müssen und alle Beteiligten manchmal an zeitliche Grenzen stoßen lassen.

Liest man die Liste der Abteilungen des Rumpelbasars, glaubt man sich in einem normalen Kaufhaus wiederzufinden. Haushaltswaren, Kleidung, Wäsche, Accessoires, Kinder, Bücher, Möbel, Elektrozubehör … alles da. Nur die letzte Abteilung offenbart dann, um welche Art Kaufhaus es sich handelt: Spendenannahme. Alles, was sich hier lässt, kommt aus Haushalten, in denen es keine Verwendung mehr fand. Statt den Weg in den Müll zu nehmen, wurde es im Rumpelbasar abgegeben und nach Begutachtung einsortiert. Dort suchen die Sachspenden neue Besitzer und weitere Verwendung. Für wenig Geld kann man hier allerlei finden. Wenn man aufmerksam schaut, sicherlich das ein oder andere Schnäppchen machen oder eine besondere Sammlung ergänzen. Sparen kann hier jeder, denn alles, was angeboten wird, ist in einwandfreiem Zustand, nur eben nicht fabrikneu. Der Rumpelbasar steht allen Menschen offen. Denjenigen, die gut haushalten müssen, denjenigen, die sparen möchten und denjenigen, die Spaß am Trödeln haben und zu den Jägern und Sammlern gehören. Es macht Freude, sich in den Räumen umzuschauen und etwas ältere Jahrgänge finden sich bei manchem Gegenstand in ihren Erinnerungen wieder.

Die Überschüsse, die erzielt werden, gehen in soziale Projekte, die Unterstützung und Hilfe benötigen. Unterstützt wird in zwei Formen: Zum einen können Einrichtungen und Projekte um Sachmittel bitten. Wenn beispielsweise eine Mutter-Kind-Einrichtung Erstausstattungen für Säuglinge oder ein Jugendprojekt Winterkleidung benötigt, werden gezielt die entsprechenden Sachen gepackt und zur Verfügung gestellt. Zum anderen kann finanzielle Unterstützung erbeten werden. Zweimal im Jahr wird den Projekten finanziell und zweckgebunden geholfen, wodurch manches möglich gemacht wird, was aus anderen Mittel nicht bezahlt werden kann. Die Auswahl der Begünstigten wird gut geprüft und Unterstützung gibt es nur, wenn die Projekte weiterhin begleitet werden dürfen. Entschieden, wer begünstigt wird, wird stets gemeinsam in der Mitgliederversammlung des Vereins. So konnte über die Jahre schon über eine Million Euro an gemeinnützige Projekte und Vereine weitergegeben werden konnte.

Ganz besonders in der aktuellen Zeit erfüllt der Rumpelbasar zudem eine sehr existenzielle Rolle. Menschen, die durch den Lockdown in finanzielle Notlagen gerutscht sind und auch alle, die sonst nicht sehr viel zum Lebensunterhalt haben, finden hier, was normalerweise nicht bezahlbar wäre. Ungeachtet dessen muss zudem die nachhaltige Komponente des Sozialkaufhauses beachtet werden. Hier gibt es alles in einwandfreiem Zustand, halt nur nicht neu.

Der Rumpelbasar braucht Hilfe, um wie in all den Jahren zuvor weiter helfen zu können. Er ist eine festen Größe in Steglitz-Zehlendorf und es sollte gemeinschaftlich gelingen, das sozialste Kaufhaus im Bezirk zu erhalten.

Spendenkonto
Rumpelbasar e.V.
DE64 1005 0000 1010 0193 56

Rumpelbasar Zehlendorf e.V.
Am Stichkanal 2 – 4, 14167 Berlin
(Ecke Goerzallee, Nähe OBI, Bus 285)
www.rumpelbasar-zehlendorf.de

Zurzeit aufgrund der Pandemie geschlossen.
Spendenannahme Dienstag 9.30 – 11.30 Uhr, Mittwoch 17.00 – 19.00 Uhr.