Der Tag des Kunstmarktes: Der sonst ruhige Schlosspark Lichterfelde verwandelt sich in einen bunten Marktplatz mit 80 Ständen, an denen Künstler*innen ihre Werke präsentieren. Sechsmal hintereinander hat das Stadtteilzentrum seit 2014 den Kunstmarkt der Generationen organisiert. Nach langem Zögern und gegen alle Bedenken, stand schließlich fest, dass in diesem Jahr kein Markt stattfinden kann. Auflagen, Regeln, Corona-Bedingungen, vor allem aber unser aller Gesundheit, ließen nur eine Absage zu. Auch zum jetzigen Zeitpunkt ist es noch schwer abzuschätzen, ob ein Markt im kommenden Jahr möglich werden wird. Trotzdem möchten wir uns optimistisch orientieren und werden weiter machen … sobald es eben wieder zu vertreten ist.

Es war schwer den Kunstmarkt abzusagen. Über sechs Jahre entsteht ja doch eine kleine Gewohnheit und Künstler*innen, die teils von Anfang an dabei waren, werden zu bekannten Gesichtern. In diesem Jahr sollten wir also auf die Wiedersehensfreude verzichten? Auf einen bunten Tag, der uns interessante Eindrücke, gute Gespräche, schöne Dinge und Gemeinsamkeit bringt? Selbst das Gefühl etwas weniger organisatorische Arbeit zu haben konnte nicht trösten. Und dann blieb noch die Frage offen, was machen alle Künstler*innen mit den vielen schönen Kunstwerken und der Handwerkskunst, die sie eigens für diesem Markt erstellt haben. Was machen Künstler*innen in einer Zeit wie der Pandemie, in der alle Möglichkeiten seine Kunst zu zeigen verwehrt sind. Wie für viele andere ist es auch für Künstler*innen keine leichte Zeit.

Ingeborg Glaser sagt, dass sie ein bis zwei Wochen brauchte, um die Situation überhaupt zu realisieren. Dann hat sie sich wieder der Malerei gewidmet und so ihre Möglichkeit der Entspannung genutzt. Die Tage brachten Zufriedenheit und das gute Gefühl, etwas geschaffen zu haben ohne den sonst üblichen Druck des täglichen Lebens. Sie hatte Anfang des Jahres damit begonnen, Bilder in Aquarell und Acryl für den Kunstmarkt auszusuchen, Gestaltung von Grußkarten und kleinere Bastelarbeiten in Angriff genommen, um gut ausgestattet zu sein. Ein gewisser „Überschuss“ ist jetzt vorhanden. Sicherlich, aber die Kreativität ist nun mal ihr Ventil der Entspannung. Sie hofft, dass sie an einem Weihnachtsmarkt teilnehmen kann. Und wenn nicht? Dann ist sie für den nächsten Kunstmarkt der Generationen schon bestens gerüstet und sieht dem gelassen entgegen.

Isabella Pikart hat ihre Kontakte mit der Außenwelt in den ersten Wochen sehr vermisst, genauso wie ihren normalen Alltag. Es machte sie anfänglich nervös. Entspannung fand sie in der Erkenntnis, dass gegenseitige Rücksichtnahme sehr an Stellenwert gewann. Diese Erfahrung empfand sie als ein schönes Gefühl, nicht nur für Corona-Zeiten, was wiederum zu neuen Idee in Bezug auf ihre Kunst führte. Nach den ersten Wochen dachte sie oft an die vergangenen Jahre auf dem Kunstmarkt der Generationen, die schönen Erinnerungen, Sonne, Musik, Menschen, an die sommerlich entspannte Stimmung. Sie vermisst das Publikum, die Rückmeldungen und Reaktionen auf ihre Kunst sehr und hofft, dass sie alles wieder normalisieren kann.

Nicht wirklich überrascht zeigte sich Lydia Constein, dass der Kunstmarkt nicht stattfindet, da ein anderer früher abgesagt wurde. Sie hatte erst langsam mit der Marktproduktion begonnen, da ja im April schon deutlich wurde, dass Veranstaltungen und Märkte in den nächsten Wochen ausfallen würden. Dennoch war sie kreativ tätig ohne einen Überschuss zu haben, da sie alle Arbeiten in ihrem Onlineshop verkaufen kann. Da sie von zuhause aus arbeitet, fühlte sie sich auch nicht eingeschränkt, sondern verstärkte ihre Werbung in den sozialen Netzwerken oder passte ihre Arbeiten verstärkt den Kundenwünschen an. So entstand manche Toilettenpapierrolle oder Virus aus Filz.

Eine kreative Schaffenspause war die Folge bei Sigrid Nachtigall, der die erste Zeit sehr zugesetzt hat und sie lähmte. Dazu kam die Sorge um und Betreuung der Eltern, die beide über 90 Jahre gesund bleiben sollten. Entspannung fand sie bei fast täglichen Spaziergängen, bei denen sie mögliche Motive für die Malerei fotografisch festhielt. Für den Kunstmarkt hatte sie an ihrer Serie „Seh`n se, dat is Berlin“ – Menschen in unserer Stadt – Beobachtungen – gearbeitet, die sie nun für den nächsten Kunstmarkt weiterführt.

So unterschiedlich die Rückmeldungen und der Umgang mit dem Virus dieser Künstlerinnen sind, zeigt sich, dass die Kunst auch mit veränderten Lebensbedingungen immer eine Rolle spielt. Als Ventil, als Mittel der Entspannung oder weil sie sowieso zum Leben dazu gehört. Wir haben hier nur vier Teilnehmerinnen beispielsweise gefragt. Die Rückmeldungen der anderen Teilnehmer*innen würden vermutlich ähnlich ausfallen. Hoffen wir, dass alle gesund bleiben, und dass wir im kommenden Jahr, wenn der Kunstmarkt stattfinden kann, sehen können, ob sich die Zeit der Pandemie auch in der Kunst wieder spiegelt. Diese vier Künstlerinnen werden wieder dabei sein.

Bis dahin – bleiben Sie alle gesund und vielleicht sehen wir uns beim 7. Kunstmarkt der Generationen … wann immer der auch sein wird. Alles Gute!

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