„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen“, verkündete bereits Matthias Claudius im 18. Jahrhundert. Der muss es ja wissen, damals noch hoch zu Pferde und auf Schusters Sohlen. Aber was hat das mit dem Stadtteilzentrum Steglitz zu tun? Auf den ersten Blick erstmal nichts, so lange im Headquarter zwischenzeitlich kein Reisebüro errichtet wurde. Auf den zweiten Blick sieht es dann schon anders aus …

Als 1995 das Stadtteilzentrum Steglitz gegründet wurde, war ich noch lange nicht in Sicht. Ich war erst zarte 14 Jahre alt. Daher begebe ich mich gleich ins Jahr 2011.

Damals wurde ich als Neu-Berlinerin für die EFöB in der Peter-Frankenfeld Schule eingestellt. Als ich die Papiere bei meinem allerersten Berliner Arbeitgeber abholte, wurde ich gerade heraus gefragt: „Wohin wechseln se denn jetzt?“ „Zum Stadtteilzentrum Steglitz“, sagte ich freudig, denn ich war echt froh, so rasch was Neues gefunden zu haben. „Ach, echt dahin …“, sagte er schultern-zuckend und vielsagend-nichtssagend aus seinem Bürostuhl heraus. „Also wenn du mich fragst… dit is eeen Bauchladen.“ „Ach ja?“, sagte ich irritiert. Erhielt aber keine weitere Antwort. Ich sagte mir, was soll‘s, ich nimm‘s ganz wie die Berliner:“ Kommse rin, kommse ran, hier wernse jenauso beschissen wie nebenan.“

Nun 9 Jahre später, im Jahr 2020 nachdem ich durch verschiedenste Stadtteilzentrum-Kontinente reisen und dort verweilen durfte, kann ich sagen: Ja, das Stadtteilzentrum Steglitz ist ein absoluter Bauchladen. Ein Bauchladen, der sich zu den Menschen im Stadtteil bewegt. Ganz nach Sokrates „Wer die Welt bewegen will, sollte erst sich selbst bewegen.“

In dieser Zeit ist das Stadtteilzentrum beachtlich gewachsen. Ich selbst war in EFöB-tanien bei den Frankenfeldern, in Kita-hausen bei den Schlosskobolden, durfte im Geschäftsstellen-Reich campieren und die schöne Beratungsinsel EUTB-ik mitaufbauen. Wen wundert es, wenn ich euch sage, dass auch Menschen, die nicht gerne reisen, im Stadtteilzentrum die Welt treffen können.

Ich habe mal versucht, ganz plakativ und vereinfacht, die Länder zu zählen, die mir zu Kolleg*innen, Familien und Ratsuchenden einfielen, denen ich seit 2011 beim Stadtteilzentrum begegnet bin. Ohne regionale, religiöse oder weitere Unterschiede zu beachten. Ich bin auf 28 Länder gekommen.

Das ist mittendrin statt nur dabei und nicht nur das, auch die Farben des Regenbogens ziehen sich durch das Stadtteilzentrum. Denn wir sind auch queer. Und das ist gut so.

Es gäbe noch unzählig mehr Faktoren, die ich aufzählen könnte, alt, jung, arm, reich, behindert, nicht behindert, krank, gesund usw. Die einzelne Person macht die Vielfalt.

Du – machst die Vielfalt. Ich – mache die Vielfalt. Wir sind ALLE und doch nur EINE Person.

Für die Globetrotter unter uns: Vielleicht findet ihr in der höchst wahrscheinlich nicht vollzähligen Länderliste ein paar Anregungen für die nächste Reise.

… Deutschland – Türkei – Kasachstan – Serbien – Kroatien – Korea – China – Libanon – Frankreich – Kamerun – Palästina – Bulgarien – Peru – Syrien – Polen – Russland – USA – Tansania – Vietnam – Dänemark – Spanien – Schweiz – Ghana – Niederlande – Argentinien – Bosnien – Indien – Bolivien …

Judith Preller
Coaching und Begleitung im erhöhten Förderbedarf Kita