Partizipation ist dieses große und schwer erfassbare Wort. In aller Munde genutzt, aber nur von wenigen gelebt, bedeutet es im Arbeitsleben eben vor allem die Mitbestimmung und das Beteiligtsein von betreffenden Personen an den unterschiedlichsten Prozessen zum Aufbau von Vertrauen und zur Stärkung der Gemeinschaft. Dass die Mitbestimmung von Mitarbeitenden für jedes Unternehmen zu konkreten Vorteilen führt, belegen vielfache empirische Studien. Nicht umsonst zählt die Partizipation für die Arbeitenden zu den zentralen psychologisch begründeten Leitmotiven und ist ein nachweisbarer Grund für die Länge des Arbeitsverhältnisses und die Zufriedenheit im Arbeitsalltag.
Innerhalb des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. gibt es eine Menge an möglichen Beteiligungsformen, sodass jede und jeder die passende suchen, finden oder sogar erfinden kann.
Beginnend bei einem gemeinsamen Portal zum Austausch von Informationen, welches eine Grundvoraussetzung für Beteiligung schafft. Mit den entsprechenden Kenntnissen von Prozessen, Belangen und Bedarfen ist es jedem Mitarbeitenden möglich, die eigene Beteiligung zu steuern. Denn das Bedürfnis danach ist sehr individuell in jedem Menschen ausgeprägt. Die Nutzung dieses Portals steht jedem Mitarbeitenden frei. Aktuell nutzen circa zwei Drittel der Mitarbeitenden diese Plattform.
Ein gutes Beispiel für gelebte Partizipation innerhalb des Vereins ist die Gründung von Arbeitsgemeinschaften. Denn häufig ist man mit seinen Themen nicht allein. Von diesen AG‘s gab es in den letzten 25 Jahren eine enorme Vielzahl. Und mit den „richtigen“ Akteuren kann eine AG auch eine Menge erreichen. Die AG Vergütung hat sich beispielsweise differenziert mit der Thematik Gehalt und Ausgaben beschäftigt. Somit ist sie ein Beispiel für materielle Partizipation in der sozialen Arbeit. Eines der Ergebnisse war ein Neudenken der Vergütungslogik innerhalb des Vereins. In der AG Klima wurde währenddessen über eine nachhaltigere Nutzung von Ressourcen innerhalb des Vereins gegrübelt. Diese stellt somit ein Beispiel für immaterielle Partizipation dar. Ein nennenswertes Ergebnis dieser AG war die Forderung, im gesamten Träger auf Einweggeschirr zu verzichten.
Hier sind einige weitere Beispiele für AG‘s innerhalb des Vereins aktuell und in den letzten Jahren: AG Integration an Schulen, AG Digitalisierung, AG Gemeinwohlökonomie, AG Kinderschutz.
Über die Arbeitsgruppen hinaus gibt es im Stadtteilzentrum Steglitz e.V. eine Mitarbeitenden Interessenvertretung (kurz MIV). Die MIV übernimmt die Aufgabe, die Interessen, Bedarfe und Wünsche der Einzelnen aufzunehmen und in den Gremien weiterzugeben und laut zu machen. Dazu stehen ihnen beispielsweise routinemäßige Gespräche mit der Geschäftsführung zur Verfügung. Im besten Fall ist aus jedem Projekt ein mitarbeitender Mensch Teil dieses Instrumentes und kann die Belange auf kurzem Wege einbringen.
Innerhalb des Vereins können in einem anderen Maße auch Ehrenamtliche mit ihrem Engagement eine Form von Beteiligung erleben und umsetzen.
Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass Partizipation auch Schwierigkeiten mit sich bringt. So ist der notwendige Koordinationsaufwand größer als bei einer „klassischen“ hierarchischen Steuerung im Arbeitsalltag. Ebenfalls zu beachten gilt es, dass Mitarbeitende mit der Option und den Anforderungen überfordert werden können, was Frustration auslösen kann. Deshalb sollte bereits die Einführung von Partizipation selbst einem partizipativen Prozess unterliegen. Die Mitarbeitenden sollten sich demnach dazu äußern können, welche Formen der Partizipation sie wünschen und in welchem Zeitrahmen das geschehen soll.
Ebenfalls ist eine Herausforderung für die partizipativ arbeitende Organisation neben der Überforderung auch keine Erwartungen an Mitbestimmung zu enttäuschen. Also wenn die Mitarbeitenden erleben, dass Partizipation in vielen Bereichen gelebt wird, aber nicht in jedem. Zur Lösung braucht es hier ein hohes Maß an Transparenz, warum welche Entscheidungen wie getroffen werden.
Ein gutes Beispiel für das Ausprobieren von ganzheitlicher Partizipation im Stadtteilzentrum ist die Thematik Reinventing Kitas, welche als großer arbeitsbereichsinterner gemeinsamer Prozess gestaltet wurde. Angelehnt an die Umdenken-Ansätze von Frédérik Laloux mit seinem Konzept zu „Reinventing Organizations“ also das „Neuerfinden von Organisationen“.[1]
Nicht zuletzt stellt Partizipation auch eine enorme Herausforderung an das Management dar, dessen Rolle sich von der klassischen Kontroll- und Entscheidungsinstanz zum Verwalter der Partizipationsprozesse verschiebt. Denn ohne unterstützende Haltung und Beratung für die Mitarbeitenden sind die Prozesse nur schwer durchsetzbar und nachhaltig.
Im Stadtteilzentrum Steglitz e.V. gibt es rückblickend eine große Menge an Beteiligungsversuchen und guten Beispielen in der Umsetzung von Partizipation und eine Bereitschaft des Trägers, partizipativ zu arbeiten.
[1] Weiterführende Lektüre wäre das Grundlagenbuch Reinventing Organizations von Frédéric Laloux
Katja Krause
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