Le Rabatz ist eine Band mit fünf Musikern, die alle insbesondere die Freude an der Musik und des gemeinsamen Musizierens in den Vordergrund stellen. Doch fangen wir von vorne an.

Am Anfang stand die Idee, eine Band zu gründen, die sich aus MitarbeiterInnen des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. zusammensetzt. Kristoffer, der seit 2009 im Verein arbeitete, brachte von Haus aus das nötige Wissen und die Fähigkeiten mit, einer Band den notwendigen Rahmen zu geben. Verschiedene KollegInnen wurden gefragt und schließlich einfach losgelegt. So einfach allerdings nicht, weil alle neuen Bandmitglieder große Lust hatten, zusammen Musik zu machen, das Leistungsvermögen der Mitglieder aber sehr unterschiedlich ausgeprägt war. Kristoffer blickte auf eine lange Banderfahrung zurück, angefangen vom Gitarren- und Klavierunterricht, der Schulband an der Kastanienschule, der ersten eigenen Band „Beatbuztaz“, „Liedermacherkram“, „Das Theater“, dann Telte und nun „Le Rabatz“. Hanfried, kein Mitarbeiter des Stadtteilzentrums, aber von Anfang an ehrenamtliches Vorstandsmitglied, spielte früher in einer Schulband. Thomas beschreibt seine damalige Gitarrenerfahrung eher als Lagerfeuerromantik geprägt. Toni erzählt, sie hätte als Kind einmal in einem Chor gesungen, aber immer geträumt einmal Sängerin zu sein, deren Mut und Begeisterung sie bewunderte. Jan ist das einzige Bandenmitglied, das nicht für den Verein arbeitet. Er ist sozusagen „angeheiratet“, weil seine Frau in einer Kita des Trägers arbeitet. Er bedient das Schlagzeug von Beginn an äußerst wahrnehmbar. So war das Anfangsrepertoire der Band auf maximal drei Akkorde beschränkt, was sich natürlich auf die Songauswahl auswirkte. Gespielt wurde alles, was nicht zu kompliziert war.

Was aber keinem der Bandmitglieder fehlte, war Mut. Sie probten fleißig und vor allem mit viel Hingabe. Schon recht früh trauten sie sich den ersten Auftritt vor Publikum zu. Am Mitarbeitertag im April 2010 spielte, damals noch Telte, das erste Mal vor allen Mitarbeitern des Vereins. Aller Nervosität zum Trotz schafften sie es, die MitarbeiterInnen zu begeistern, was bester Ansporn war, weiterhin dieses gemeinsame Hobby zu pflegen. Das Erlernen der Texte, besonders der englischen, sei ihr anfänglich schwer gefallen, erzählt Toni, bis sie eine für sich passende Methode gefunden hat. Die Musik speichert sie im iPod und übt mit den Textblättern in der Hand. Mit der Zeit ging es immer leichter und sie wurde sicherer, besonders wenn sie die Musik spüren kann und Spaß an den Texten hat. Neben dem Gesang managt sie die Band, wenn es um Termine und Auftritte geht. Am Anfang hat die Band stets vor wenigen, meist persönlich eingeladenen Gästen gespielt. Mittlerweile blickt Le Rabatz auf eine ansehnliche Reihe von Auftritten zurück. Ob im Stadion Lichterfelde beim Sommerfest, der Steglitzer Festwoche, auf privaten Geburtstagsfeiern oder geschäftlichen Tagungen und Events, die Anfragen kommen meist aus dem Publikum, das sich von der guten Laune der Band anstecken lässt. Kommt eine Anfrage, schaut Toni sich den Raum an, bespricht, was gewünscht ist und kombiniert alles mit den Terminkalendern der Bandmitglieder und der erforderlichen Ausrüstung. An zwei Auftritte erinnert sie sich lachend: Als die musikalische Unterstützung der Berlin-Christmas-Biketour angefragt wurde, sah sie sich mit der Band in schöner weihnachtlicher Stimmung auf dem großen LKW durch den Bezirk fahren. Tatsächlich spielte die Band auf einem Kartoffelwagen am Sammelpunkt der Motorräder auf dem Steglitzer Damm. Dumm war nur, dass es bitterkalt war und sich die Gitarre schlecht mit Handschuhen spielen lässt. Aber sie hielten trotz Schneegestöber durch. Ein anderes Mal wurden die Band für eine Tagung gebucht, deren Fachleute den Bandmitglieder recht – sagen wir – nüchtern erschienen. Ernsthafte Bedenken kamen auf, ob man sie mit der Musik fesseln kann. Tatsächlich fing der Auftritt erst um 23 Uhr an. Das Publikum ließ sich aber derart begeistern, dass die Band bis 2.30 Uhr in der Nacht, getragen von der Begeisterung des Publikums, durchspielte. Wie sich ein Auftritt entwickelt, lässt sich nun mal schlecht im Vorfeld planen. Auch ein Unwetter haben sie tapfer ertragen und nass weiter gespielt. So hat jeder Auftritt seine ganz spezielle eigene Note.

Wenn man an die Anfänge der Band zurück denkt, ist es heute kein Vergleich mehr mit Le Rabatz aus dem Jahr 2010. Das Repertoire umfasst mittlerweile 60 bis 70 Songs. Darunter finden sich ein paar Lieder aus der Anfangszeit, aber auch viele zum Teil „komplizierte“ und selbst arrangierte Songs. Inzwischen legt die Band Wert darauf, nicht „nur“ zu covern, sondern den Stücken in gewisser Weise eine eigene „Le Rabatz-Note“ zu geben. Wenn diese eigenen Arrangements beim Publikum gut ankommen, wird der Ansporn umso größer. Zudem macht sich deutlich bemerkbar, dass die Band mittlerweile richtig gute Instrumente, gute Technik und einen professionell ausgestatteten Proberaum hat. Trotzdem ist es eine Freizeitband. Es geht nur um den Spaß, gemeinsamen zu musizieren. Darum, Lieder nachzuspielen, die gefallen. Es gibt, außer bei den Proben direkt vorm Auftritt, keinen spürbaren Druck. Kristoffer ist bewusst, dass er nicht mit musikalischen Fachbegriffen um sich werfen und voraussetzen kann, verstanden zu werden. Die Vorbereitung neuer Songs ist für ihn immer eine große Herausforderung. Er muss Tonarten anpassen und komplexe Songs simplifizieren, so dass sie immer noch gut klingen, aber einfach zu spielen sind. Die Auswahl der Musikstücke obliegt allen Bandmitgliedern. Sie sitzen regelmäßig zusammen und jeder kann Vorschläge machen. Wenn der Rest der Band einverstanden ist, kommt das Stück auf die Liste und wird probiert, ob es geht. Oft wird ein Song dann wieder rausgeschmissen, weil er die Band über- oder unterfordern oder auch weil er keinen Spaß macht. Bei anderen Stücken ist sofort eine gemeinsame Idee, eine besondere musikalische Energie spürbar und sie verlieben sich in den Song. Für jeden Auftritte wird im Vorfeld eine Setlist zusammengestellt. Dabei entscheidet der Anlass, das erwartete Publikum und der zur Verfügung stehende Zeitrahmen, was auf die Liste kommt und gespielt wird.

Musik machen mit Telte, egal ob Proben oder Auftritte, empfinden alle Bandmitglieder als absoluten Ausgleich zum häufig anstrengenden Job. Hier können sie entspannen und den Alltag ausblenden. Man fühlt, hört, lernt einfach im Spielen und das ohne jeden Druck, rein aus Freude an der Musik. Die Höhepunkte des Musikerlebens sind natürlich die Auftritte. Wichtig ist allen: Sie sind keine Profis, sie machen das, weil sie Lust auf Musik haben und weil es Spaß macht, zusammen zu spielen. Musik machen ist ihr Hobby. Daraus resultiert eine gewisse Leichtigkeit und Freude, die sich, so hoffen sie, aufs Publikum überträgt. Tragend ist dabei die Energie auf der Bühne mit dem kurzen Weg zwischen einem Patzer und dem Lachen. Fehler dürfen sein und ein Neustart eines Liedes ist kein Makel.

Die Bandmitglieder sind Freunde mit einem gemeinsamen Hobby. Was das bedeutet, beschreibt Thomas, der im Alltag Geschäftsführer ohne Lücke im Terminkalender ist. In der Band spielt das überhaupt keine Rolle. Hier ist Kristoffer der Boss. Sie nennen ihn resepkt- und liebevoll ihren „El Capitano“. Er entscheidet, wenn sie musikalisch nicht mehr weiter wissen, er weist auf Fehler hin und lobt, wenn was gut geklappt hat. Er sorgt dafür, dass sie sich fordern, anstrengen und besser werden. Wenn Thomas falsch spielt, gibt es keinen „Geschäftsführer-Bonus“. Dann wird er genauso kritisiert wie jeder andere in der Band. Das ist eine perfekte und notwendige Voraussetzung dafür, dass er sich in der Band wohl fühlt und beim Musik machen entspannen und abschalten kann. Vollkommen raus aus der Chefrolle fallen und einfach nur „Kollege und Freund“ zu sein, ist für ihn das besondere. Nur Freunde waren sie auch, als es die Band nach Polen führte. Jan, dessen Heimatland Polen ist, hatte zweimal eingeladen und so verbrachten sie jeweils ein Wochenende dort. Neben kulinarischen Freuden warteten Jans Freunde, die ebenfalls zum Teil in Bands spielen. So spielten sie gemeinsam Musik, die keine Grenzen kennt und verbrachten unvergessene Zeit zusammen.

Kristoffer ist das einzige Bandmitglied, das über die Freizeitband hinaus seine Musik mit dem Beruf verbindet. Seit der Grundschulzeit schreibt er eigene Texte, die er vertont. Das macht er auf der einen Seite nur für sich selbst durch Songs, die seine Stationen im Leben spiegeln und für seine Familie, aber auch nicht zuletzt für seine Arbeit. Hier hat er ein Projekt gestartet, bei dem er zusammen mit Kindern aus dem KiJuNa – Kinder-, Jugend- und Nachbarschaftszentrum, Texte schreibt, dann gemeinsam mit musikalischen Kollegen die Musik dazu komponiert und aufnimmt. Zuletzt werden diese Lieder zusammen mit den Kindern gesungen. Sein Plan ist, ein komplettes Album dieses Projektes zu präsentieren. So hat er es in der Vergangenheit schon mehrfach verstanden, mit verschiedenen Projekten den Kindern wunderschöne Erfolgserlebnisse zu vermitteln und das KiJuNa zu einer musikalischen Einrichtung zu machen.

Le Rabatz ist eine Freizeitband und doch fehlt die Verbindung zum sozialen Träger, aus dem sich die Mitglieder größtenteils zusammensetzen, nicht ganz. Viele Auftritt sind mit einem Spendenziel verbunden, auf das gerne, aber dezent hingewiesen wird. Spielt die Band über die geplante Liederliste hinaus, kann sich das Publikum Lieblingslieder wünschen. Die Spendendose steht nicht weit von der Wunschliste entfernt. Vor allem geht es aber um Spaß, Gemeinsamkeit und den kleinen Funken Freude an der Musik, der immer wieder auf das Publikum überspringen kann!

Anna Schmidt