Vom Jugendfreizeitheim zum Kinder-, Jugend- und Nachbarschaftszentrum

Vor etwa zehn Jahren begann in Steglitz-Zehlendorf ein umfangreicher Veränderungsprozess im Bereich der Jugendhilfe. Ausstattung und Arbeitsweise der Einrichtungen mussten sich den veränderten Bedürfnissen von Eltern, Kindern und Jugendlichen anpassen: Junge  Eltern suchten  Räume für selbstorganisierte Treffen, es wurden zusätzliche Tagesbetreuungsplätze für Kinder dringend benötigt, der Bedarf an Beratungsangeboten wurde deutlicher formuliert und im Zuge der Einführung der Sozialraumorientierung in der Jugendhilfe wurden Jugendfreizeiteinrichtungen immer mehr als Ressource im Kiez gesehen – sowohl für Kinder und Jugendliche, wie auch für ihre Familien. Es entstanden neue Räumlichkeiten, neue Angebote für Kinderbetreuung, Freizeitgestaltung und Beratung. Zehn Jahre nach Übernahme durch das Stadtteilzentrum Steglitz e.V. ist das KiJuNa eine lebendige, bunte und etablierte Einrichtung für Kinder, Jugendliche und Familien und die ganze Nachbarschaft geworden.

Ende der 1990er-Jahre begann im Bezirk Steglitz-Zehlendorf ein Umdenkungs- und Umsteuerungsprozess im Bereich der Jugendhilfe. Im konzeptionellen Zusammenhang der Sozialraumorientierung – und zusätzlich motiviert durch stärker werdenden Kostendruck – wurde seitens des Jugendamtes der Prozess der Übertragung bezirklicher Jugendeinrichtungen an freie Träger der Jugendhilfe vorangetrieben. Im Bezirk Steglitz-Zehlendorf wählte man jedoch nicht den Begriff „Übertragung“,sondern entschied sich für die Bezeichnung „Kooperation“. Die erste Einrichtung, die gemeinsam  in „Kooperation von Jugendamt und freiem Träger“ Ende der Neunzigerjahre weitergeführt werden sollte, war das Jugendfreizeitheim (JFE) Jeverstraße, das seither als „Jever 9“ vom Nachbarschaftsheim Schöneberg e.V. geführt und betrieben wird. Es folgte das „Schüler-Clubhaus Schütte-Lanz“, das nun vom Mittelhof e.V.  als „Nachbarschaftshaus Lilienthal“ betrieben wird, und 2003 folgte die JFE Osdorfer Straße in Lichterfelde-Süd, die  vom Stadtteilzentrum Steglitz e.V. zum Kinder-, Jugend- und Nachbarschaftszentrum (KiJuNa) weiterentwickelt wurde.

Diese drei Einrichtungen zeichneten sich durch ähnliche Ausgangs- und Rahmenbedingungen aus: Alle drei wurden im Laufe der Jahre mehr und mehr personell ausgedünnt. Im JFE Osdorfer Straße z.B. arbeiteten in besten Zeiten elf Vollzeiterzieher / Pädagogen. Bei Übernahme durch das Stadteilzentrum Steglitz waren noch vier Kolleg_innen übrig, die sich drei Stellen teilten. Ein weiteres Problem war die desaströse bauliche Situation.Die Häuser waren allesamt stark sanierungsbedürftig. Allein für dringend notwendige Sanierungs-, Instandsetzungs- und Umbauarbeiten in  der „Osdorfer“ mussten  vom Stadtteilzentrum Steglitz e.V. rund 500.000 € über diverse Förderprogramme akquiriert und investiert werden.

Vor allem aber die fachlich-konzeptionelle Ausrichtung der Häuser war nicht mehr zeitgemäß und nicht mehr auf die Bedürfnisse und die Lebenssituationen in den jeweiligen Sozialräumen ausgerichtet. Waren die Mitarbeiter_innen und die Ausstattung der Häuser noch auf „klassische“ Jugendfreizeitarbeit festgelegt, veränderte sich zum einen das Freizeitverhalten der Kinder und Jugendlichen immer mehr, zum anderen wurden aber auch von anderen Gruppen im Stadtteil immer stärker Ansprüche an die Einrichtungen formuliert.

Heute haben sich alle drei Einrichtungen maßgeblich verändert und sind kaum wiederzuerkennen: Im KiJuNa in Lichterfelde-Süd beispielsweise wurden nach der Sanierung Räume geschaffen, die eine moderne, zeitgemäße Kindertagesstätte ermöglichten. Kinder und  Jugendliche finden weiterhin Räume für ihre Freizeitgestaltung – mit Café´, Billard, Tischtennis, Bandraum und Tonstudio.Darüber hinaus gibt es nun auch zahlreiche weitere Möglichkeiten für weitere (Ziel-) Gruppen: Im Haus wurde ein Kinderrestaurant eingerichtet (das „KiReLi“), in dem Kleinen jeden Tag für 1€  ein gesundes, warmes Mittagessen bekommen, es gibt einen Schülerclub mit Hausaufgabenbetreuung, Eltern-Kind-Gruppen, Kurse und Workshops, „inklusive Tanzveranstaltungen“, Bauprojekte auf dem Außengelände und vieles mehr. Unterm Strich konnten das Programm, die Angebotspalette und vor allem der Nutzen und die Wirksamkeit des Hauses in den Sozialraum hinein im Verlauf der letzten zehn Jahre erheblich gesteigert werden.

Die vom Bezirksamt bereitgestellten Mittel sind übrigens im Verlauf dieser zehn Jahre weitestgehendkonstant geblieben. Vielleicht ein Beleg dafür, dass eine bessere Qualität der Arbeit und eine bedarfsgerechtere Ausrichtung von Einrichtungen und die Erweiterung ihrer Angebote nicht immer auch zu höheren Kosten führen muss.

Eine gute Gelegenheit sich selbst ein Bild zu machen bietet sich am 31. Mai 2013. An diesem Tag findet das Nachbarschaftsfest auf dem Markt der Möglichkeiten rund um das Thema Gesundheitsförderung statt. Beginn ist um 14 Uhr. Es gibt Ernährungstipps, Bewegungskurse, einen Alkohol-Präventions-Parcours, Tanz, Tai Chi und CrossFit für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Für die Großeltern gibts Gedächtnistraining. Auch Sie sind herzlich willkommen!

Infos:
KiJuNa
Scheelestraße 145 (Ecke Osdorfer Straße)
12209 Berlin