Sie ist die DNA unseres Vereins. Die Wurzel. Der Ausgangspunkt. Der Grund, aus dem alles begann. Die Rede ist natürlich von der Nachbarschaftsarbeit. Denn als ein paar Sozialarbeiter*innen und Pflegekräfte 1995 zusammen eine Idee für einen Verein in Lankwitz entwickelten, wollten sie im Grunde nichts anderes als einen Treffpunkt, an dem die Nachbar*innen zusammenkommen können.  

25 Jahre sind seitdem vergangen. 25 Jahre, in denen aus einem kleinen Nachbarschaftstreffpunkt in Lankwitz ein gemeinnütziger Verein mit über 25 Einrichtungen und Projekten in ganz Steglitz wurde. Doch auch wenn heute Kitas, Horte, Jugendeinrichtungen, Beratungsstellen und noch viele weitere Angebote zu den Leistungen des Vereins gehören, sind sie letztlich nach wie vor „nur“ Werkzeuge, um ein Ziel zu erreichen – eine lebens- und liebenswerte, eine respektvolle und solidarische, ja eine lebendige Nachbarschaft! 

Diese große Aufgabe haben vor allem unsere Mitarbeiter*innen in den Nachbarschaftshäusern zu ihrer Aufgabe gemacht. Tagtäglich arbeiten sie „an vorderster Front“ und … schenken Kaffee ein. Ja auch. Denn was für das Stadtteilzentrum Steglitz die Nachbarschaftsarbeit ist, nämlich der Grundstein für alles, ist ein gemütliches Nachbarschaftscafé für die Nachbarschaftshäuser. Hier haben die Menschen den ersten Kontakt. Hier kommen sie ins Gespräch. Hier erzählen sie von ihrem Leben. Und dann auch von ihren Problemen. Denn eine warme Tasse Kaffee in der Hand kann viel bewirken. Sie kann Wärme schenken und Sicherheit geben. Sie kann Vertrauen schaffen und Gesprächsbereitschaft fördern. Sie kann Trost spenden und neue Kraft verleihen. Und sie kann der Ausgangspunkt für eine lange gemeinsame Zeit werden. Denn auf diese gemeinsame Zeit kommt es an.  

Gemeinsam können wir alles schaffen. Was nach einem Appell der Politik klinkt, beschreibt den Sinn und auch den Zweck der Nachbarschaftsarbeit ziemlich genau. Denn darum geht es. Unsere Nachbarschaftshäuser gestalten die Nachbarschbarschaft nicht, sondern stärken ihr vielmehr den Rücken. Das tun sie zum Beispiel, indem sie Menschen, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden, mit allgemeiner sozialer Beratung zur Seite stehen. Diese reicht von Hilfe beim Ausfüllen von Formularen und Fragen rund um Arbeitslosengeld und andere soziale Leistungen bis hin zur Beratung bei persönlichen und familiären Konflikten. Wer Hilfe braucht, bekommt hier einfach und niedrigschwellig den ersten Rat und eine Orientierung, wie es weitergehen kann. Denn gemeinsam finden wir immer einen Weg. 
 
Doch das ist nur ein kleiner Teil dieser wichtigen Arbeit. Gemeinsam mit den Menschen um uns herum wollen wir nämlich nicht nur durch Krisen gehen, sondern vor allem unser und ihr tägliches Leben schöner, bunter und vielleicht auch ein bisschen leichter machen. Etwa mit Vorlesungen, Ausstellungen, Konzerten oder Mal- und Kochgruppen bei Manuela im Gutshaus? Natürlich! Etwa mit Ausflügen, Sprachcafé, Senioren-Englischkursen oder dem gemeinsamen Arbeiten im interkulturellen Garten im Kieztreff bei Martina? Auf jeden Fall! Mit Kaffee-Nachmittagen und Gesellschaftsspielrunden bei Ibadet im Seniorenzentrum? Unbedingt! Oder mit all den ehrenamtlichen Aktionen, dem Organisieren von Hilfe, der Suche nach Wohnungen, der Vermittlung von Praktikums- und Ausbildungsplätzen, dem Auftreiben von Second-Hand-Sachen für die Kleinen oder auch mal von Rollatoren für die Älteren, mit unzähligen Gesprächen über Gott und die Welt, mit dem nie ausgehendem Vorrat an Ermunterungen und Denkanstößen oder mit Stunden des Zuhörens, des Tröstens und des Begleitens durch Tiefs und Hochs der Menschen aus der Nachbarschaft, die Veronika in den letzten 25 Jahren geleistet hat? Absolut! All das hat die Nachbarschaft in den Steglitzer Kiezen in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten mitgeprägt und auch, und davon sind wir überzeugt, zu einer besseren gemacht. 

Und es wird weitergehen. Heute steht die Nachbarschaftsarbeit vor neuen Herausforderungen und Aufgaben. Nicht nur, weil wir in diesem besonderen Jahr gezwungen sind, vieles anders zu machen und neue Wege zu suchen, um unsere Arbeit weiterhin für die Menschen um uns herum zugänglich und erlebbar machen zu können, sondern auch, weil wir selbst und auch die Nachbarschaften um uns herum sich verändern. Menschen entwickeln sich immer weiter. Also tun wir es auch.

Wie wird die Zukunft der Nachbarschaftsarbeit aussehen? Daran arbeiten wir aktuell mit Hochdruck. Der Zettel, auf dem die Ideen dazu stehen, ist lang. Doch schon jetzt steht fest: egal wie wir es machen werden, wir werden es gemeinsam mit den Menschen machen, die in den Steglitzer Kiezen zuhause sind. Mit denjenigen, die Ideen haben, aber vielleicht noch nicht wissen, wie sie diese für die Nachbarschaft einsetzen können. Mit denjenigen, die sich einsetzen möchten, aber vielleicht noch nicht wissen, wie. Mit denjenigen, die wie wir an eine lebens- und liebenswerte, eine respektvolle und solidarische, an eine lebendige Nachbarschaft glauben und daran mitwirken wollen. Ganz egal, was die Zukunft bringt, gemeinsam schaffen wir alles.

Elena Baumann