Kindeswohl, Kindeswohlgefährdung und Kinderschutz sind Begriffe, die einem in der pädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sehr häufig begegnen. Es sind verantwortungsschwere Begriffe, die viele verschiedene Emotionen und Unsicherheiten auslösen können. Im Sommer 2014 wurde die AG Kinderschutz ins Leben gerufen. Ziel war einerseits der fachliche Austausch zu diesem sehr komplexen Thema, andererseits sollte ein eventueller Fortbildungs- und Unterstützungsbedarf im Verein ermittelt werden um so Unsicherheiten entgegenzuwirken. Schnell war die Idee für einen gemeinsamen Fachtag geboren. Dieser sollte den Mitarbeitenden des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. Orientierung bei der Bewältigung der Mammutaufgabe Kinderschutz bieten.

Am 17.05.2016, nach langer Organisations- und Vorbereitungszeit, war es endlich so weit! 111 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen trafen sich um 9.00 Uhr im KiJuNa um sich dem Thema Kinderschutz im Stadtteilzentrum Steglitz e.V. zu widmen.

Zunächst wurden alle von unserem Geschäftsführer Thomas Mampel begrüßt, der auf die Komplexität des Themas hinwies. Eine sehr weite Bandbreite bei der Einschätzung des Kindeswohls bzw. der Kindeswohlgefährdung sowie der Mangel an eindeutigen Kriterien hierfür machen dieses Themengebiet zu einem unübersichtlichen Gelände. Dabei gilt es auch stets sich selbst zu reflektieren und den fachlichen Austausch zu suchen. Auch hierfür sollte der Fachtag noch Raum bieten.

Nach der Begrüßung folgte ein sehr informativer, kurzweiliger Fachvortrag von Tim Wersig des Kinderschutz-Zentrum Berlin e.V. Vielen Dank im Namen des ganzen Vereins für Ihr Engagement, Herr Wersig!

Der Vortrag führte uns durch Entwicklungen im Kinderschutz, setzte sich mit den Begriffen Kindeswohl und Kindeswohlgefährdung sowie den Formen der Erkennungsmomente auseinander. Wir wurden über die rechtlichen Grundlagen informiert und erhielten Handlungsempfehlungen sowie Hilfs- und Beratungsmöglichkeiten. Herr Wersig spickte das ganze mit Anekdoten aus seinem Arbeitsalltag und schaffte es, auf sympathische Art Humor in dieses doch eher schwerwiegende Thema zu bringen.

Herr Wersig wies in seinem Vortrag auch auf die insoweit erfahrene Fachkraft hin. Die sogenannte INSOFA berät Mitarbeitende des Vereins bei Fragen des Kinderschutzes und begleitet den Prozess der Risikoeinschätzung. Die beiden INSOFAs unseres Vereins haben die Gelegenheit genutzt und sich der Kollegschaft vorgestellt. Sie haben ihre Aufgaben erklärt und darauf hingewiesen, dass sie allen Kolleginnen und Kollegen für eine Fachberatung zur Verfügung stehen.

Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es in die Reflexion: die Teilnehmenden wurden gebeten in Gruppenarbeit zwei Fragen zu beantworten. „ (1.) Was bereitet mir (im Bezug auf Kinderschutz) Sorgen? (2.) … und wie gehe ich damit um?“ Die zehn Gruppen arbeiteten eine Stunde lang hoch konzentriert und mit großem Interesse an dieser Aufgabe.

Danach ging es in die wohlverdiente Mittagspause. Diese wurde nicht nur dazu genutzt, sich am deliziösen Salatbuffet die Bäuche voll zu schlagen. Viele unterhielten sich auch hier angeregt über das Thema des Tages. Fachaustausch am Mittagstisch!

Wohlgenährt und zufrieden stellten nun die Gruppen ihre erarbeiteten Ergebnisse vor. Es zeigte sich, dass der Faktor Zeit eine große Sorge darstellt. Es wurde die Angst geäußert dass mögliche Hinweise auf Kindeswohlgefährdung aufgrund von – in der pädagogischen Arbeit leider allgegenwärtigem – Personal- und Zeitmangel übersehen werden könnten. Es zeigte sich aber auch eine große vorhandene Bandbreite an Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit dem Thema Kinderschutz. Die AG Kinderschutz wird sich in den kommenden Wochen mit den Ergebnissen der Gruppenarbeit beschäftigen und Lösungsvorschläge, Arbeitsaufträge und weiteres Vorgehen vereinbaren.

Anschließend wurde der von der AG Kinderschutz erarbeitete Handlungsleitfaden bei einer vermuteten Kindeswohlgefährdung vorgestellt. Dieser stellt einen vereinseinheitlichen Prozessablauf dar, der im ebenfalls von der AG Kinderschutz erarbeiteten Ordner Kinderschutz zu finden sein wird. Dieser Ordner wird den Mitarbeitenden in allen Projekten des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. zur Verfügung stehen und beinhaltet u.a. Netzwerkkarten, Kontaktdaten von Ansprechpartner*innen und Kopiervorlagen. Selbstverständlich wurde die Gelegenheit genutzt und der Prototyp des Ordners allen anwesenden vorgestellt.

Ein gelungener Fachtag endete mit der Verabschiedung durch unseren Geschäftsführer. Die positiv beklebte Feedbackwand beglückte die Organisator*innen, die durchweg zufrieden nach Hause gehen konnten.

Das Thema Kinderschutz ist eines, mit welchem sich alle, die mit Minderjährigen arbeiten, regelmäßig auseinander setzen sollten. Es ist ein emotional hoch belastetes Thema, welches viel Sensibilität und Fingerspitzengefühl fordert. Ich freue mich sehr für einen Verein arbeiten zu dürfen, der sich aktiv mit diesem Thema auseinandersetzt und danke allen anwesenden für einen tollen Tag! Vielen Dank auch an das KiJuNa und die Lichterfelder Strolche, für die Bereitstellung der Räumlichkeiten!

Saskia Valle
Projektleiterin der EFöB an der Grundschule am Insulaner