Immer mehr Menschen sind weltweit auf der Flucht. Viele fliehen vor Krieg und Gewalt, andere verlassen ihre Heimat, weil wirtschaftliche Not und Krisen das Land plagen und Menschen dort ihr Überleben – oder das ihrer Familien – nicht mehr sicherstellen können. Menschen, die aus welchen Gründen auch immer – ihre Heimat verlassen, nehmen viele Strapazen und Risiken auf sich, in der Hoffnung im reichen Europa ein besseres Leben führen zu können. Viele Menschen bezahlen diese Hoffnung mit ihrem Leben. Viele Menschen schaffen es bis nach Deutschland. Viele bis nach Berlin. Einige ziehen nach Steglitz-Zehlendorf. 

Anfang September eröffnen im Bezirk zwei von berlinweit insgesamt sechs sog. „Containerdörfern“. Am Hohentwielsteig in Zehlendorf werden 340 Menschen einziehen (Betreiber dort ist der ASB); die Wohnanlage am Ostpreußendamm 108 in Lichterfelde bietet Schutz und Raum für 300 Flüchtlinge; sie wird betrieben von der „Milaa gGmbH“ – einer Tochter des Diakonievereins Zehlendorf. Das Stadtteilzentrum Steglitz e.V. ist für Willkommensprojekte und Nachbarschaftsarbeit am Standort Ostpreußendamm zuständig, der insbesondere auf die Aufnahme von besonders schutzbedürftigen und traumatisierten Flüchtlingen vorbereitet ist.

szs_fluechtlingsarbeit_1Beim Richtfest der Anlage am Ostpreußendamm am 15. August dankte Sozialsenator Mario Czaja allen, die bei der Konzeptionierung und Vorbereitung der Unterkunft beteiligt waren. Czaja: „Vor einem Jahr wurden wir heftig für unsere Pläne kritisiert, modulare Bauten für Flüchtlinge zu errichten. Heute wird dies überall in der Republik geplant, wir dienen oft als Referenz, aber der Markt kann die Nachfrage nicht mehr kurzfristig bedienen. Ich danke allen, die uns bei diesem Weg unterstützt habe. Hier speziell dem Stadtteilzentrum Steglitz und den beiden Abgeordneten Christian Goiny und Cornelia Seibeld.“ Anwohner und Nachbarn können sich am 30.8. beim Tag der offenen Tür selbst ein Bild machen: Mitarbeitende der Milaa gGmbH und des Stadtteilzentrum Steglitz führen durch die Räume und zeigen das Gelände – eine gute Gelegenheit, sich einen Eindruck von den Lebensbedingungen der zu uns geflüchteten Menschen zu machen.

Das Thema „Flüchtlingsarbeit“ begleitet das Stadtteilzentrum schon länger. Erinnert sei an die Notunterbringung von Flüchtlingen in der Sporthalle Lippstädter Straße von Weihnachten 2014 bis Ostern 2015. Seither engagieren sich zahlreiche Ehrenamtliche unter dem Motto #steglitzhilft für die geflüchteten Menschen, die bei uns ankommen.

Koordiniert wird die Flüchtlingsarbeit des Stadtteilzentrums von Veronika Mampel. Sie ist auch Ansprechpartnerin für die ehrenamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Und die waren in den Sommerferien in ganz besonderer Weise gefragt: Am späten Nachmittag des 30. Juli erreichte uns – und alle anderen Berliner Stadtteilzentren und Nachbarschaftsheime – ein dringender Hilferuf aus der Senatsverwaltung für Soziales: Eine riesige Gruppe von Flüchtlingen, die sich aktuell  im und vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (LaGeSo) in der Moabiter Turmstraße aufhielt, brauchte dringend eine Schlaf-/Übernachtungsmöglichkeit für das bevorstehende Wochenende.  Selbstverständlich haben wir uns sofort bei der Senatsverwaltung gemeldet und insgesamt  50 Schlafplätze in zwei Einrichtungen unseres Vereins zur Verfügung gestellt – von denen dann allerdings „nur“ 17 vom LaGeSo in Anspruch genommen wurden. Die Betten wurden vom THW geliefert – wir mussten nun ganz schnell eine „Notversorgung“ auf die Beine stellen: Die Flüchtlinge brauchten (auch nachts) AnsprechpartnerInnen vor Ort und wir mussten die Ausgabe von Essen und dringendem Alltagsbedarf organisieren. Die Hilfsbereitschaft und das Engagement der SteglitzerInnen war wieder enorm. Wir konnten „aus dem Stand“ allen Flüchtlingen, die bei uns „gelandet“ sind, ein gutes Angebot machen. Ein syrischer Kriegsflüchtling verabschiedete sich am Sonntagabend von den ehrenamtlichen Helfern mit den Worten: „Das waren die schönsten 3 Tage meines Lebens.”

Auch in den kommenden Wochen und Monaten wird bürgerschaftliches Engagement gefragt sein. Wenn Anfang September die ersten Flüchtlinge in die Containersiedlung am Ostpreußendamm einziehen, werden wir zu den nächsten HelferInnen-Treffen ins KiJuNa einladen. Termine und Infos finden Sie auf unserem Blog www.steglitzhilft.de ! Konkrete Hilfsangebote können Sie an unsere Mailadresse helfen@sz-s.de senden. Wir freuen uns über jeden, der sich engagieren möchte und der damit zeigt: „refugees welcome“ – auch in Steglitz-Zehlendorf!

Thomas Mampel
Geschäftsführer Stadtteilzentrum Steglitz e.V.