Liebe Leserinnen, liebe Leser,

das Schwerpunktthema dieser Ausgabe unseres Magazins heißt „Erfahrungsschätze“. Spontan fallen mir hierzu drei kleine Episoden ein:

… eine ältere Dame sitzt im Nachbarschaftscafé und erklärt einem jungen Mann wie man einen Käsekuchen backt, mit dem er seine Mutter überraschen will;

… eine junge Frau sitzt in der Internetwerkstatt und erklärt einem älteren Herrn, wie man Skype auf dem Notebook einrichtet;

… ein Ex-Alki berät einen Neuling in der Selbsthilfegruppe, die es sich zum Ziel gesetzt hat, sich gegenseitig darin zu unterstützen, ein alkoholfreies Leben zu leben.

Diese drei kleinen Ausschnitte zeigen, dass es jenseits von formaler Bildung einen Wissensschatz gibt, der sich nur aus der Weitergabe und vor allem auch aus der Annahme von Erfahrungswissen erschließt. Wir lernen in der Schule, in der Universität, in der Berufsausbildung sehr viele wichtige und unerlässliche Dinge. Fakten, Zahlen und (wenn es gut läuft) Zusammenhänge. 

Das Expertenwissen, das aus persönlicher Erfahrung beruht, ist ein unschätzbarer Schatz. Der Volksmund sagt, „man muss das Rad nicht immer wieder neu erfinden“ und meint damit, dass es gut und sinnvoll ist, sich auf das Wissen der anderen zu berufen und zu verlassen. Dabei ist es vollkommen egal, ob die Hinweise und Ratschläge von Freunden, Verwandten oder wildfremden Menschen, die am gleichen Thema arbeiten, kommen. Wichtig ist, dass es Raum und Zeit gibt, wo Menschen sich austauschen und ihre Erfahrungen weitergeben können. Das Stadtteilzentrum Steglitz stellt für diesen Austausch alles Notwendige zur Verfügung: sei es im Nachbarschaftscafé, in dem wir generationsübergreifende Begegnung befördern, sei es in der Internetwerkstatt, wo Alt und Jung zusammenkommen, um über Probleme am Computer zu tüfteln, sei es in der Selbsthilfegruppe oder dem Gesprächskreis im Nachbarschaftszentrum. Hierbei steht für uns in Fokus, dass wir den Menschen nicht als „defizitäres Wesen“ erleben, sondern ihn mit all seinen Ressourcen (und Erfahrungen sind wichtige Ressourcen) ernst nehmen und mit einbinden. Jeder Mensch ist wichtig, jeder Erfahrung hilfreich. Und selbst unangenehme, schlechte Erfahrungen können hilfreich sein, wenn es gelingt, die Lektionen, die man daraus gelernt hat, anderen weiterzugeben um sie vor Schaden zu bewahren.

Ich lade Sie herzlich ein, dieses Magazin aufmerksam zu lesen und sich anzusehen, welche Erfahrungen Menschen in unterschiedlichsten Bereichen gemacht haben und wie sie diese Erfahrungen an andere weitergeben und welch vielfältiger Nutzen sich aus diesem Austausch entwickelt. Sie lesen in dieser Ausgabe über Erfahrungen mit der generationsübergreifenden Begegnung, Sie lesen von Flüchtlingen, die mit ihren Erfahrungen aus einer anderen Kultur versuchen, hier bei uns Fuß zu fassen, Sie lesen den Erfahrungsbericht eines Menschen, der einen Großteil seiner Erfahrung in einem politischen System in Deutschland gemacht hat, das es heute nicht mehr gibt, Sie lesen von einem Theaterprojekt, dem „Theater der Erfahrungen“ wo ältere Menschen Stücke spielen, in denen sie mit einem Augenzwinkern ihr Erfahrungswissen an jüngere Zuschauerinnen und Zuschauer weitergeben.

Ich wünsche Ihnen bei der Lektüre dieses Magazins viel Spaß und viele Anregungen für den eigenen Umgang mit Erfahrungen und den Erfahrungen anderer Menschen – und möglicherweise haben Sie eine Idee, wie Sie Ihr Erfahrungswissen, Ihren Erfahrungsschatz für andere nutzbar und zugänglich machen können. Dann sind Sie herzlich eingeladen, sich an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Nachbarschaftseinrichtungen des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. zu wenden, um zu besprechen, welchen Rahmen hierfür
miteinander finden.

Herzliche Grüße von Haus zu Haus

Thomas Mampel
Geschäftsführer
Stadtteilzentrum Steglitz e.V.

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