Es hat zur Pause geklingelt. Ich betrete den Eingangsbereich der Ergänzenden Förderung und Betreuung der Giesensdorfer Schule (EFöB). Die Lautstärke ist beeindruckend. Um mich herum rennen sehr viele Kinder in alle Richtungen, im angrenzenden Raum essen ein paar Kinder, ein paar packen Taschen weg oder hängen ihre Jacken auf. In dem ganzen Durcheinander stehen ein paar Erwachsene, die durch ihre Ruhe auffallen. Sie sprechen ruhig mit ein paar Kindern, geben Anweisungen oder erledigen organisatorische Aufgaben. Ich bewundere sie für ihre Ruhe, mache mir aber gleichzeitig klar, dass sie das gelernt haben. Sie arbeiten hier und sind ErzieherInnen.

Das vordergründige Bild der ErzieherInnen vermittelt, dass es deren Aufgabe ist, den ganzen Tag mit unseren Kindern zu verbringen und mit ihnen zu basteln und zu spielen. Eigentlich ein recht lockerer Job, so scheint es, wenn nicht noch viel mehr dahinter stecken würde. Wir vertrauen ErzieherInnen unsere Kinder an, was seitens der Gesellschaft großes Vertrauen und noch größere Professionalität erfordert. Dieser Professionalität liegt eine Ausbildung zugrunde, die die Absolventen in die Lage versetzt einen breiten Fächer an Lernkompetenzen zu bedienen, dem persönliche, gesellschaftliche und fachorientierte Inhalte zugrunde liegen. Die Dietrich-Bonhoeffer-Schule in Teltow des Evangelischen Diakonissenhauses Berlin Teltow Lehnin ist eine Fachschule für Sozialwesen, die den dreijährigen Ausbildungsgang zur Erzieherin bzw. zum Erzieher (Sozialpädagogin/Sozialpädagoge) anbietet. Nuran, Patrycja, Winni und Astrid stehen am Ende dieser Ausbildung, weshalb wir uns in der Giesensdorfer Schule treffen. 

Die vier Absolventinnen müssen zum Ende ihrer Ausbildung ein geeignetes Verfahren durchlaufen. Dieses geeignete Verfahren dient dazu festzustellen, ob der Prüfungsteilnehmer bzw. die Prüfungsteilnehmerin die in der Ausbildung erworbenen Qualifikationen in der praktischen sozialpädagogischen Arbeit umsetzen kann. Dafür haben sie das Stadtteilzentrum Steglitz e.V. um Unterstützung als Kooperationspartner gebeten, was meine Aufgabe geworden ist. Nuran, Patrycja, Winni und Astrid möchten das geeignete Verfahren in Form eines Theaterstückes durchlaufen. Dazu gehören alle Vorgänge, die dazu notwendig sind um solch ein Projekt zu verwirklichen und in der Öffentlichkeit zu zeigen. Bei einem ersten Treffen haben sie erzählt, worum es geht und was sie machen möchten. Wir haben alle Aspekte erläutert, die erforderlich sind und einzelne Planungsschritte festgelegt. Ganz am Anfang stand natürlich die Frage, welche Einrichtungen innerhalb des Stadtteilzentrums geeignet ist und zudem personelle Möglichkeiten hat, dieses Projekt zu verwirklichen. Ich treffe die stellvertretende Projektleiterin des Hortes an der Giesensdorfer Schule und frage sie. Marianne Lindemann überlegt kurz und erklärt sich sofort bereit, ihr Team zu fragen, ob die Absolventinnen dort willkommen sind. So steht schon nach kurzer Zeit fest, dass die angehenden Erzieherinnen ihr Projekt in der EFöB durchführen können.

Der Kern des Projektes ist ein Theaterstück mit interkulturellem Inhalt, dass den Kindern Toleranz vermittelt und ihnen die Möglichkeit gibt, sich mit verschiedenen Nationen auseinanderzusetzen. Dabei bestimmen die Kinder den genauen Inhalt und die Erzieherinnen begleiten sie ans Ziel. Die ersten Planungsschritte sind verwirklicht: Der Kooperationspartner steht fest, die Einrichtung und ein Kollege, der die Absolventinnen unterstützen wird, ist gefunden, die Mitarbeiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ist über alle Schritte informiert. In den weiteren Schritten nehmen die Absolventinnen Kontakt mit der Einrichtung auf, lernen die Projektleiterin und den Erzieher Edgar Scholze kennen, der sie durch seine Kenntnisse der Einrichtung und der Kinder unterstützt. Hier müssen Fragen geklärt werden, unter anderem welcher Raum genutzt werden kann und welche Ressourcen man aus der Einrichtung zurückgreifen kann. Es wird ein Tag vereinbart an dem die Vier sich bei den Kindern vorstellen können und für ihr Projekt werben. Ein Tag und eine Uhrzeit für die Theater AG wird gefunden und es geht an die praktische Arbeit mit den Kindern. 

Aber es ist weit mehr als das. Nebenher müssen die vier Frauen alle administrativen Aufgaben planen und erfüllen. Dabei wird deutlich, was im Hintergrund eines Theaterstücks alles erforderlich ist um es erfolgreich auf die Bühne zu bringen. Angefangen damit, die Eltern per Elternbrief zu informieren, was ihre Kinder in der AG machen und welchen Zweck es hat. Die Fotoerlaubnis muss von den Eltern eingeholt werden. Es bedarf Absprachen mit der Schulleitung, nicht zuletzt damit sichergestellt ist, dass der Aufführungstermin nicht mit anderen schulischen Events kollidiert. Dazu kommt, dass im Verlauf der praktischen Arbeit mit den Kindern allerlei Hilfsmittel besorgt werden müssen, sei es Kostüme oder technisches Zubehör für die Aufführung. 

Immer wieder kommen organisatorische Aufgaben dazu, die die Absolventinnen im Blick behalten müssen und ihrem Terminplan anpassen. Wenn eine Einladung und Plakate erstellt werden sollen, muss abgeklärt werden, welche Logos bestehen und verwendet werden müssen oder sollen. Wieviele Einladungen und Plakate und in welcher Größe benötigt man, wo kann man sie bestmöglich einem potentiellen Publikum zugänglich machen? Auch dieser Beitrag für die Homepage des Kooperationspartners wird geplant und ein zweiter nach der Aufführung. Print und online Medien sind also mit im Spiel. 

Nuran, Patrycja, Winni und Astrid behalten alle Aspekte ihres Projektes im Auge. Sie treffen sich regelmäßig zu Besprechungen, die protokolliert werden, und bei denen jeder seinen Aufgabenbereich wahrnimmt. Die Proben mit den Kindern laufen ebenso regelmäßig und das Theaterstück und sein Inhalt werden immer konkreter. Bei den Kindern und den vier Absolventinnen kommt immer mehr der Aufführungstermin in den Sinn, denn bald ist es soweit. Über den Inhalt des Stückes erzählen wir aber an dieser Stelle noch nichts. Viel lieber laden wir zur Aufführung am 31. März 2017, um 17.00 Uhr in die Giesensdorfer Schule ein. Alle Details können aus der unten stehenden Einladung entnommen werden, die die vier angehenden Erzieherinnen natürlich in enger Zusammenarbeit mit den Kindern selbst entworfen haben.

Dieses geeignete Verfahren ist ein sehr gutes Beispiel um aufzuzeigen, wie komplex die Aufgaben der ErzieherInnen sind. Es ist nicht nur die Arbeit mit dem Kind, das gefördert werden muss und dem verlässliche Strukturen gegeben werden muss. ErzieherInnen haben Aufgaben zu bewältigen, die administrativ im Hintergrund zu erledigen sind. Sie müssen einen guten und vertrauensvollen Kontakt zu Eltern aufbauen, Netzwerke ihrer Arbeit schaffen und bedienen, ihre Einrichtung öffentlich durch ihre Persönlichkeit vertreten, Teamfähigkeit beweisen. Zudem ist es ihre Aufgabe permanent über alle Vorschriften, dringende Termine und individuelle Eigenheiten ihrer Kinder informiert zu sein. Es ist lange nicht damit getan, zu basteln und zu spielen. Erzieher sind Allrounder mit und um das Kind.

Und wenn der ein oder andere jetzt neugierig geworden ist, was diese Allrounder alles schaffen, ist herzlich eingeladen sich ein interkulturelles Theaterstück anzusehen … oder muss warten, bis wir an dieser Stelle davon berichten.

Anna Schmidt
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit