szs_mittelpunkt_november-2016_titelLiebe Leserinnen, liebe Leser,

jahrelang bin ich davon ausgegangen, dass das Wort Sucht vom Wort suchen kommt. Das passte sehr gut zu einer sehr romantisierenden Vorstellung von Menschen, die auf der Suche sind nach Sinn im Leben, nach Zielen, nach sich selbst – und sich dabei verirren. Der „Suchende“ verzweifelt an der Realität, an der Härte des Lebens, er verzweifelt und verliert sich, ergibt sich auf – er wird süchtig. Bei einer Diskussionsveranstaltung mit Jugendlichen sprach ein Präventionsexperte und klärte dieses Missverständnis auf: Sucht kommt nicht von suchen, Sucht  kommt von Siechtum.

Sucht ist demnach der Prozess, der beschreibt welches Schicksal den Süchtigen erwartet: Vom gesunden Konsumenten zu jemanden, der sein Verhalten nicht mehr steuern kann und in der er dann langsam aber sicher in Krankheit und Siechtum endet. Ich habe nie überprüft, ob das wirklich stimmt. Aber es erschien mir sehr plausibel. Der Süchtige verliert vollkommen die Kontrolle über seine Konsumgewohnheiten, er braucht immer mehr, eine immer höhere Dosis des Sucht auslösenden Gegenstands. Der Suchtgegenstand wird schleichend Hauptthema des gesamten Lebens. Alles andere muss sich der Sucht unterordnen: Familie, Freunde, Arbeit, Hobbys, ja sogar die eigene Gesundheit, der eigene Körper, das eigene Leben. Und hierbei scheint es offensichtlich vollkommen egal zu sein, ob es sich um an einen Stoff gebundene oder stoffungebundene Süchte handelt.

Man kann nach allem süchtig werden: Sehr verbreitet bei uns die Sucht nach Nikotin, Medikamenten oder Alkohol. Viele sind süchtig nach anderen (illegalen)  Drogen: Haschisch, Ecstasy, Heroin, Kokain, um nur einige zu nennen. Andere verlieren sich in Dingen, die nicht an einen bestimmten Stoff gebunden sind: wir kennen Sexsucht, wir kennen seit einigen Jahren Internetsucht, wir kennen Spielsucht, wir kennen Kaufsucht, wir kennen Arbeitssucht. Und wenn man einmal die rote Linie überschritten hat, die Kontrolle über seinen  Konsum und sein Suchtverhalten verloren hat, hilft nur radikale Umkehr. In der Regel bedeutet dies lebenslange Abstinenz, mindestens aber ein radikal veränderter Umgang mit dem Gegenstand der Sucht. Das schaffen die allermeisten nicht allein – es braucht Unterstützung, Beistand, Austausch. Die gute Nachricht: Für jede Sucht gibt es Gruppen, denen man sich anschließen kann,  wenn man umkehren will. Auch im Stadtteilzentrum Steglitz treffen sich viele Gruppen, ist Suchtberatung ein Thema. Wichtig ist uns auch das Thema Suchtprävention: Verantwortungsvoller Umgang mit allen suchtfähigen Stoffen und Dingen – wer das lernt ist weniger gefährdet süchtig zu werden. Gerade auch in unserer Jugendarbeit ist dies ein wichtiges Thema.

Über die verschiedenen Aspekte von Sucht und Suchtprävention lesen Sie in dieser Ausgabe unseres Magazins. Wir lesen (und hören in der eBook-Ausgabe dieses Magazins)  von einer Jugendlichen, die sich mit dem Thema Sucht beschäftigt; wir hören und lesen, wie betriebliche Sozialarbeit helfen kann, wenn Sucht am Arbeitsplatz zu einem Problem wird.  Wir erfahren etwas über Präventionsprojekte, die sich (auch in unserem Bezirk) speziell an Kinder und Jugendliche wenden.

Wir hoffen, dass es ihnen die eine oder andere Anregung im Umgang mit dem Thema gibt – gern stehen wir Ihnen hierzu auch in unseren Einrichtungen mit Rat und Tat zur Seite.

Thomas Mampel
Geschäftsführer
Stadtteilzentrum Steglitz e.V.

Das Magazin „Im Mittelpunkt“ können Sie bequem auf allen Ihren Geräten lesen. Es steht Ihnen im ePup-Format oder als interaktives Pdf zur Verfügung. Auch der Einleger mit allen Veranstaltungen und Kontaktdaten kann kann hier als Pdf herunter geladen werden. Zudem finden sie das aktuelle Magazin immer im iTunes Store. In gedruckter Form bekommen Sie das Magazin und den Einleger in wenigen Tagen in unseren Einrichtungen.

Viel Spaß und gute Erkenntnisse beim Lesen!