img_0327Damals hatten wir, die Happylaner, bereits eine „Kloppe-AG“. In dieser hatten die Kinder die Möglichkeit sich nach Regeln zu raufen. Als die Idee vom Jugger immer mehr Fuß fasste, war klar, dass aus organisatorischen Gründen nur eine AG besetzt werden kann. Als in der „Kloppe-AG“ verkündet wurde, dass diese aufgelöst und von Jugger ersetzt werden soll, waren das Murren und die Beschwerden groß. Doch hielten sie nicht lange an, denn als gezeigt und erklärt wurde, was Jugger ist und wie es gespielt wird, war die Auflösung der „Kloppe-AG“ nicht mehr ganz so schwer zu verkraften. So kam es, dass wir zu Beginn der Jugger-AG genügend hellauf begeisterte Kinder hatten, die fleißig mit Bauen und Basteln wollten. Die ersten Pompfen konnten wir bereits am ersten Tag fertig stellen und ausprobieren. Selbstverständlich gab und gibt es immer noch gewisse Regeln einzuhalten. So dürfen wir zum Beispiel keinen Kopf treffen oder mit unnötiger Härte agieren. Mit den Wochen hat sich ein kleiner Kreis von Kindern gebildet, die regelmäßig zur Jugger-AG kommen und gemeinsam erarbeiteten wir die Regeln, Abläufe und Konsequenzen bei Regelverstößen.

Nach jedem Zusammentreffen durften die Kinder ihre neuerworbenen Kenntnisse auf dem Schulhof austesten. So hat sich nach und nach der Kreis der Kinder, der mitspielen wollte, vergrößert. Immer wieder hatten wir Schaulustige am Spielrand, die in der nächsten Woche mitspielen wollte. So konnten wir sehr schnell einen ganzen Spielablauf durch spielen. Also zweimal 120 Steine, plus Wiederholungen und „Strafsitzen“. Hier bei hatten wir unser allererstes Mädchen dabei. Erst ein bisschen vorsichtig und zaghaft, konnte sie später ganz vorne mitlaufen und zeigte keine Scheu schreiend auf ihre Gegnermannschaft zu rennen.

img_6265Mit den weiteren Treffen zur Jugger-AG verlangten die Kinder von ihren Eltern immer häufiger, dass sie später abgeholt werden möchten. Eltern blieben stehen, schauten zu und äußerten wie interessant diese Sportart aussehe. Eine Mutter kam auf mich zu und erzählte: „Ja, ich finde das richtig gut, dass mein Sohn hier die Möglichkeit hat sich ordentlich auszutoben und auch mal ein auf den Deckel bekommt. Und trotzdem lernt er gleichzeitig, nicht immer mit Kraft zu spielen, sondern auch mal mit Köpfchen.“ Eine andere Mama sprach mich an: „Ich wusste gar nicht, dass Jugger auch hier gespielt wird. Ist ja klasse!“ Nun, was soll ich sagen? Dass die Sportart auch bei den Eltern als gut befunden wird, ist wohl eines der schönsten Komplimente an einen Erzieher. Sie wären überrascht, wie soft die Kinder bei diesem Spiel miteinander umgehen. Selbstverständlich kommt es vor, dass ein Schlag unerwartet kommt, heftiger als gewollt oder einfach an die falsche Stelle trifft. Doch es ist sehr schön zu beobachten, dass nach Trostspenden das Spiel immer weitergehen kann.

img_6259In den Sommerferien gab es Jugger als Ferienangebot. Der Stammkreis war begeistert – endlich hatten wir genügend Zeit zu Juggern. Teilweise waren wir vier Stunden am Spielen. Außerdem konnten wir die Turnhalle nutzen, was zur Folge hatte, dass wir ein ganzes Spielfeld aufbauen konnten und zum ersten Mal das Spiel auf dem dafür vorgesehenen Spielfeld spielten. Dadurch blühte das Jugger erst so richtig auf. Denn wir hatten „die alten Hasen“, die die Regeln bereits kannten und konnten und „die Neuen“, die neugierig und unerfahren waren. Die alten Hasen konnten Regeln, Konsequenzen und Abläufe erklären und erläutern. Wegen der hohen Mitspielerzahl konnten wir mehrere Spielabläufe spielen, in denen die alten Hasen die Schiedsrichter sein konnten. Denn für das Spiel benötigt man fünf Schiedsrichter und alle sahen es ein, dass es sinnvoller wäre, wenn die Neuen erstmal unter sich spielen und ausprobieren würden, bevor man dann wieder ein gemeinsames Spiel anfinge.

Immer mehr hat sich das Jugger in unserer Einrichtung durchgesetzt. Bedeutet: Immer mehr Mädchen schauten zu und spielten auch mit. Am Ende der Sommerferien konnten wir sogar einen Spielablauf nur mit Mädchen durchführen.

Mittlerweile sind wir ein gemischter Haufen, auch von Erstklässlern, die gegen Fünftklässler antreten. Und alles nach unseren zwei goldenen Regeln: „Safety first!“ und „Fairplay!“.

Janine Kuhlmann
Ergänzende Förderung und Betreuung an der Grundschule am Insulaner

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