– der richtige Ort für Kinder, Kunst, Kultur

Schon recht früh im Leben machen Kinder ihre ersten Erfahrungen mit Kunst. Ob in der Kita gemalt wird, in der Schule ein Theaterstück oder im Jugendhaus ein Tanz einstudiert wird, immer geht es darum, etwas auszudrücken, darzustellen und zu empfinden. Bei mir war es die Musik, die mich früh prägte und auch später nicht mehr losließ. Musik war für mich das Werkzeug, um Eindrücke, Gefühle und Gedanken zum Ausdruck zu bringen. Diese Ausdrucksmöglichkeit außerhalb der Realität ist für Kinder enorm wichtig, weil sie hier Fantasie, Empathie und ungewohnte Lösungsmöglichkeiten erspielen können und so ihre Fähigkeiten für die reale Welt schulen. Malerei, bildende Kunst, Theater, Tanz, Musik oder auch Literatur u.v.a. sind Kunstformen, die uns in Rollen tauchen lassen und so Erfahrungen zulassen, die der normale Alltag nicht bietet. Musik bot mir immer die Möglichkeit, mich in mich selbst zurückzuziehen oder mich mit anderen auszutauschen und mitzuteilen. Mein Interesse und Talent wurde früh gefördert und da ich die positive Erfahrung mit dieser Kunstform erlebt habe, möchte ich sie anvertrauten Kindern weitergeben.

Seit nunmehr zweieinhalb Jahren bin ich Projektleiter des KiJuNa am Rand des sozialen Brennpunktes Thermometer- und Woltmannweg-Siedlung in Lichterfelde Süd. Das Angebot dieser Einrichtung für Kinder und Jugendliche ist vielfältig und bunt, genauso wie unsere Besucherinnen und Besucher mit ihren Interessen. Ich habe immer wieder festgestellt, welche Freude, welchen Enthusiasmus und welchen Einsatz der eigenen Ressourcen bei Kindern und Jugendlichen durch kunst- und kulturbezogene Projekte freigesetzt werden. Um Kunst zu schaffen bedarf es Fantasie und Kreativität, die in Kindern und Jugendlichen von Natur aus schlummert und ein unvorstellbares Potential darstellt, das es zu entdecken, zu pflegen und zu fördern gilt.

In den vergangenen Jahren haben wir im KiJuNa immer wieder tolle und spannende Projekte in den Bereichen Musik, Theater, Malerei und bildende Kunst durchführen können. Hierzu zählen unter anderem die regelmäßig stattfindenden Workshops „Songwriting und Recording” im Rahmen der Musischen Tage, unser Musical „Cut” mit Schülern der Giesensdorfer Schule zum Thema Mobbing, das Maskenprojekt „Hela Rido“ und die „Hundertwasser-Wochen”. Diese Projekte erfreuten sich in Teilnahme und öffentlicher Berücksichtigung stets großer Beachtung. Darüber hinaus sind Projekte im Bereich der kulturellen Bildung für die Teilnehmenden immer auch ein wichtiger Bestandteil in der Entwicklung ihrer sozialen Kompetenzen. Die Kunst, welche es auch sei, als Sprache zu verstehen, um auch mit Menschen anderer Herkunft und Sozialisierung in Kontakt und Austausch zu treten, ist ein wichtiger Pfeiler im Bereich der integrativen Kinder- und Jugendarbeit insbesondere im Bezug auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrung. Die Arbeit an gemeinsamen Projekten dient der Entdeckung eigener Stärken und Schwächen und fördert die Beteiligten darin, Fähigkeiten zu entwickeln und sie untereinander weiterzugeben. Ein Prozess, der in der Entwicklung von Kunst stets das Einbringen persönlicher und individueller Ein- und Ausdrücke bedarf. Kinder und Jugendliche lernen in dieser Form viel über sich selbst und über die Kraft, die die Arbeit in Gruppen und der Dialog mit anderen freisetzen können.

Die positiven Erfahrungen und schönen Erinnerungen an die vielen Kunst- und Kulturprojekte der letzten Jahre haben in uns einen Plan wachsen lassen, der zum erklärten Ziel wurde: Das KiJuNa soll zu einem Zentrum für künstlerisch kreative Kinder und Jugendliche werden. Jedes Kind soll in seiner bevorzugten Ausdruckform gefördert und unterstützt werden. Gemeinsam wollen wir kleinen Talenten den Raum bieten, den sie brauchen, um ihre ureigene Fantasie ausleben zu können. Das KiJuNa bietet mit seinen Räumlichkeiten und personellen Kompetenzen eine solide Grundlage, um Kindern und Jugendlichen künstlerische und kulturelle Vielfalt anzubieten. Aber auch Künstler, Schauspieler, Theaterpädagogen und Musiker möchten wir dazu einladen, ihre Ideen für Projekte mit Kindern- und Jugendlichen bei uns zu verwirklichen. Projektideen, Workshops, Theaterstücke, Musicals, gestalterische Themenarbeiten … was auch immer mit Kindern umgesetzt werden kann, findet hier Platz und letztlich sein Publikum. Wir wünschen uns ein Haus voll Ideen, voll Fantasie und Spannung.

Das KiJuNa soll ein Ort werden, an dem Kunst in all ihren Formen ge- und erlebt werden kann. Dazu laden wir alle ein – interessierte Jugendliche, Schauspieler, Theaterpädagogen, Kunst-, Musik- und Kulturdozenten, freischaffende Künstlerinnen und Künstler – gemeinsam mit uns ein Zentrum für kreative Arbeit entstehen zu lassen.

Kristoffer Baumann
Projektleiter des Kinder- und Jugendbereichs
KiJuNa – Kinder-, Jugend- und Nachbarschaftszentrum

Ein Beitrag aus dem Magazin „Im Mittelpunkt“ – Juli/August 2016