kieztreff_75Um dem demografischen Wandel in Berlin in den nächsten Jahren gerecht zu werden, haben der Mittelhof e.V. und das Stadtteilzentrum Steglitz e.V. im Frühjahr in Steglitz-Zehlendorf vier Anlaufstellen für Senioren eröffnet. Diese Anlaufstellen dienen als Kontaktstellen für Informationen, der nachbarschaftlichen Hilfe und der Kontaktaufnahme zu anderen Bewohnern des Kiezes.

Im März 2016 fanden vier Workshops zum Thema „Gut älter werden in Steglitz-Zehlendorf“ statt. Zwei Workshops veranstaltete der Mittelhof e.V.  im MGH Phoenix und in der Villa Mittelhof und zwei Workshops wurden vom Stadtteilzentrum Steglitz e.V. im Gutshaus Lichterfelde und im Kieztreff durchgeführt. Zu den Workshops wurden die Fachleute zum Thema „Älter werden“ eingeladen, nämlich die Senioren selber aus dem jeweiligen Kiez in Steglitz und Zehlendorf.

Die Workshops fanden in Form von wechselnden Arbeitsgruppen und einem gemeinsamen Plenum in der betreffenden Einrichtung statt. Die Veranstaltung dauerte jeweils von 10.00 Uhr morgens bis zum frühen Nachmittag. Für das leibliche Wohl wurde selbstverständlich auch gesorgt, so dass eine sehr entspannte, aber doch hoch konzentrierte und ernsthafte Arbeitsatmosphäre entstehen konnte.

In allen vier Workshops wurden die Wünsche der Senioren oder ‚Senioren in spe‘ erarbeitet und auf Flipp-Charts festgehalten. Durch die wechselnden Arbeitsgruppen hatten alle Teilnehmer die Möglichkeit mit jedem anderen Teilnehmer zu diskutieren. Bemerkenswert war, dass in allen vier Workshops, obwohl sie in sehr unterschiedlichen Sozialräumen stattfanden, die gleichen Bedürfnisse und Wünsche formuliert wurden.

Als übergeordnete Themen wurden erarbeitet:

  • Mobilität und Teilhabe
  • Freizeitgestaltung
  • Nachbarschaftshilfen
  • Wohnen
  • Ärztliche Versorgung
  • Finanzen

In den Bereich Mobilität und Teilhabe gehören die Unterrubriken:

  • Anbindung Nahverkehr: barrierefreie Fahrstühle, kurze Taktungen der Busse
  • Ruftaxis/Seniorentaxis / Seniorenparkplätz, nächtliche Begleitung
  • Verkehr: differenzierte Ampelschaltungen für Senioren, mehr überdachte Wartebänke, abgeflachte Bordsteine, behindertengerechte/seniorenfreundliche öffentliche Wege, Fußläufigkeit zu Haltestellen.
  • Teilhabe: Seniorengerechte Sportangebote als Präventionsleistung
  • Bezahlbarer Fahrdienst (evtl. auch Anreiz für Ehrenamtliche Beförderer- Kilometer –Pauschalen, da die Mobilitätsdienste überlastet sind.

Einiges wird schon in Arbeitsgruppen umgesetzt, wie zum Beispiel

  • S-Bhf Nikolassee – Projekt barrierefrei gestalten (Mittelhof) – Die Anlaufstellen dienen als Interessenvertretung

In dem Bereich Freizeitgestaltung gehören die Unterrubriken:

  • Kontaktbörse für Ausflüge ( Kultur, Ausflüge, Reisen, Sport-Bewegung, Spaziergänge, Spiele
  • Plausch-Café – Wohlfühloase ( Orte schaffen, wo sich ältere Menschen wohlfühlen )
  • Regelmäßige Kieztreffs – An-/Bewohner zusammenbringen

in der unmittelbaren Nachbarschaft/Kiezen – Menschen zusammenbringen. Dass Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, sich einfacher treffen können wie zum Beispiel: das eigene Wohnzimmer als Treff zur Verfügung stellen, Wohnungsbaugesellschaften kontaktieren, nach fußläufigen Räumen etc).

Was wurde schon umgesetzt?

  • Freizeittreff 1. Montag im Monat 15.00 – 17.00 Uhr (Villa Mittelhof) , Spaziergänge, Lauftreffs, Museums-und Kinobesuche, Ausflug zum Hochseilgarten Beelitz und Werder
  • Neugestaltung des Cafés ( Phoenix)
  • Spaziergangsgruppe ( Kieztreff)

In dem Bereich Nachbarschaftshilfen gehören die Unterrubriken:

Vermittlung von: Einkaufshilfen, Handwerkshilfen, Begleitdiensten, Fahrdiensten
(alles muss bezahlbar sein, ehrenamtliche erhalten eine Aufwandsentschädigung)

Info-Börse: „schwarzes Brett „Sammlung von Hilfs- und Beratungsangeboten sowie von sozialen Kontakten – Wer, Wo, Was?

Mehr dezentrale Anlaufstellen: für ältere Menschen, zusätzlich zu den vier schon eröffneten Anlaufstellen:
Beratung, Zusammenbringen der Anwohner, Vermittlung an Pflegestützpunkte, Pflegedienste, Fahrdienste, Seniorenlebenshilfe

Kiezkümmerer‘ : Kiezfee, Straßensozialarbeit (Bezugspersonen im Kiez)

Was wurde schon umgesetzt?

  • Schwarzes Brett neugestaltet (Phoenix)
  • Einkaufshilfen (4 Personen im Kieztreff)

In dem Bereich Wohnen gehören die Unterrubriken:

  • Großer Wunsch nach Mehrgenerationen-Wohnprojekten
  • Förderung des sozialen Wohnungsbaus
  • Umverteilung von Wohnraum / Tausch groß gegen klein erleichtern
  • Barrierefreies, seniorengerechtes Bauen

Was wurde schon umgesetzt:

  • Wohntisch (Villa Mittelhof)
  • Beratung – Information in allen vier Anlaufstellen

In dem Bereich Ärztliche Versorgung gehören die Unterrubriken:

  • Forderung/ Wunsch nach Hausbesuchen durch die Hausärzte
  • Flächendeckende ärztliche Versorgung ( nicht nur geballt in Zehlendorf Mitte oder Clayallee)
  • Wunsch nach einer Plattform zum Erfahrungsaustausch

Was wurde schon umgesetzt?

  • Information über Pflicht von Hausbesuchen eingeholt

In dem Bereich Finanzen gehören die Unterrubriken:

  • Grundversorgung im Alter muss gewährleistet werden
  • Zuverdienst-Möglichkeiten für Senioren im gemeinnützigen Bereich
  • Ehrenamt attraktiv gestalten ( z.B. durch Ehrenamts-Pass / Vergünstigungen für berlinweite kulturelle/sportliche Angebote und Teilhabe

Was wird schon umgesetzt?

  • Anerkennungskultur fürs Ehrenamtdurch gemeinsame Stammtische, Ausflüge und Unternehmungen

 

Am 8. Juni 2016 wurden die Ergebnisse der Workshops im MGH Phoenix verschiedenen Vertretern aus der Berliner Verwaltung und der Berliner Politik von den Senioren selbst vorgetragen und es entstand ein lebhafter Dialog über die Wünsche und Bedürfnisse der älter werdenden Generation. Wie immer ist die Diskussionszeit bei solchen Veranstaltungen zu kurz, aber die Senioren und die Vertreter aus Verwaltung und Politik haben sich darüber geeinigt, den Dialog nach den Wahlen weiterzuführen und zu sehen, in welcher Form und wie die Wünsche umgesetzt werden können.

Es ist auch das Ziel noch weitere Anlaufstellen im Bezirk zu eröffnen, um der Mehrheit der Senioren wohnortnah die Möglichkeit zu geben, sich an diesen Stellen zu informieren oder Hilfe zu holen.

Vieles gibt es schon in der Seniorenarbeit, einiges wurde nach den Workshops durch die Beteiligten noch ergänzt und umgesetzt, aber was uns wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass sich Senioren einmischen, sich nicht zurückziehen, sondern sich ruhig breit machen und für ihre Wünsche und Bedürfnisse einsetzen, und dies in jedem Bezirk, in jedem Kiez und in der Politik.

Dies gelingt nur, wenn wir Anlaufstellen haben und Ideenbörsen einrichten, Stammtische regelmäßig stattfinden und die Senioren ernst genommen werden.

Rita Schumann
Projektleiterin Kieztreff