gloves-538264Jungs werden größer, älter und kräftiger. Irgendwann fängt der natürliche Urzeitinstinkt an zu klingeln … Jeder hat den Wunsch der Größte und Stärkste zu sein. Alsbald werden die „Fäuste“ ausgepackt und es wird getestet, wer in der Gruppe die Hose an hat. Ein ganz natürlicher und vor allem wichtiger Prozess des Reifens.

Tja wären da nicht die doofen Erwachsenen, die einem aber auch immer einen Strich durch die Rechnung machen. Dann heißt es: „Packt die Stöcker weg, Lichtschwerter sind verboten, das ist kein Spiel, hört auf euch in den Schwitzkasten zu nehmen, lasst das sein, ihr könnt eh nicht zwischen Spiel und Ernst unterscheiden etc. …!“ Wie man sieht, werden die Kinder in allen notwendigen Entwicklungsprozessen bezüglich Kraft, Stärke, Kontrolle, Einfühlungsvermögen von uns beschnitten. Wir verbieten ihnen Erfahrungen in einem wichtigen Teil ihres Lebens zu sammeln.

Diese Gründe und ein Denkanstoß eines Kollegen, gaben mir den Antrieb die „Raufen nach Regeln AG“ ins Leben zu rufen. Ich machte mir also lange Gedanken, recherchierte Spiele und Sporteinheiten, die dieses Spektrum abdeckten. Und an einem Mittwochnachmittag ging es dann los.

Die frohe Kunde der „Kloppe-AG“ verbreitete sich schnell unter den Jungs. Ich hatte eine nette Spontangruppe, welche völlig euphorisch war – schließlich könne man sich jetzt mal ordentlich gegenseitig verprügeln – so dachten wahrhaftig einige Teilnehmer … Als sie aber merkten, dass wir hier nicht einen hort-internen Fight-Club eröffnen und in der AG strenge REGELN zum Wohlergehen aller Teilnehmer herrschen, war die erste Begeisterung schon etwas getrübt.

Da standen sie nun – 7 starke Jungs, die kein Wässerchen trüben konnte – bereit sich gegenseitig mal gepflegt eins auf den Kopf zu geben – und mussten erst mal eine Aufwärmeinheit absolvieren … Zum Teil völlig außer Atem, gingen die Forderungen los – wir wollen endlich Kämpfen!
So begannen die ersten Spiele, in denen es mit strengen Regeln um das Messen der Kräfte und das Vorhandensein von Taktik ging. In diesem Spiel bestand der einzige Körperkontakt darin, dass sich die „Gegner“ an den Handflächen berühren und so versuchen sich gegenseitig aus einem Kreis zu drücken. Zu wenig Aufregung meinen Sie? Der Meinung waren die Jungs auch … bis der Erste mit dem Fuß über den Teppichboden schürfte und sich so leicht verletzte. Der Zweite wurde so kräftig geschubst, dass er auf dem Boden landete und mit dem Hinterkopf leicht aufschlug.

Diese beiden Vorkommnisse, stimmten die Jungs – bis auf einen harten Burschen – so nachdenklich, dass eine AG ohne jegliche Regeln vielleicht doch nicht das Gelbe vom Ei ist. So trifft sich nun jeden Mittwoch ein fester Kern, der bereit ist körperliche Grenzen zu testen. Auszuloten, wer der Stärkere ist und das alles nach Regeln und unter dem, bei dem Kinder so beliebten Namen Kloppe AG …

Vielleicht denkt der Eine oder Andere nun, was ist mit den Mädchen? Tja, die hatte ich, zugegebener Maßen, in dem ganzen Konstrukt in keinster Weise bedacht. Gut, dass Mädchen viel Geduld haben und ihre Meinung mit Nachdruck vertreten (ja, damit meine ich, dass sie so lange nerven, bis man das bekommt was man möchte. Kenn ich ja – praktiziere ich mit Bravour des Öfteren bei meinem Mann), denn so haben sie mich überzeugt diese AG auch für die Mädchen zu veranstalten. Bis jetzt lief die AG für die Mädchen zwei Mal, und was soll ich sagen, sie stehen den Jungs in nichts nach!

Kathrin Seifert

EFöB an der Grundschule am Insulaner