kieztreff_68 Die Nachbarschaftseinrichtung „kieztreff“ liegt in Lichterfelde-Süd und ist für alle Anwohner ein Ort der Begegnung und Kommunikation. Die Besucher sind ein Abbild der Bevölkerung im Kiez und somit ist es ein multi-kultureller Ort geworden. Hier fühlen sich die türkischen, arabischen, baltischen und natürlich auch die deutschen Anwohner herzlich willkommen.

Neben der unkomplizierten Kontaktaufnahme im Nachbarschaftscafé oder beim monatlichen Brunch, aber auch in verschiedenen Kursen und Gruppen, finden die Anwohner zueinander. Beispiele dafür sind der Englisch-Kurs für Senioren, die Malwerkstatt für Erwachsene, der Deutschkurs für Frauen oder der Kreativ-Nachmittag für Eltern mit ihren Kindern (in Koop. mit Famos Berlin e.V.).

Neben den Senioren und alleinlebenden Erwachsenen besuchen viele Familien die Einrichtung. Die meisten halten der Einrichtung seit Jahren die Treue und lassen uns an ihrem Leben teilhaben. Die Kinder kommen nach der Schule oder dem Hort erst einmal im „kieztreff“ vorbei, um von einer EINS in Englisch oder in Mathe zu berichten oder aber auch, um nach der Hausaufgabenhilfe zu fragen, wenn etwas mal nicht so geglückt ist.

Viele Anwohner kommen in die Beratungsstunden, wenn sie von Problemen gedrückt werden. Die Hilfe beim Schriftverkehr nimmt dabei einen großen Anteil ein, da das „Amtsdeutsch“ erst einmal „übersetzt“ werden muss, um dann gemeinsam einen Antrag auszufüllen, einen Brief oder einen Widerspruch an eine Behörde zu verfassen. Auch die Kontaktaufnahme zu Telefonanbietern bei Problemen oder die Vermittlung an den Pflegestützpunkt gehören zu den häufigen Anfragen.

Die Flüchtlingsarbeit findet sich ebenso in unserer Nachbarschaftseinrichtung wieder. Wir haben die neuen Bewohner in unserem Kiez zum kochen eingeladen. Ein leckeres Mahl stand jedes Mal am Ende des Tages auf dem Tisch und wurde freudig verspeist. Auch in der Flüchtlingsarbeit ist die Hilfe beim Umgang mit den Behörden, Terminierung von Facharzt-Besuchen und vieles mehr, Bestandteil des täglichen Tuns. Die Einbindung der Flüchtlinge in die Einrichtung kann nach einiger Anlaufzeit als durchaus gelungen bezeichnet werden. Immer wieder bemerkenswert ist, wie unkompliziert die Kinder aufeinander zugehen, miteinander spielen und trotz der vorhandenen Sprachbarrieren im Nu das „erste Eis“ brechen. Das wirkte sich auch auf alle anderen Besucher aus und es wurde schnell die Ebene der Unterstützung (Sachspenden, Windeln, Schulmappen etc.) erreicht. Die Flüchtlingsfamilien nutzten gerne unser Angebot in der Einrichtung Kindergeburtstage mit ihren Kindern zu feiern. Dabei wurden wie selbstverständlich auch die Kinder unserer Stammbesucher eingeladen.

Ein ganz besonderer und wichtiger Bestandteil im „kieztreff“ ist das nachbarschaftliche Engagement untereinander. Der „kieztreff“ hat sich zu einer Börse für Hilfe und Hilfeersuchen entwickelt.

– Es sind oft die kleinen Hilfen, die das Leben leichter machen –

Da fährt ein Großvater einen anderen Großvater morgens mit dem Auto ins Krankenhaus zu verschiedenen Untersuchungen. Und das an mehreren Tagen, immer wieder.

Eine andere Besucherin hilft einem älteren Herrn bei den Einkäufen und trägt die schweren Sachen nachhause.

Da wird eine ältere Dame, die unter der Juli-Hitze arg zu leiden hatte, spontan von einem Stammgast mit ihrem Rollator ins Auto gepackt und zum Arzt gefahren.

Oder es wird eine ältere Dame, die gerade von der Sparkasse kam, mit ihren Ersparnissen nachhause begleitet, damit sie sicher zuhause ankommt.

Die Erwachsenen helfen, neben der Schularbeitshilfe, spontan den Kindern bei kniffeligen Aufgaben oder es wird von einer anderen Besucherin immer mal wieder eine Runde Eis für die Kids ausgegeben.

Es wird geholfen beim Anbringen von Balkonkästen und beim Entrümpeln eines Kellers oder es wird für einen alleinstehenden älteren Herrn auch schon mal ein Mittagessen mehr gekocht und es ihm mitgegeben.

Und das Schöne ist, dass dies alles auf Zuruf passiert, ohne lange Listen und Anmeldungen zu schreiben und Aufrufe zu starten.

Wenn jemand Hilfe benötigt, kommt er in die Einrichtung, äußert seinen Wunsch und es findet sich immer Hilfe. Manchmal sofort, manchmal fragen alle so lange herum, bis sich der/die Richtige für diese Aufgabe gefunden hat.

Die Anwohner, die nicht zu den Besuchern der Einrichtung gehören, beteiligen sich ebenso wie selbstverständlich an der unkomplizierten Hilfe. Sie kommen in die Einrichtung und fragen, ob wir Buntstifte, Malpapier (aus einer Druckerei), Gartenmöbel, Spielzeug oder Bastelmaterial gebrauchen können – sie würden es so toll finden, dass der „kieztreff“ die Angebote für die Anwohner anbietet. So kommen wir und unsere Besucher in den Genuss der herzlichen Spenden – und wir brauchten noch nie Buntstifte oder Papier kaufen.

Dieses Füreinander da sein, die gegenseitige Wertschätzung und der Respekt nehmen einen großen Raum in der Einrichtung ein, für Besucher, für Mitarbeiter und auch für die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter, denen an dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön ausgesprochen werden soll. Ich sehe meine Aufgabe für diesen Teil der täglichen Arbeit, den Raum und die Atmosphäre zu schaffen und zu unterstützen, das nachbarschaftliche Hilfe möglich gemacht wird.

– Gemeinsam schaffen wir sehr viel –

Rita Schumann
Projektleiterin Nachbarschaftstreff „kieztreff“

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