Am Anfang war das Chaos …

Und dies galt es zu beheben. Die Ausgangssituation war so, dass jeden Tag die verschiedensten Kinder den Spieleverleih belebten und dies sorgte für Unstimmigkeiten. Es wurde nicht auf Ordnung geachtet, es wurden keine Regeln beachtet, Spielutensilien verschwanden, wurden zerstört und wortlos wieder abgegeben, alles war lieblos.

Nun war die Überlegung: Kinder verursachen großes Chaos ABER sie sind auch die größten im Regeln aufstellen und „Bestrafen“… Klare Lösung, die Verantwortung des Spieleverleihs geht komplett in die Hände der Kinder über. Zuerst stellte ich mir ein paar Richtlinien auf wie: keine Erstklässler, was sollen die Kinder können, welche Fertigkeiten müssen sie mitbringen, wie viel Verantwortung bekommen sie, welche Rechte haben sie usw. … Für mich stand fest, dass ich mich nach einer gewissen Zeit komplett rausziehen möchte und die Kinder wirklich alles was sie allein machen können auch tun sollen.

insulaner_139Schnell fand ich eine Gruppe von 6 Mädels in der Altersstufe 2., 4.und 5. Klasse. Nun trafen wir uns immer donnerstags in unserem Spieleverleih, damit ich die erste Gruppe ausbilden konnte. Ein Name war schnell gefunden. International und offen für alle entschieden sich die Kinder für einer Mischung aus den Wörtern Boys und Girls mit einem schönen Nachwort, welche die Verbundenheit widerspiegeln sollte: BoGi-Bande.

Wir redeten über Regeln und Konsequenzen, über Ordnung und Sauberkeit, stellten bereits vorhandene Strukturen in Frage und ganz wichtig, diskutierten über ihre neue „Machtposition“. Denn mit den Aufgaben mit denen sie jetzt betreut wurden, wuchs natürlich auch ihre Verantwortung. Denn wie geh ich damit mit um, wenn meine aller beste Freundin ihren Ausweis vergessen hat und sich was ausleihen will, was aber ohne Ausweis nicht erlaubt ist … Oder eine Freundin mit der ich heute einen fürchterlichen Streit hatte und die ich momentan nur an die „Wand klatschen“ könnte, möchte sich was ausleihen. Wäre es da nicht super einfach NEIN sagen zu können mit der Begründung, dass sie ne Zicke ist …???

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Die Mädels waren sich schnell einig, was Fairness bedeutet, aber auch, dass es ein harter Job sein wird, an der RICHTIGEN Stelle nein zu sagen. Sie erarbeitet neue Regeln, schafften Ordnung, misteten aus, putzen und schufen sich ihren eigenen neu gestalteten Bereich/Spieleverleih.

Nun läuft unser Projekt schon seit über 3 Monaten und mein Resümee bis jetzt: HERVORRAGEND

Die Kinder nehmen ihren Job wirklich sehr ernst. Sie schrecken auch nicht davor zurück uns Erzieher daran zu erinnern, dass es gewisse Regeln gibt die auch einzuhalten sind. Sie sind Fair aber sehr bestimmt in ihrem Umgang mit den Kindern. In ihrem Umlaufbuch dokumentieren sie besondere Vorkommnisse wie, wer hat den Ball aufs Dach geschossen, wem mussten sie einen Spieleausweis wegen Fehlverhalten abnehmen etc.. Sie haben sich einen Dienstplan erstellt, um eine tägliche Öffnung des Spieleverleihs zu gewährleisten.

insulaner_140Gemeinsam mit mir, haben wir unsere erste Großbestellung erarbeitet. Es war sehr interessant was die Kinder so haben wollten, Dinge auf deren Idee ich nicht gekommen wäre. Nun können sich die Kinder lauter kleine Zelte ausleihen, wir haben kleine Planschbecken für den Sommer angeschafft in denen sich die Kinder abkühlen können. Im Bezug auf unseren großen Sportplatz, der im Sommer keinen Schatten bietet, kam der Wunsch nach Sonnenschirmen und Sonnenliegen, Picknickdecken dürfen natürlich auch nicht fehlen.

Sie nehmen uns wirklich viel Arbeit ab und sind super zuverlässig. Sie opfern ihre wohlverdiente Freizeit für uns, was einmal im Monat mit einer Besonderheit von mir bedankt wird.

Was die Zukunft bringt? Momentan beschaffen wir grad Dienstkleidung, jeder wird ein T-Shirt bekommen auf dem sein Name steht, und dass er Mitglied der BoGi-Bande ist. Auch der Nachwuchs wird gefördert 😉

Meine ausgebildeten BoGi´s werben jetzt neue Kinder an. Diese werden nach einem von uns aufgestellten Plan in die Ausbildung der BoGi´s gehen. Nach einem Monat, tagt der BoGi-Rat und entscheidet, ob die Neuanwärter aufgenommen werden.

Ich bin froh dieses Projekt begonnen zu haben und bin einfach nur stolz auf meine (bis jetzt leider nur) Mädels!!!

Um diesen Artikel zu beenden möchte ich einen Lied von Grönemeyer zitieren der nur allzu viel Wahrheit beinhaltet:

„Gebt den Kindern das Kommando, sie berechnen nicht was sie tun! Die Welt gehört in Kinderhände, dem Trübsinn ein Ende, wir werden in Grund und Boden gelacht.

KINDER AN DIE MACHT!“

Katrin Seifert
Ergänzende Förderung und Betreuung an der Grundschule am Insulaner