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„Wenn ich heute auf mein Berufsleben, auf diese über 40 Jahre zurückschaue, sehe ich, dass ich immer genau den richtigen Job hatte.“

Diesen Satz – und noch einige weitere, schöne Sätze – sagte unser Schulleiter, Michael Füllner am 22.4.2015 gegen 16.00 Uhr. Es war seine letzte offizielle Rede vor dem Kollegium der 10. Integrierten Sekundarschule in Berlin Steglitz, denn Herr Füllner ging an diesem Tag in seine wohlverdiente Pension.

Abschiede gehören natürlich zum Arbeits- und zum Schulleben einfach dazu. Wir entlassen jedes Jahr über hundert Schülerinnen und Schüler ins Erwachsenenleben, LehrerInnen wechseln die Schule und auch innerhalb unseres Teams gibt es immer wieder Veränderungen. Daran sind wir mehr oder weniger gewöhnt.

Es lässt uns jedoch niemals kalt, wenn zum Beispiel Jugendliche, die wir vor vier Jahren noch als „Kinder“ kennengelernt hatten und mit denen wir viele, ganz unterschiedliche Erlebnisse teilen, uns heute verlassen. Ebenso gab und gibt es immer wieder auch Kolleginnen und Kollegen, denen man irgendwie hinterhertrauert, weil sie die Schule, die Stadt oder gleich das Land verlassen haben.

Da jene Abschiede einfach dazugehören, ist es umso wichtiger, dass es eine gelebte, positive Abschiedskultur gibt. Ein Umtrunk im Lehrerzimmer, ein Kuchen für das Team oder auch ein großartiger Abschlussball für unsere Absolventen – dies alles sind stets schöne Veranstaltungen, bei denen man sich gut verabschieden, aber auch die gegenseitige Wertschätzung nochmal richtig feiern kann.

Herr Füllner, unser bisheriger Schulleiter hatte sich für seinen Abschied gar nicht viel gewünscht. Er wollte lediglich, dass auch einige SchülerInnen etwas dazu beitragen. So kam es dann auch. Nur eben von allem etwas mehr und noch viel schöner!

Was tut so ein pensionierter Schulleiter eigentlich fortan, um sich die Zeit zu vertreiben? Diese Frage schien tatsächlich sehr viele Menschen zu beschäftigen. In unterschiedlichen Festbeiträgen wurden dem Neupensionär augenzwinkernd diverse Möglichkeiten vorgeführt, was er demnächst alles anstellen könne.

Unsere Theatergruppe zeigte in kleinen Scetchen, wie Herr Füllners Leben ab jetzt aussehen könnte. Wir sahen ihn an der Playstation zocken und Schüler daran fertigmachen. Auch seine geliebten Skireisen mit Schülern würde er ja weiterhin begleiten – er wäre dann halt nur mehr beim Aprés-Ski. Zweifellos war dieses Schauspiel ein absolutes Highlight dieser Abschiedsveranstaltung. Der lange und inbrünstige Applaus aller Anwesenden war den drei DarstellerInnen unserer TuSch-Theatergruppe dafür absolut sicher.

Andere Schülerinnen und Schüler begeisterten mit einer musikalischen Darbietung. Sie spielten ein Münzkonzert. Mit der scherzhaften Begründung, dass in dieser Schule ja immer etwas fehle und die Ausstattung stets zu wünschen übrig lasse, erklärte Frau Schilbach, die Musiklehrerin, dass die Schüler mit etwas musizieren müssten, was sie selbst dabei hätten. Sie trommelten mit unzähligen, kleinen Münzen auf dem Boden unserer Aula herum und spielten so zwei Lieder. Um sie schließlich dazuzubringen, wieder aufzuhören und – vor allem – um sich den Lebensabend noch etwas besser finanzieren zu können, wurde Herr Füllner nun aufgefordert, sämtliche Münzen einzusammeln. So wurde die Musik nach und nach leiser und die private Rentenkasse des Herrn Füllner ein wenig voller. Diese tolle Aktion war ein Dankeschön der Klassen 10a und 10c.

Aus der 10a – deren Klassenlehrer Herr Füllner war – traute sich sogar eine Schülerin noch, Herrn Füllner und den anwesenden Gästen eine Rede zu halten. Sie berichtete von gemeinsamen Erlebnissen, von kritischen Situationen, in denen ihr „Klassenlehrer Herr Füllner“ stets ein große Hilfe war. Sie sprach auch von dem Verständnis, das die Schüler immer dafür hatten, dass ihr Klassenleiter weniger Zeit für sie hatte als andere. Schließlich habe er ja die Verantwortung für die gesamte Schule zu tragen gehabt. Stellvertretend für ihre Mitschüler dankte sie Herrn Füllner für die gemeinsame Zeit sowie sein Vertrauen und sagte wörtlich: „Sie waren immer der beste Klassenlehrer, den man sich wünschen kann.“ Herrn Füllner – und viele der Anwesenden – berührte sie damit sehr!

Auch unser EFöB-Team hatte sich einige Gedanken bezüglich der näheren Zukunft des frisch gebackenen Pensionärs gemacht. Feierlich und vor den staunenden Augen des Beschenkten übergaben wir ihm unser „Rentenpaket“. Es möge ihm helfen, die Zeit als Pensionär möglichst lange und intensiv zu genießen.

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Zu diesem Zwecke lagen beispielsweise Vitamintabletten „für die ewige Jugend von innen“ oder eine Faltencreme für die „ewige Jugend von außen“ in diesem Paket. Ebenfalls befand sich darin ein Stückchen seines eigenen Golfplatzes – also ein Päckchen mit Grassamen. Damit der ehemalige Sportlehrer sofort mit sportlichen Aktivitäten durchstarten kann, haben wir ihm zusätzlich noch seine neue Joggingstrecke vorbereitet. Hierbei handelte es sich um einen Lageplan des Tierparks Friedrichsfelde. Auf ihm findet der geneigte, sportliche Pensionär sämtliche Wege, Attraktionen aber auch bereitstehende Toiletten verzeichnet.

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Herr Füllner nahm es gelassen, mit viel Humor und auch sichtlich glücklich entgegen. Zu guter Letzt überreichte ihm Andreas Oesinghaus stellvertretend für das Stadtteilzentrum Steglitz e.V. noch Gutscheine für Frühstücke zu zweit im wunderschönen Gutshaus Lichterfelde. Es wäre uns allen eine große Freude, wenn diese Gutscheine dazu dienen könnten, sich bald mal wiederzusehen.

Als letzte „Gastrednerin“ nutzte die zuständige Schulrätin von Steglitz-Zehlendorf, Frau Mosch diese Gelegenheit und bedankte sich herzlich für die geleistete Arbeit des scheidenden Schulleiters. Auch sie hob seine allzeit positive Haltung und sein enormes Engagement hervor. Abschließend übergab sie einen hölzernen Staffelstab an Herrn Harald Leppler und Frau Meike Zorn, die gemeinsam von jetzt an (erstmal kommissarisch) die 10. Integrierte Sekundarschule leiten werden.

Das letzte Wort hatte dann noch einmal Michael Füllner. Sichtlich ergriffen verabschiedete er sich vom Kollegium, dankte allen, die diesen Nachmittag gestaltet und die sein Berufsleben so ereignis- und erlebnisreich gemacht hatten.

Mit seiner Haltung gegenüber Menschen – Erwachsenen wie auch den Jugendlichen – ist er ein tolles Beispiel eines „Lehrers, Pädagogen und auch Erziehers“ (wie er es ausdrückte).

Im Namen des gesamten Teams und des Stadtteilzentrum Steglitz e.V. darf ich an dieser Stelle sagen:

Lieber Michael Füllner,

Vielen, herzlichen Dank für die fast fünf Jahre Kooperation, für ein jederzeit offenes, ehrliches und wertschätzendes Miteinander sowie für ihre Bereitschaft, sich immer wieder auf Neues einzulassen. Wir werden Sie in der täglichen Arbeit vermissen und wünschen Ihnen für Ihr neues Leben als Pensionär alles Gute und viel Vergnügen!

Bis bald!

Sebastian Unger
Projektleiter der EFöB an der 10. ISS