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Jon Wolffsky

Sein Skizzenbuch ist der Fotoapparat, seine Leinwand der Bildschirm und sein Pinsel die Computermaus. Jon Wolffsky nutzt den Computer nicht als Hilfsmittel, er ist der zentrale Entstehungsort seiner Bilder. Wie eindrucksvoll und farbenprächtig diese Werke sind, zeigt er in seiner Ausstellung im Gutshaus Lichterfelde vom 6. März bis 8. Mai 2015. Betrachter können sich davon überzeugen, dass sich der virtuelle Entstehungsort und eine konventionelle Ausstellung nicht gegenseitig ausschließen, sondern im Gegenteil eine Bereicherung und Weiterentwicklung der bildnerischen Kunst sind.

Schon Mitte der ’80er Jahre hat Jon Wolffsky sich für die Computertechnik interessiert. Anfang der ’90er entdeckte er Photoshop als Bildbearbeitungs-Programm für sich und hat seither konstant damit gearbeitet. Photoshop gilt seit seiner ersten Version 1990 bis heute als der Marktführer der Bildbearbeitung-Programme und besticht durch seinen Funktionsumfang im Bereich der Pixelgrafik und der Druckvorstufe. Gerade dieser Funktionsumfang ist es aber auch, der Achtung vor jedem Nutzer wachsen lässt, der sich gut in dem Programm zu bewegen weiß. Was dieses Werkzeug in den Händen eines studierten Malers und Kunstpädagogen bedeutet, zeigt Jon Wolffsky in eindrucksvoller Form. Er hat das Handwerk und die Möglichkeit, traditionelle Kunst mit modernster Technik zu verbinden.

Ausgangspunkt eines jeden Werkes sind zwei Fotografien. Die Motive dafür ergeben sich aus Spaziergängen in Berlin oder Reisen in andere Länder. Hat er zwei Aufnahmen ausgewählt, werden sie im Bildbearbeitungs-Programm in einer Abfolge von etwa 50 Arbeitsschritten vorbereitet. Dabei werden die Aufnahmen beispielsweise geglättet oder vereinfacht. Ist das geschafft legt er beide Aufnahmen übereinander und modifiziert sie weiter. Der Hintergrund wird geändert, die Farbe angepasst oder geändert, zeichnerische Aspekte kommen dazu, Bildelemente werden verändert oder kombiniert und vieles mehr. Jon Wolffsky lässt sich durch seine Arbeit lenken, nie kann er sagen was tatsächlich entstehen wird oder das Ergebnis aussieht. Zwar hat er bei Beginn durchaus eine Idee, die aus dem Objekt und der Aussage der Aufnahmen resultiert, den Verlauf der Arbeit bestimmt jedoch das sich entwickelnde Motiv. Der Arbeitsprozess kann sich durchaus derart entwickelt, dass ihm das Motiv nicht mehr gefällt. In dem Fall bricht er ab, ist jedoch nicht enttäuscht, wie man vermuten könnte, sondern beginnt erneut mit Elan eine weitere Arbeit. Die gelungenen Ergebnisse schaffen den Weg zum Druck und werden auf matten Papier verewigt. So ist die Leinwand des Bildes nicht wie in der konventionellen Malerei der Ort des Arbeitsgeschehens, sondern dient als Träger des Werkes für Ausstellung und Wand.

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Jon Wolffsky

 

Wer hier neumodischen Kram oder oberflächliche Kunst vermutet fehlt ganz erheblich. Die digitale Bildbearbeitung ist die konsequente Weiterentwicklung der Druckgrafik, wie Jon Wolffksy gerne anführt. Nicht nur Andy Warhol, viele Künstler der Pop-Art zum Beispiel, wären dankbar gewesen, hätten sie die Möglichkeiten gehabt, die diese Bildbearbeitung eröffnet. Aber – sie ist ein Handwerk und das muss nun einmal gelernt sein um der gekonnten Anwendung zu einer überzeugenden Bildaussage zu verhelfen. Jon Wolffksy hat Anfang der ’60er sein Kunststudium an der Central School of Arts and Crafts in London begonnen, weiter sich dem Studium der Kunstpädagogik, Kunstgeschichte und Philosophie in Berlin gewidmet. Auch das Arbeitsleben war als Kunstpädagoge, Pädagogischer Leiter der Staatlichen Museen bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Pädagogischer Leiter und Dozent für Kunstwissenschaft und Gestaltungslehre und anderem, von der Kunst als solches bestimmt. Dennoch sagt er von sich, dass er in Bezug auf Photoshop erst nach 20 Jahren zu der bildnerischen Form und Aussage gekommen ist, die dem entspricht, was er gesucht hat. Ob er den Pinsel, die Leinwand, alte Techniken vermisst, verneint er und ist in seiner Begeisterung für das Moderne sehr authentisch.
Jon Wolffsky

Jon Wolffsky

Am 6. März wird die Ausstellung im Gutshaus Lichterfelde, Hindenburgdamm 28, 12203 Berlin, mit einer Vernissage um 18.00 Uhr eröffnet. Eine wunderbare Gelegenheit den Künstler, die Werke und die Technik, die dahinter steht kennenzulernen. Reale Bildwelten, surrealistisch verändert, laden zum Betrachten, Hinterfragen und Bewundern ein. Und auch die Frage, wie sich die bildnerische Kunst weiter entwickeln wird, dürfte ein durchaus interessantes Thema sein.
Anna Schmidt
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit