szs_cut_das-musical Mobbing ist ein Thema mit dem sich Kinder bereits in der Grundschule auseinandersetzen. Dies passiert häufig unfreiwillig durch die Beteiligung an Mobbing-Situationen in der Schule, ob als Täter, Opfer, Dulder oder Schlichter. Zahlreiche Grundschulen bieten spezielle Angebote zur Aufklärung über Mobbing und dessen Folgen an. So auch die Giesensdorfer Schule. Hier werden die Kinder durch gezielte Angebote und Projekte zu diesem Thema für Mobbing sensibilisiert und lernen bestimmte Situation zu verstehen und mit ihnen umzugehen. Das Stadtteilzentrum Steglitz e.V. als Kooperationspartner der Giesensdorfer Schule hat im vergangen Jahr ein weiteres Projekt zum Thema Mobbing ins Leben gerufen. Ziel des Projektes ist es, Kinder bereits frühzeitig für das Thema Mobbing und den Umgang mit Verantwortung und Schuld zu sensibilisieren um die gegenseitige Akzeptanz zu stärken. 

Nachdem wir bereits im Jahr 2012 erfolgreich das Kindermusical „Winni Wackelzahn“ mit Schülerinnen und Schülern der Giesensdorfer Schule auf die Bühne gebracht haben, lag die Idee nahe, die Musik auch in dieses Projekt einfließen zu lassen. Die Idee für das Musical „CUT“ war geboren. Im November 2013 haben wir mit der Arbeit am Musical begonnen. Zunächst in einem Workshop, bei dem die Schülerinnen und Schüler der fünften Klassen in vier Gruppen aufgeteilt wurden: Autoren, Schauspieler, Tänzer und Bühnenbildner. Den musikalischen Part übernahm die Schulband der Giesensdorfer Schule „Karacho“. Nachdem die Kinder sich in die Gruppen aufgeteilt hatten, ging die kreative Arbeit am Musical los. Zunächst fanden sich acht Kinder zusammen, die gemeinsam das Skript für das Stück erdachten. In sechs Workshops entstand dieses Skript, was als Grundlage für das „Drehbuch“ diente. Auf dieser Basis wurden die Szenen definiert und Dialoge ausformuliert.

Im Februar 2014 traf der Schauspiel-Workshop das erste Mal zusammen. Die Rollen wurden verteilt und seither wurde fleißig geprobt. Es ist beachtlich, welches schauspielerische Talent die gesamte Gruppe mitbrachte. Die Kinder lernten die Figuren des Stücks immer besser kennen und begannen sich mir Ihren Rollen zu identifizieren. Aber nicht nur die Schauspielerinnen und Schauspieler waren dabei ihre Parts einzustudieren. Auch die Tanzgruppe trafft sich wöchentlich, um die Choreographien zur Musik zu lernen und zu proben. Hierbei entwickelten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Verständnis dafür, Emotionen durch Bewegung zur Musik auszudrücken. Ebenso wurden die Songs, die für dieses Musical geschrieben wurden, von den beteiligten Bands überarbeitet und geübt. Die Vorfreude auf die Premiere war riesig.

Am 20. Juni 2014 war es dann soweit. Eltern, Kinder, Lehrer und alle Interessierten waren eingeladen, der Premiere von „Cut“ beizuwohnen. Das Lampenfieber aller Beteiligten stieg kurz vor der Aufführung ins nahezu unermessliche. Als der Vorhang fiel waren alle voll da. Vor gut gefülltem Haus im KiJuNa zeigten sich Schauspieler, Musiker und Bühnenbildner von ihrer besten Seite. Für alle Zuschauer war deutlich sichtbar, dass sich alle Beteiligten nicht nur auf ihre Rolle fokussierten, sondern sich vor allem im Rahmen der Vorbereitung eingehend mit dem ganzen Thema auseinandergesetzt hatten. Alles passte zusammen.

Als Projektleiter des Musical-Projekts bin ich überwältigt vom Stolz auf dieses Team von Kindern und ihre Leistung. Der Erfolg gibt uns Recht. Das Publikum zeigte sich nach der Aufführung begeistert vom Gesehenen. Die Kommentare und Gespräche der Eltern im Anschluss zeigten, dass die Arbeit am Musical ihr Ziel nicht verfehlt hatte. „Da erkennt man sich wieder“, sagte ein Vater über einen Dialog zwischen Vater und Sohn im Stück. „Man weiß ja als Elternteil oft nicht, wie schlimm es wirklich ist. Es hilft zu Verstehen, wenn man das mal aus diesem Blickwinkel betrachtet.“ Diese Aussagen zum Musical zeigen, dass es sinnvoll ist, sich auf anderen und nicht ausschließlich theoretischen Wegen dem Thema Mobbing zu nähern. Im Großen und Ganzen hat das Stück sowohl Teilnehmer als auch die Zuschauer stärker zum Nachdenken angeregt als ich es im Vorfeld für möglich gehalten hätte.

Auch Wochen nach dem Projekt gibt es immer wieder Rückmeldungen von Leuten, die sich im Nachgang noch mit dem Stück auseinandergesetzt haben. Sie bringen uns immer wieder auf Ideen, wie wir das Stück zukünftig noch optimieren können. Ich kann anderen Schulen nur empfehlen, sich auf kreative Art und Weise mit dem Thema Mobbing auseinanderzusetzen. Der reine theoretische Input reicht häufig nicht aus, um tatsächlich etwas in den Köpfen von Kindern und Eltern zu bewegen. Mit einem Augenzwinkern rate ich aber jeder Schule, sich bei uns zu melden, damit wir (vielleicht als Einstieg in eine schulische Projektarbeit) mit unserem Musical die Schule besuchen und es vor Schülerschaft, Lehrern und Eltern aufführen. So geben wir allen Schulen die Möglichkeit, sich durch unser Projekt inspirieren zu lassen. Es ist erstaunlich, wie kreativ und diszipliniert die Schülerinnen und Schüler in ihren Rollen auf Aufgaben aufgehen. Besonders zu bemerken ist, dass dieses Musical, wie beschrieben aus den Köpfen und Federn von Schülerinnen und Schülern der fünften Klasse stammt. Wir freuen uns auf zahlreiche weitere Auftritte.

Kristoffer Baumann
Projektleiter KiJuNa – Kinder-, Jugend- und Nachbarschaftszentrum