Was wäre, wenn ich plötzlich auf der anderen Seite stehe. Meine Perspektive wechsele. Nicht mehr Mitglied im Team bin, sondern in die Rolle der Eltern oder Kinder schlüpfe, die uns täglich besuchen. Die TeamkollegInnen der EFöB an der Giesensdorfer Schule haben sich diesem Rollenwechsel gestellt und sind in die jeweils andere Position gerutscht. So sind einige der KollegInnen selber Eltern und haben eigene Vorstellungen, was sie als solche von einer guten EFöB erwarten würden. Sie haben Kinder und kennen die Erwartungen und Wünsche des eigenen Nachwuchs. Oder wie stellen sich ErzieherInnen die Gedanken der Kinder vor? Ein solcher Rollenwechsel hilft immer, die eigene Position zu hinterfragen, Lücken zu suchen und neue Ideen für die eigene Arbeit zu finden. Aber auch zwischen den Zeilen zu lesen, was sich die Erzieher idealer Weise wünschen oder an der eigenen Arbeit schätzen. Lesen Sie selbst:

Robert Mertens stellt sich seinen Sohn Timo in der EFöB vor:
Ich stell mir vor, mein Kind besucht die EFöB der Giesensdorfer Schule. Mein Kind erzählt viel vom Hort, so bekomme ich auch schon morgens vor der Schule mit, wie sich mein Kind auf den Hort freut, um dort mit seinen Freunden zu spielen und viele tolle Dinge zu tun und zu erleben. Natürlich bin ich auch neugierig und beobachte immer wieder gerne im Frühdienst oder am Nachmittag, wenn ich mein Sohn Timo aus dem Hort abhole, was er dort gerne macht und mit wem er gerne spielt. Zugegeben, manchmal beobachte ich ihn auch heimlich aus der Ferne. Ich erinnere mich noch, als Timo seine erste Zeit im Hort hatte und sich erst einmal an so viele neue Kinder und die neuen Erzieher gewöhnen musste. Im Kindergarten war auch alles etwas anders. Timo war ein Kind von zwanzig in seiner Gruppe und er war einer der älteren Kinder. Nun muss er sich erst einmal wieder drauf einstellen, ein kleineres Kind von so vielen zu sein. Den Einstieg im Hort hat er jedoch sehr schnell bekommen. Nach nur eins bis zwei Wochen fühlte er sich sehr wohl und wollte immer möglichst lange da bleiben. Wir als Eltern bekommen ja nicht alles aus dem Hortalltag mit, aber ich denke, dass die Erzieher auch sehr bemüht sind, mit viel Wertschätzung den Kindern gegenüber zu stehen und ihnen den gewissen Halt zu geben, den die Kinder brauchen. Ihnen scheint es wichtig zu sein, dass jedes Kind seinen Platz im Hort hat und sich jeder mit der tollen Hortgemeinschaft, die einen besonderen Stellenwert hat, geborgen fühlen kann. Wenn ich Timo aus dem Hort abhole, bin ich manchmal erschrocken, wie laut es ist und zugleich eine solch gute Stimmung herrscht. Die Kinder spielen, lachen, toben, befinden sich in Wochenaktionen oder genießen ein bisschen Ruhe im Fantasieraum. Die Kinder sind halt überall und so passiert es auch manchmal, dass ich Timo nicht auf Anhieb finden kann. Ich habe als Vater auch Verständnis, wenn ich einen Erzieher nach Timo frage, dieser mir nicht immer sofort sagen kann, ob er hinten oder vorne ist. Oft haben die Erzieher es ja in ihren Listen vermerkt, wo Timo sich gerade befindet, aber wenn er sich gerade im Freispiel oder auf der Toilette befindet, ist es manchmal schwer ihn direkt zu finden. Oft ist Timo im Spiel so vertieft, dass ich ihn dabei nicht immer gleich herausziehen möchte.
Ich versuche, wenn es mir möglich ist, für das Abholen immer noch ein paar Minuten mitzubringen, so dass Timo sein Spiel beenden darf und er hinterher natürlich auch mit aufräumen kann. Für mich ist es wichtig zu erfahren, was Timo im Hort erlebt hat und wie er sich so macht. Deshalb suche ich regelmäßig den Kontakt zu den Erziehern und frag einfach einmal nach. Die Horterzieher nehmen sich immer gerne die Zeit und berichten mir über den Tag von Timo. Natürlich lese ich auch gerne den Monatsreport, wo ich vieles erfahren kann, was passiert ist und was in der nächsten Zeit ansteht. Ich bin sehr zufrieden und fühle, dass Timo im Hort gut aufgehoben ist.

Susanne Riedel übernimmt die Rolle einer kritischen Mutter:
Meine Tochter geht mittlerweile in die zweite Klasse und ist somit ein „gestandenes“ Hortkind. Wenn ich sie am Nachmittag abhole, plane ich oft ein bisschen Zeit ein. Tue ich das nicht, bereue ich es schnell. Das liegt daran, dass sie – anders als ich oft – nach einem langen Tag in Schule und Hort nicht so schnell nach Hause will. Auch wenn mich das schon oft in Zeitnot gebracht hat, bin ich darüber sehr glücklich.

Ich bin begeistert vom Monatsreport, der unglaublich viel Transparenz schafft und mir das Gefühl gibt gut über den Nachmittagsalltag meiner Tochter im Bilde zu sein. Denn ich habe eins von den Kindern, die auf die Frage, wie es denn heute in der Schule und im Hort war, immer mit gut … toll … wunderbar – also unglaublich differenziert – antworten. Oder auf die Frage: „Was hast Du denn heute gemacht?“ folgt ein knappes „Nichts“, wahlweise auch „Hab ich vergessen …“. Daher vielen Dank für die ausführlichen Informationen!

Apropos Informationen – da fällt mir allerdings auch ein, dass ich leider schon das Gefühl hatte, dass der Informationsfluss innerhalb des Teams von Zeit zu Zeit ins Stocken gerät. So ist es mir schon passiert, dass ich einer Erzieherin eine wichtige Info über mein Kind gab, die dann aber nicht an Alle weitergegeben wurde. Trotz der bestimmt beträchtlichen täglichen Informationsflut, wäre es wünschenswert, wenn hier wirklich Verlässlichkeit bestünde. Ich weiß, die meisten Informationen meinerseits wurden weitergegeben, aber es bleiben nun einmal eher die Momente im Gedächtnis hängen, bei denen es nicht funktioniert hat. Das ist total unfair, aber Realität. Diese Kritik ist mein Elternding (und dennoch wichtig) und hat nichts mit dem zu tun, wie meine Tochter sich im Hort fühlt. Ich hole immer ein glückliches Kind ab, dass sich noch nicht von seinen Freunden und den Dingen, die es gerade tut trennen möchte. Durch die offene Arbeit im Freizeitbereich hat meine Tochter zudem nicht nur Kontakt zu Kindern aus ihrer Klasse, sondern sowohl Freunde aus den Parallel- sowie höheren Klassen. Das schafft über den Hortalltag hinausgehend ein großes Gemeinschafts- und Zugehörigkeitsgefühl meiner Tochter zu ihrer Schule und trägt meines Erachtens nach erheblich zu ihrem allgemeinen Wohlbefinden bei.

Sind wir dann endlich zu Hause, bekomme ich oft doch noch einen ganz direkten Einblick in den Alltag meines Kindes. Meistens fällt ihr nämlich beim gemeinsamen Abendessen ein, dass es doch eine gute Idee war, heute mit nach Hause zu kommen und nicht im Hort zu bleiben. Denn bei uns ist das Essen besser und abwechslungsreicher – findet mein Kind. Ein Grund, immerhin.

Claudio Thomas stellt sich so vor, wie Eltern die EFöB wahrnehmen könnten …
„Hmhh, ich glaube ich habe den falschen Beruf gewählt. So viel Kaffee wie hier getrunken wird, kann man ja gar nicht trinken, oder? Hat Heute jemand Geburtstag oder ist es normal, dass es ständig Kaffee und Kuchen gibt? Naja, ich werde mich mal auf die Suche nach meinem Kind begeben. Vielleicht ist es ja im Sportraum. Man o man, was kommt mir denn da für ein Geräuschpegel entgegen?“ denkt sich ein Vater.

„Ach so, verstehe, Herr Mertens und Herr Thomas duellieren mal wieder im Tischtennis. Nachdem ich alle Räume abgeklappert habe, bei den Hausaufgaben war, die Büsche im Garten abgegrast habe, finde ich mein Kind schließlich in der Mensa beim Schach spielen. Und wie das dann so ist, vergeht fast eine Stunde bis ich mein Kind dazu gebracht habe, sich mir anzuschließen und den Heimweg einzuschlagen. Aber dies zeigt mir doch, wie gerne mein Kind im Hort ist. Es hat hier seine Freunde, kann sich an einer toller Nachmittagsgestaltung beteiligen und wird von einem buntem Erzieherteam begleitet, das seine Arbeit kompetent und Gewissenhaft wahrnimmt, und das ohne den Humor zu verlieren.“ 🙂

Darin El-Haddad hat sich Gedanken gemacht, was ein Kind aus seiner Sicht in unserer EFöB braucht:

Was ich als Kind brauche:

Ich brauche Menschen, die einfühlsam auf mich eingehen.
Ich brauche Menschen, die mich nicht unter Druck setzten.
Ich brauche mein Spaß am Lernen.
Ich will mich wohlfühlen.
Ich brauche meine Freunde.
Ich brauche Hilfe, wenn ich ärger mit meinen Freunde habe.
Ich brauche jemanden, der mir hilft meine Konflikte zu lösen.
Ich brauche jemanden, der mich lobt.
Ich brauche jemanden der mir Mut macht, das zu sagen, was mir durch den Kopf geht.
Ich brauche jemanden, der mir sagt, ich brauche keine Angst zu haben, wenn mir etwas nicht gelingt.
Ich brauche eine zuverlässige Bezugsperson, die mich da unterstützt, wo ich sie gerade brauche.

Katja Reinhardt hat sich einmal in die Kinder versetzt, wenn sie zum Mittagessen kommen:
Jeden Tag um 11.45 Uhr (es hat gerade zum Ende der Pause geklingelt) stellen wir uns vor der Mensatür an und warten auf jemanden, der uns das Essen ankündigt. Doch hinter mir wird gedrängelt und – manno, die schubsen! „So, seid bitte leise!“ rufen Frau Reinhardt und Herr Scholze. Aber hinter mir quatschen sie immer noch. „Pssssst“ sage ich ihnen entgegen. „Sei doch selber ruhig!“ „Heute gibt es …!“ Ohhhh mist. Jetzt habe ich nicht zugehört. „Was gibt es?“ – Ohh, wir dürfen rein gehen.

„Ja, ich habe die Hände gewaschen! Da, schau!“ Wo gehe ich jetzt hin? Öhm … Och, da ist es schön. Teller holen, Besteck (Messer UND Gabel!!!). „Ey, ich bin aber nach dir dran!“ Na, dann hole ich mir eben erst einmal etwas zum Trinken. Joar, lecker. „So, wir machen jetzt die Anmeldung. Seid bitte alle mal leise. Ich mache jetzt die Anmeldung.“ sagt Frau Reinhardt. So, jetzt muss ich zuhören und bei meinem Namen „JA!“ rufen. Ach ja, jetzt in Ruhe essen und mit meinen Freunden quatschen – super.

Waldemar Lang  beschreibt einen Tag in der EFöB aus Sicht als neuer Teamkollege:
Wenn man morgens in den Neubau der Giesensdorfer Grundschule hereinkommt, ist es noch ruhig, aber belebt. Man tritt über die Türschwelle und freut sich die Kollegen zu sehen und auf die Kinder, die bereits da sind. Die Kinder in der VHG nutzen die Zeit bis zum nächsten Unterricht um gemeinsam zu spielen oder eine Kleinigkeit zu Essen. Es ist eine entspannte Atmosphäre, die man mit den Kindern verbringt. Im Unterricht unterstützt man bis zur EFöB-Zeit die Kinder, wenn sie Fragen haben oder auch Sorgen. Nach kürzester Zeit ist man ein Ansprechpartner geworden, da die Kinder mich offen empfangen. In der EFöB-Zeit ist man am Anfang noch unsicher, ob man etwas vergisst, da es vieles zu beachten gibt, doch die Kollegen unterstützen einen, wodurch man schnell an Sicherheit gewinnt. Man lernt eine Menge Kinder und ihre Interessen kennen und stellt häufig Gemeinsamkeiten fest. Gemeinsam spielt und lernt man bis sich alle nach und nach verabschieden. Dann auf dem Heimweg ist man froh, den Tag dort verbracht zu haben und freut sich auf den nächsten Tag. Sowohl mit Spaß als auch auf alle neuen Herausforderungen.

Das Team der EFöB an der Giesensdorfer Schule